Das Hobby von Heike Bierl: Die Lehrerin malt Tiermotive auf ausgeblasene Eier Was macht eine Vegetarierin an Ostern?

Von Kerstin Goetzke
Heike Bierl und ihre kleinen Kunstwerke: Je nach Größe und Aufwand sitzt sie 15 bis 20 Stunden an einem Ei. ⋌Foto: Kerstin Goetzke Foto: red

Was macht eine Vegetarierin an Ostern? Ganz einfach: Sie malt Tiermotive auf ausgeblasene Eier. Heike Bierl bemalt, färbt und graviert ausgeblasene Eier. Und wenn sie damit fertig ist, hat sie zwischen zehn und zwölf bepinselte Ostergeschenke für Freunde und Familie. „Jedes Jahr suche ich mir ein bestimmtes Motiv aus und das male ich dann auf alle Eier“, sagt die 53-Jährige.

 
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Auf den meisten ihrer Gemälde befinden sich detailgetreu abgebildete Tiere. „Ich liebe die Natur und die Tiere“, erklärt sie. Da liegt es nahe, diese für ihre Kunst auszuwählen. Für ihren Mann bemalt sie Hobbymalerin immer ein besonderes Ei und schenkt es ihm. Und für sich als Erinnerung behält sie auch immer eins, das dann an dem Osterstrauch in ihrem Esszimmer hängt.

Bemaltes Straußenei

„Unten steht die Jahreszahl dabei, damit ich mich immer erinnere, wann ich was gestaltet habe.“ Ihrem Mann hat sie zu seinem 50. Geburtstag ein großes, bemaltes Straußenei geschenkt. Mit dem Abbild seines Hundes darauf. Da der Liebling der Familie zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben war, hat sie zur Vorlage ein Foto genommen. So ähnlich macht Heike Bierl das auch mit den anderen Tieren: „Ich habe unter anderem ein Vogelbuch und suche mir daraus immer schöne Szenen, die ich auf die Eier umsetze.“ Blumen zu malen, ist eigentlich leichter findet sie. „Aber einmal habe ich mich an Rosenranken versucht, das war schon sehr anspruchsvoll“, gibt sie zu.

Zum Gravieren der grundierten Hühnereier ist die Nitzlbucherin eher zufällig gekommen. Testweise hatte sie sich im Bastelladen einen günstigen Dremel — also das Gravierwerkzeug — gekauft und sich in dem Handwerk probiert.

Von der Kalkschale abgekratzt

Denn anfänglich hatte sie die Farbe noch mit einer Stecknadel von der Kalkschale abgekratzt. „Das hat lange gedauert und war sehr anstrengend“, erinnert sie sich. Zu dem guten Dutzend bemalten Eiern kommen pro Ostersaison noch mal zwischen 30 und 40 gravierte. „Das geht schnell, für eins brauche ich gut 15 bis 20 Minuten, dann bin ich normalerweise damit fertig.“ Die Bemalten sind da schon aufwendiger: Denn erst zeichnet die Lehrerin für Werken und textiles Gestalten das Bild mit Stiften vor und setzt es Pinselstrich für Pinselstrich mit dem Farbkasten um, bevor sie das Ei abschließend lackiert. Je nach Größe und Aufwand sitzt sie 15 bis 20 Stunden an einem Kunstwerk.

Kleider gebastelt

Das Malen begeistert sie schon von Kindesbeinen an: „Wenn ich bei meiner Oma war, habe ich sie gefragt, ob sie ausgeblasene Eier hat, die ich gestalten kann. Dann habe ich sie mit Gesichtern verziert und aus Stoffresten meiner Oma Kleider gebastelt“, erinnert sich Bierl.

Als sie größer wurde, hat sie sich auf Ostermärkten weitere Ideen von Ausstellern geholt und sie nach und nach zu Hause umgesetzt und perfektioniert. Dabei ist es für sie wichtig, bei Tageslicht zu malen. Das künstliche Licht verfälscht die Farben. „Deshalb sitze ich zum Arbeiten meist im Schneidersitz an meinem Balkonfenster“, erklärt sie.

Was macht Heike Bierl eigentlich außerhalb der Osterzeit? „Dann gestalte ich Bilder mit Acryl, bemale Holzstelen, gebe Malkurse für Kinder oder zeichne Porträts mit Kohlestiften.“ Und wenn nicht zu Hause, dann bastelt sie für zusätzliche Schulprojekte, wie dem Wartehäuschen, das ein Mosaik bekommt oder verziert ausgediente Stühle.