Mit vergleichsweise moderatem Trainingsaufwand und der ihr eigenen lockeren Einstellung hat sie sich kontinuierlich weiter entwickelt. Sie wurde im Nachwuchsbereich mehrfach bayerische und deutsche Meisterin, dann 2013 Mannschaftseuropameisterin der Juniorinnen mit dem Luftgewehr und vor wenigen Wochen nun Doppelweltmeisterin in den Disziplinen Luftgewehr und Kleinkaliber 3 x 20 – jeweils im Team.
Erster Erfolg im Jahr 2005
Neun Jahre nachdem sie beim Schnupperschießen des Bad Bernecker Ferienprogramms das erste Mal ein Gewehr in der Hand hatte, ist sie – zumindest bei den Juniorinnen – ganz oben angekommen. Auch das Schnupperschießen hat sie natürlich gewonnen. „Ihr Talent war nicht zu übersehen“, sagt Erwin Kurz, Vorsitzender der Bad Bernecker Schützengesellschaft, Nina-Laura Kreutzers Heimatverein.
Hier schießt auch ihr Vater Günther. Er ist Förderer und Motivator in Personalunion. Dazu auch noch Chauffeur, Fan und ein bisschen Trainer. „Manchmal hat er mich ganz schön gedrillt“, erinnert sie sich an ihre Anfangszeiten. Ihr Vater entgegnet schmunzelnd: „Ich habe nur ein bisschen angetrieben.“
Zusammen mit Mutter Andrea und Nina-Lauras Freund Tobias schafft Günther Kreutzer das Umfeld, das die Schützin nach eigener Aussage braucht, um auf hohem Niveau zu schießen. Ihr Vater hat sie damals auch zum Schnupperschießen geschickt, obwohl sie nur wenig Lust darauf hatte. Aber dieser erste kleine Erfolg im Sommer 2005 im Schützenkeller des Bad Bernecker Kurhauses darf wohl als Initialzündung für ihre bisherige Karriere gewertet werden. Hier machte es zum ersten Mal klick.
Einstellung muss sich ändern
Nun aber muss es das zweite Mal klicken, nachdem Kreutzer altersbedingt von den Juniorinnen zu den Damen wechselt. Hier beginnt das Spiel von neuem. Wahrscheinlich befindet sie sich sogar am Scheideweg. Wolfgang Nickl sagt das nicht so deutlich, man muss es eher zwischen den Zeilen lesen. Er lobt Kreutzer zunächst für ihre Effizienz und auch dafür, dass sie immer da ist, wenn es drauf ankommt. Und vor wichtigen Wettkämpfen sei sie sehr wohl bereit, auch im Training die Schlagzahl zu erhöhen. „Sie ist halt ein Mädchen, das mit geringem Trainingsaufwand große Leistungen abrufen kann. Und das nutzt sie bislang voll aus.“
Dass es bei den Damen automatisch so weitergeht, wie es bei den Juniorinnen aufgehört hat, daran allerdings zweifelt ihr Trainer stark. Sie werde mehr investieren müssen, wenn sie einmal auf der ganz großen Bühne schießen wolle, bei den Olympischen Spielen beispielsweise.
„Ich bin zuversichtlich“, sagt Nickl, „dass sie mit zunehmendem Alter und auch jetzt mit dem Einstieg ins Berufsleben die Flausen verliert, dass es klick macht und sie eine etwas andere Einstellung findet.“ Und dann betont er noch einmal: „Sie hat die Voraussetzungen.“
Und Nina-Laura Kreutzer selbst? Die kommt, angesprochen auf eventuelle Olympia-Ambitionen, ins Grübeln. „Olympische Spiele – das wär schon was“, sagt sie, hält kurz inne, überlegt und fügt dann hinzu: „Das zu schaffen wäre schon echt cool, aber auf Teufel komm raus muss es nicht sein.“