Sechs Tanzpaare am Rosenmontag im AWO-Seniorenzentrum Weidenberger Berschla lassen Balltradition aufleben

Von Moritz Kircher
Auftanzen zum Burschenball im AWO Seniorenheim Weidenberg. am Foto: Ronald Wittek Foto: red

Ein ungeschriebenes Gesetz besagt: Wer dreimal mit derselben Frau zum Burschenball in Weidenberg geht, muss sie heiraten. Gestern Nachmittag ließen sechs ehemalige Tanzpaare vom Burschenverein Ehrenkranz die Balltradition wieder aufleben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sie tanzten für die Bewohner des AWO-Seniorenzentrums, unter ihnen die ehemalige Postwirtin Frieda Heinrich. Bei ihr fanden über Jahrzehnte die Bälle statt. Frieda Heinrich hat die Gaststätte „Zur Post“ 43 Jahre lang betrieben. „Dreimal im Jahr gab’s den Berschlaball“, erzählt sie. Zu Fasching, Pfingsten und den Herbstball. Nun sitzt sie in der ersten Reihe und schaut den Tanzpaaren begeistert zu.

„Sie war Wirtin durch und durch“, berichtet Werner Schwenk, Haustechniker bei der AWO. Er hat seine Ehefrau beim Berschlaball kennengelernt. Streng sei sie gewesen, die Frieda. „Bei den Männern hat sie immer ganz genau darauf geachtet, dass der Anzug richtig sitzt.“ Und der Ablauf an den Balltagen war genau geregelt. Um 15 Uhr war Einmarsch für die Tanzpaare. Zutritt hatte nur, wer eingeladen war. „Sonst ließ die Frieda die nicht in den Saal“, erinnert sich die Weidenberger Seniorenbeauftragte Helga Ordnung.

Die Feier ging bis in die frühen Morgenstunden

Sie hatte die Idee, die ehemaligen Tanzpaare zum Rosenmontag einzuladen. Sie meldete sich zuerst beim ehemaligen Berschla Thomas Dumbach, der vor 15 Jahren beim Ball das Tanzbein geschwungen hatte. „Ein Anruf, dann waren alle dabei“, sagt er. Dreimal trafen sie sich, um die Tänze von damals einzustudieren. Dann legten sie im Seniorenzentrum eine fast fehlerfreie Partie aufs Parkett.

Das Gastspiel dauerte nur eine halbe Stunde. Früher war das anders. Ganz anders. Werner Schwenk erzählt, dass es nach dem Burschenball zum Abendessen bei der Ballmutter ging. Um 20 Uhr kamen dann alle wieder im Postsaal zusammen zur öffentlichen Feier. Um Mitternacht wurde die Quadrille-Francaise getanzt, die die Tanzpaare auch gestern zum Besten gaben. „Dann war der förmliche Teil vorbei“, sagt Schwenk. Betonung auf „förmlicher Teil“. Denn gefeiert wurde bis in die frühen Morgenstunden.

Frieda Heinrich: "Mir hat's richtig gut gefallen"

Seit 2007 ist es vorbei mit dieser Tradition im Untermarkt. Nach dem Pfingstball schloss die Post. Das Vereinsleben beim Burschenverein Ehrenkranz, den es seit 1868 gibt, ist kurz darauf eingeschlafen. Auch zum Bedauern von Helga Ordnung, die eigentlich vom Burschenverein Concordia im Obermarkt kommt, der noch existiert.

Die ehemalige Postwirtin Frieda Heinrich hatte gestern ihren Spaß. „Mir hat’s richtig gut gefallen“, sagt sie. Und vielleicht lebt die Tradition irgendwann wieder auf. Als die ehemaligen Berschla nach dem Ball zusammensaßen, wurden schon Pläne für künftige Veranstaltungen geschmiedet.

Bilder