Auf Wunsch von Betroffenen müssten Facebook & Co. zudem eine „Richtigstellung mit der gleichen Reichweite“ im Netz verbreiten. Oppermann bestätigte, dass er mit Kauder nach der Weihnachtspause aktiv werden wolle.
Diskussion um Pressrecht für soziale Netzwerke
Eine Diskussion entbrannte auch um die Idee, soziale Netzwerke unter das Presserecht zu stellen. Der medienpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Marco Wanderwitz (CDU), zeigte sich offen für einen Vorstoß seines Parteifreundes Ruprecht Polenz, Facebook bei der Haftung für Inhalte wie Presseverlage zu behandeln.
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) lehnte eine Ausdehnung des Presserechts auf Online-Netzwerke strikt ab. Bei Facebook und anderen Diensten handele es sich nicht um Medien, sondern um technologiegetriebene Plattformen. Der DJV-Vorsitzende Frank Überall erinnerte im „Handelsblatt“ daran, dass es längst die sogenannte Verbreiterhaftung gebe, nach der der Foren-Betreiber zu belangen ist, wenn strafrechtlich Relevantes verbreitet werde.
Kontrolle von innen und außen
Zu den Maßnahmen gegen „Fake News“, die Facebook nach massiver Kritik für die USA ankündigte, gehört die Zusammenarbeit mit externen Fakten-Check-Spezialisten aus der Medienbranche. Außerdem solle es einfacher werden, Fake News zu melden, kündigte das weltgrößte Online-Netzwerk in einem Blogeintrag an.
Auch die Algorithmen, die darüber entscheiden, welche Artikel im Newsfeed der Mitglieder auftauchen, sollen angepasst werden. Wenn ein Beitrag von Nutzern nicht geteilt wird, nachdem sie ihn gelesen haben, könne das als Warnsignal in die Gewichtung einfließen, erläuterte der zuständige Facebook-Manager Adam Mosseri.
Schließlich wolle Facebook konsequenter die Einnahmequellen der Autoren gefälschter Nachrichten austrocknen. Im US-Wahlkampf sollen einige ein gutes Geschäft damit gemacht haben, aufsehenerregende Nachrichten zu erfinden: Sie wurden von Nutzern angesehen und weiterverbreitet – und die dabei angezeigte Werbung ließ bei den Autoren die Kassen klingeln.
dpa
Glossar:
Fake News: Falschnachrichten, die im Netz – insbesondere in sozialen Netzwerken – verbreitet werden. Nach Expertenansicht hatten gezielte Falschnachrichten bei Facebook deutlichen Einfluss auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl.
Post: Ein Eintrag eines Nutzers in einem sozialen Netzwerk wie Facebook, Twitter, Instagram usw. Posts bei Facebook können Texte, Bilder, Video- und Audiodateien sowie Links zu anderen Facebook-Seiten oder externen Websites enthalten.
Falschnachrichten sind auch in Bayreuth nicht unbekannt. Im September verbreitete sich bei Facebook eine Geschichte über einen vermeintlichen Vorfall mit drei Asylbewerbern, die eine Frau bedrängt haben sollen. Im Nachhinein erwies sich diese Geschichte als frei erfunden.
Bis dahin war sie aber schon mehr als tausendmal geteilt worden. Zahlreiche Menschen in und um Bayreuth nahmen für bare Münze, was ein Facebook-Nutzer öffentlich gepostet hatte. Der Autor des Posts behauptete, die Polizei habe einer Frau, die von Asylbewerbern bedrängt wurde, nicht helfen wollen; außerdem schrieb der Autor, dass der „Nordbayerische Kurier“ sich weigere, über den Vorfall zu berichten.
Als der Kurier der Sache nachging, stellte sich bald heraus, dass der Mann eine im Netz kursierende asylfeindliche Geschichte kurzerhand an Bayreuther Verhältnisse angepasst und verbreitet hatte, wohl wissend, dass sie sich niemals so zugetragen hatte. Auf die Frage, warum er das getan habe, erwiderte er lediglich: „Weil das in unserem Land nicht so weitergehen kann. Wir sind doch nicht deren Sklaven.“
Als der „Nordbayerische Kurier“ den Post an die Polizei weiterleitete, entschuldigte der Autor sich: „Ich habe [die Geschichte] geglaubt, ohne sie zu überprüfen.“ cb