Weiberwirtschaft: Nach Sonntag ist Schluss

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In der achten Saison schließen die drei Schwestern endgültig die Stalltüren: Sie beenden ihre Weiberwirtschaft im Wonseeser Ortsteil Kleinhül. Am Sonntag, 29. Mai, ist die Gastwirtschaft unter der Regie der drei Frauen zum letzten Mal geöffnet.

 
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Die Abschiedsanzeige, die Angelika Deuber vor einigen Tagen geschaltet hat, kam für viele überraschend. Hatten sie und ihre Schwestern Petra Bernreuther und Karin Witte doch seit sieben Jahren das Gasthaus mit viel Liebe und Idealismus bewirtschaftet. Familien und Stammtische feierten hier, Wanderer, Spaziergänger und Fahrradfahrer kehrten ein, speisten und tranken in dem umgebauten Kuhstall und im Biergarten. Nun, in der achten Saison, ziehen sich die "drei Weiber von der Wirtschaft" zurück.

Kreative Gastroideen

An Ostersonntag 2009 haben die drei Schwestern als Pächterinnen der Bauernstubn in Kleinhül begonnen. Angelika Deuber, die Älteste, kann auf vier Jahrzehnte Erfahrung in der Gastronomie zurückblicken. Sie war unter anderem im Tanzcenter Deuber in Modschiedel, im Bistro Noblesse in Bayreuth, in der Diskothek Le Train in Bamberg und in der Stazione, einem umgebauten Bahnwärterhäuschen in München, tätig. Mit ihrer Schwester Karin gründete sie das Unternehmen Art Kontour, Event- und Gastronomiekonzepte. Sie organisieren und entwickeln Ideen für Veranstaltungen und übernehmen das Catering. Von März bis Dezember 2014 führten sie zudem die Küche des Golfclubs Oberfranken in Thurnau.

Markenzeichen: Individualität

"Auch die Weiberwirtschaft trägt unsere individuelle Handschrift", sagt Angelika Deuber, die sich fränkisch-italienischer Küche und Kultur, verbunden mit Ausstellungen und Konzerten verschrieben hat. In das von Architekt Berthold Hofmann denkmalgerecht renovierte Bauernhäuschen habe sie sich sofort verliebt, schildert die lebhafte Chefin. "Wir hatten tolle Gäste und konnten unser eigenes Konzept und unsere eigenen Rezepte einbringen." Das Lachen der Frauen war manchmal bis hinaus in den Biergarten zu hören. "Es kamen immer wieder Gäste zu uns in die Küche und fragten, ob sie mitlachen dürfen", erzählt sie.

Fränkische Fröhlichkeit und Idealismus

Doch alle Drei haben hauptberuflich andere Jobs und betreiben die Weiberwirtschaft nur nebenbei. "Mit fränkischer Fröhlichkeit und einer großen Portion Idealismus", so die 57-Jährige, seien sie ans Werk gegangen. Anfangs hatten sie Mittwoch bis Sonntag geöffnet, später nur noch von Freitag bis Sonntag, an Feiertagen und zu vorangemeldeten Feiern. "Wir werden ja auch nicht jünger", sagt Petra Bernreuther, die jüngste der drei Schwestern. "An meinem 50. Geburtstag sollte eigentlich Schluss sein." Und jetzt wolle sie in Zukunft wirklich etwas kürzer treten. Die körperliche Anstrengung mache sich einfach bemerkbar. "Ich kann mich an Tage erinnern, an denen ich von früh um 5.30 bis abends um 22 Uhr auf den Beinen war."

Fast ganze Familie im Einsatz

Von den Schwestern kann jede alles, die Küche oder den Service übernehmen. Das alles habe lange funktioniert, weil die ganze Familie zusammengeholfen habe, sagt Angelika Deuber. "Unsere Mutter bäckt noch immer den Kuchen für uns." An Fronleichnam gibt's von Mama Sophie Bienenstich und Rhabarberkuchen nach fränkischem Rezept. Alle drei Schwestern und Bruder Detlef Zenk feierten in Kleinhül den 50. Geburtstag, die Mutter den 80. "Ich liebe das alles", sagt Angelika Deuber lachend und fügt hinzu: "Die Liebe ist das eine, die wirtschaftliche Bilanz das andere." Deshalb wolle sie sich künftig mehr ihrer "Herzerlwerkstatt" widmen, die sie mit ihrer Tochter Daniela in München betreibt. Die Filzherzen in Lebkuchen-Optik - Anstecker mit Namen, Mundartsprüchen und Kosewörtern - haben sich zum Verkaufsrenner auf Volksfesten entwickelt.

Abschied von den Gästen

Auf einem Notenständer liegt das fünfte Gästebuch. Zeichnungen, kleine Gedichte, Danksagungen, Grüße zeugen davon, wie gut es dem Besuch gefallen hat. "Ein Mal wurde geschrieben: Wir waren schon in Stockholm, London und Rom - und hätten nie gedacht, dass es in Kleinhül eine Fünf-Sterne-Küche gibt." Die Rouladen mit Seranoschinken und Silberzwiebeln, die Sauren Zipfel in Zwiebel-Karotten-Balsamico-Sud und das Bauernstubn-Chili werden die Stammgäste sicherlich vermissen. Wie es in Kleinhül weitergeht, dazu wollte sich Eigentümer Hofmann auf Nachfrage noch nicht äußern. "Mir wird im Moment viel angeboten", sagt Angelika Deuber. "Es kann sein, dass es die Weiberwirtschaft irgendwann in anderen Räumen wiedergibt." 

Info:Abschiedsparty von 12 bis 20 Uhr mit Buffet und Musik und Schnellzeichner Klaus Häring (15 bis 18 Uhr), Reservierungen unter 09274/947043, 0160/93837224.

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