Bei bestimmten Details zur Tat schweigt die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen Was wir über den Mord wissen und was nicht

Von Manfred Scherer
Ein 88-jähriger Bayreuther war am Mittwoch, 12. April, gegen 23.15 Uhr mit schwersten Verletzungen in seinem Haus in der Innstraße 3 gefunden worden. In dem Haus waren alle Schränke und Schubladen durchwühlt worden. Foto: Eric Waha Foto: red

Die Gewalttat am Roten Hügel, der am vergangenen Mittwoch ein 88-jähriger Mann zum Opfer gefallen war, war offenbar ein Mord. Der Fall wirft viele Fragen auf, etwa nach Tötungsart und einer Tatwaffe und nach einem möglichen Motiv. Gibt es schon so etwas wie eine „heiße Spur“? Und: Wer hat die Polizei informiert?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Dass die Kripo in Richtung eines Mordvorwurfes ermittle, bestätigte Polizeisprecherin Anne Höfer auf Anfrage. Zu einem möglichen Motiv, über die Tötungsart und zu einer Tatwaffe sagte Höfer: „Dazu können wir derzeit keine Angaben machen. Jetzt Details bekannt zu geben, wäre hinsichtlich der Überführung von Verdächtigen unklug“. Zu einer „heißen Spur“ wollte Höfer nichts sagen, sie sprach von „mehreren Ermittlungsansätzen“. Die derzeit etwa 20-köpfige Ermittlungsgruppe „Inn“ soll laut Kurier-Informationen aufgestockt und zur Sonderkommission werden.

Das wissen wir: Das Opfer Friedrich K. wurde vergangene Woche am späten Mittwochabend mit schwersten Verletzungen in seinem Haus in der Innstraße 3 gefunden. Der 88-Jährige starb am Karfreitag im Krankenhaus. Die Polizei soll am Mittwoch gegen 23.15 Uhr durch einen Anruf informiert worden sein, wonach im Haus von Friedrich K. eine Straftat geschehen sein könnte. Am Tatort fanden Streifenpolizisten eine offene Haustüre, im Haus den nicht mehr ansprechbaren Friedrich K. und durchwühlte Schränke und Kommoden. Etwa zwei Tage arbeitete die Spurensicherung am Tatort. Kriminalbeamte befragten Nachbarn und begannen mit der Prüfung der Lebensumstände des Opfers. Bekannt ist: Der 88-Jährige lebte sehr zurückgezogen.

Was wir nicht wissen: Weder über die genaue Todesursache noch über eine Tatwaffe macht die Polizei offizielle Angaben. Aus „ermittlungstaktischen Gründen“  sagt Polizeisprecherin Höfer. Das  heißt: Details,  die nur ein möglicher Täter wissen kann, dürfen nicht öffentlich bekannt werden, um eine spätere  Beweisführung vor Gericht nicht zu erschweren. Keine Auskünfte gibt es auch zur Frage, ob an dem Haus in der  Innstraße Einbruchsspuren gefunden wurden und ob aus dem Besitz des Opfers Wertgegenstände fehlen. Für eine Klärung der Frage nach Wertgegenständen braucht die Kripo Zeugen und Erkenntnisse,  die  eine Aussage darüber zulassen, welche Wertgegenstände vor der Tat vorhanden gewesen waren.

Wie der Stand der Ermittlungen ist: Laut Anne Höfer ist die Obduktion des Opfers soweit abgeschlossen, das Gutachten stehe jedoch noch aus. Parallel laufen neben den intensiven Ermittlungen auch die Auswertung der zahlreichen Spuren, auch hinsichtlich DNA.

Was Spekulation ist: Welche Art von Mord vorliegen könnte, sollen laut Pressesprecherin Höfer die Ermittlungen zeigen. Laut Strafgesetzbuch könnte ein Raubmord vorliegen, wenn das Fehlen von Wertgegenständen festgestellt werden würde. Ein so genannter Verdeckungsmord läge vor, wenn ein Täter etwa bei einem Einbruch ertappt wurde und er den 88-Jährigen als Zeugen zum Schweigen bringen wollte.

Wer die Polizei von der Straftat in der Innstraße informiert hat und woher der Anruf kam, darüber macht die Polizei zurzeit keine Angaben.

Was für die Ermittler wichtig ist:Die Stunden vor und nach dem Verbrechen aufzuhellen. Menschen zu finden, die sich zeitnah zum Mittwochabend, 12. April, im Bereich des Tatortes aufgehalten haben. Menschen, die andere Menschen oder Fahrzeuge gesehen haben, möglicherweise Kennzeichen benennen können. Zeugen zu finden, die vor der Tat noch Kontakt zu Friedrich K. hatten: Selbst scheinbar nebensächliche Informationen können dabei eine Rolle spielen. Etwa, ob der Rentner etwas ungewöhnliches erzählt hat, ob er Besuch erwartete. Nach wie vor unklar ist die Rolle zweier Männer, die kurz vor Tat, am 12. April zwischen 20 und 21 Uhr am Roten Hügel in Tatortnähe beobachtet wurden. Sie sollen von der Straße Richthofenhöhe kommend die Donaustraße hinauf in Richtung Innstraße gegangen sein. Einer der Männer, etwa einsfünfundsiebzig groß, soll auffallend muskulös gewesen sein und ein weißes T-Shirt getragen haben.

Wer Hinweise für die Kripo hat, meldet sich unter Telefon 09 21/506 0.

Bilder