Landestagung berät über Verunglimpfung im Internet Weißer Ring warnt vor Cyber Mobbing

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 Foto: red

Am Ende stehen nicht selten Tragödien: Jugendliche verunglimpfen andere im Netz und machen sie dort regelrecht fertig – Stichwort Cyber Mobbing. Es war Schwerpunkt der Landestagung des Weißen Rings in Bindlach am Samstag. 61 Außenstellenleiter und Mitarbeiter kamen dort zusammen, um darüber zu beraten, wie sie der Herausforderung begegnen können. Im Mittelpunkt stand der Film „Escape the fate“, der in der Region entstanden ist.

 
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„Wir stehen am Anfang einer Lawine“, warnte Alfons Hrubesch, Leiter der Außenstelle Kulmbach, angesichts der Entwicklung, die Opfer unter Jugendlichen und Kindern fordert. Hrubesch ist der Regisseur des Films „Escape the fate“, der zeigt, wie das Cyber Mobbing unter Jugendlichen abläuft und welche Tragödien es auslösen kann. Hrubesch wies auf die verzweifelten Betroffenen hin, die häufig keinen Ausweg mehr sehen und sich das Leben nähmen. „Wir müssen helfen, weitere Opfer vermeiden“, legte der frühere Polizeibeamten den Anwesenden an Herz.

„Wir erleben eine unglaubliche Hilflosigkeit an Schulen“, äußerte Claudia Kiefer, Außenstellenleiterin des Weißen Rings in Altdorf, Kreis Nürnberger Land. Nach ihren Worten stünden Lehrer und Schulpsychologen im Cybermobbing ohnmächtig gegenüber und blieben passiv. Mit eindringlichen Worten appellierte Claudia Kiefer an ihre Kollegen: „Bleiben Sie an den Eltern dran.“ Der allzu freie Umgang von Heranwachsenden mit dem Internet, sozialen Netzwerken und Mobiltelefonen gründe auf einer falschen Deutung von deren Selbstständigkeit durch viele Eltern. Häufig fehle Jugendlichen die Reife, um verantwortungsbewusst mit den modernen Kommunikationsmitteln umzugehen. „Die Elternverbände sind entsetzt“, so die Außenstellenleiterin über die Situation in den Schulen. Der Schlüssel, um wirksam gegen das Cybermobbing vorzugehen, liege zunächst im Elternhaus.

Opfer seien häufig traumatisiert

Auf Anfrage sagte Josef Wittmann, der Landesvorsitzende Bayern-Nord, Stalking, sprich Nachstellen, und Mobbing beschäftige den Weißen Ring in Nordbayern in zunehmendem Maße. Tendenziell nehme auch die Gewaltbereitschaft zu. Häusliche Gewalt ziehe sich durch alle gesellschaftlichen Schichten, häufig sei auch Alkohol im Spiel. In Nordbayern habe der Weiße Ring 4500 Mitglieder und 192 ehrenamtliche Mitarbeiter. Die Zahl sei stabil. Im vergangenen Jahr leistete allein der Landesverband Bayern-Nord 819 Mal Opferhilfe. Dazu genüge häufig ein Gespräch, während in einer Vielzahl von Fällen jedoch auch materielle Unterstützung dringend erforderlich ist. Wittmann: „Sehr häufig sind Opfer auch traumatisiert und bedürfen einer psychotherapeutischen Behandlung. Da vermitteln wir professionelle Hilfe. Wie Wittmann erklärte, funktioniere die Zusammenarbeit mit der Polizei, den Justizbehörden und der Versorgungsverwaltung sehr gut.

Anders verhalte es sich auf Bundesebene. Bei 53.000 Mitgliedern seien die Mitgliederzahlen und die Spenden rückläufig. Wie sehr die Opfer von Kriminalität auf den Weißen Ring angewiesen sind, belegen folgende Zahlen: Seit der Gründung der Organisation 1976 wurden in Bayern-Nord 16 096 finanzielle Opferhilfen geleistet. Im Bund waren es 302.351 Fälle.

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