„Weder zum Täter noch zum Opfer werden“

Von Christina Holzinger

Derzeit schult das Bayerische Rote Kreuz in Bayreuth einige Mitarbeiter in Gewaltpräventionsmaßnahmen. Mit dabei waren auch Verwaltungsangestellte, die häufig besonders engen Kontakt mit Fremden haben. Pressesprecher Tobias Schif und der Dozent Roland Rausch erklären, wie im Berufsalltag auf Gewalt reagiert werden soll:

 
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Wieso machen Mitarbeiter des Roten Kreuz ein Anti-Gewalt-Training?

Tobias Schif: „Wir haben viele Mitarbeiter, die sich in ihrem Berufsalltag in Situationen begeben, die für sie gefährlich werden könnten. Deshalb ist es für uns wichtig, unsere Mitarbeiter so zu schulen, dass sie in solchen Situationen weder zum Täter noch zum Opfer werden. Obwohl Gewalt gegen Rettungskräfte nicht alltäglich ist, hat sich der Ton uns gegenüber verändert. Deshalb setzen wir auf Präventivmaßnahmen, wie dieses Seminar, um Verletzungen zu verhindern.“  

In welchen Situationen werden die Mitarbeiter mit Gewalt konfrontiert?

Roland Rausch: „Die meisten Sanitäter sind nicht darin geschult, wie sie darauf reagieren sollen, wenn sie von Menschen – oft auch unter Drogeneinfluss – angegriffen werden. Wir haben deshalb trainiert, wie man sich und den Kollegen korrekt sichern kann, damit beide nicht verletzt werden. Ich kann natürlich in der Kürze der Zeit keine Kampfkunst unterrichten, bringe den Teilnehmern aber bei, wie man sich aus einer Umklammerung löst oder einen Stockschlag abwehrt. Wenn ein Sanitäter mit einem Stock angegriffen wird, versucht er instinktiv, rückwärts wegzugehen, um nicht verletzt zu werden. Das ist aber falsch. Denn irgendwann geht ihm die Kondition aus oder man steht mit dem Rücken zur Wand. Wenn man mit einem Stock angegriffen wird, muss man sich an den Gegner anschmiegen, um nicht verletzt zu werden.“  

Was raten Sie den Teilnehmern des Seminars im Umgang mit Gewalt?

Roland Rausch: „Die Teilnehmer lernen nicht nur rechtliche Grundlagen, damit sie sich selbst nicht strafbar machen, sondern auch verschiedene Techniken, mit denen sie mit einem Minimum an Gewalt den Gegenüber stoppen können. Bei mir fängt die Deeskalation schon im Verbalen an, denn nahezu jeder Konflikt kann mit Worten gelöst werden. Aber auch die mentale Vorbereitung auf den Dienst, sich also darauf einzustellen, welchen Menschen man begegnen könnte, ist wichtig. Wir schulen die Mitarbeiter auch darin, Situationen korrekt einzuschätzen, denn dann können sie schon von Vornherein mehr Abstand zu potentiell gefährlichen Menschen halten. Erst wenn diese Maßnahmen nicht greifen, sollten die Mitarbeiter mit Gewalt reagieren.“

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