Kritik an Festspielleitung wegen nicht zugänglicher Archive Was noch im Verborgenen liegt

Florian Zinnecker
 Foto: red

Nach der Umbesetzung des „Fliegenden Holländers“ wegen einer Hakenkreuz-Tätowierung häuft sich die Kritik an der Festspielleitung. Diese gehe nicht transparent mit der Vergangenheit des Festivals um. Katharina Wagner kontert: „Ich halte nichts unter Verschluss“, sagte sie dem Kurier.

 
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Es gebe eine Fülle an Büchern und wissenschaftlichen Publikationen zu diesem Thema. Allerdings erschwere der seit Jahrzehnten schwelende Familienstreit die Offenlegung der fraglichen Archive. Wie berichtet handelt es sich dabei um einen Teil der Nachlässe Siegfried Wagners, der von 1908 bis zu seinem Tod 1930 die Festspiele leitete, sowie dessen Witwe Winifred, Festspielleiterin von 1930 bis 1944.

Die eine Hälfte dieser Nachlässe gehören zum Richard-Wagner-Nationalarchiv und sind bereits wissenschaftlich aufgearbeitet; ein anderer Teil befinde sich – angeblich in einem weißen Schrank verwahrt – im Besitz von Winifreds Enkelin Amelie Hohmann, der Tochter von Wagner-Enkelin Verena Lafferentz-Wagner. Hohmann habe den Schrank nach Winifreds Tod 1980 nach München geschafft und halte ihn seither unter Verschluss. Was sich im Inneren des Schrankes befinde, sei unbekannt. Die Festspielleitung erwägt nun – nach mehreren ins Leere gelaufenen Anfragen – nach Auskunft ihres Anwalts Michael Brand rechtliche Schritte.

Nachlass lagert über Schreinerei

Ein weiterer Teil des Nachlasses von Winifred und Siegfried Wagner lagere in einer Kammer über der Schreinerei auf dem Festspielgelände. Dieser Nachlass – der nach Auskunft Katharina Wagners Briefe und Bücher der beiden sowie Wieland Wagners Kinderbibliothek enthalte – befindet sich in der Gewalt der Erbengemeinschaft, die etwa dem Kurator der Ausstellung „Verstummte Stimmen“, Hannes Heer, unter anwaltlicher Aufsicht Zugang gewährt habe.

Den privaten Nachlass des langjährigen Festspielleiters Wolfgang Wagner habe Katharina Wagner nach seinem Tod komplett dem Historiker Peter Siebenmorgen übergeben. Ein tatsächliches Archiv der Bayreuther Festspiele selbst gebe es nicht – was sich seit 1951 angesammelt habe, sei an mehreren Stellen im Festspielhaus gelagert und wurde nach dem Ausscheiden Wolfgang Wagners der Richard-Wagner-Stiftung überantwortet.

Der Intendant der Bayerischen Staatsoper, Nikolaus Bachler, hatte den Festspielleiterinnen am Montag in einem Interview Verlogenheit vorgeworfen, nachdem der Bassbariton Evgeny Nikitin wegen eines Hakenkreuz-Tattoos von seinem Engagement zurückgetreten war. Bachler warf den Halbschwestern vor, mit dem Finger auf andere zu zeigen, „weil man mit der eigenen Geschichte ein Problem hat“.

Foto: Archiv

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