Referenten beim Pegnitzer Wirtschaftstag blicken optimistisch in die regionale Zukunft Warum Oberfranken so gut ist

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Es war wieder viel los beim Wirtschaftsflinderer in Pegnitz. Foto: Klaus Trenz Foto: red

So manche sehen ihn ja immer noch als Treff der Großkopferten, der Promis – den Pegnitzer Wirtschaftstag, auch Wirtschaftsflinderer genannt. Weil er eben - heute in der 30. Auflage – in jene fünfte Pegnitzer Jahreszeit fällt, in der Woche für Woche in einer anderen gastronomischen Einrichtung Deftiges der kulinarischen Art nebst Spezialbier kredenzt wird.

 
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Doch diese Veranstaltung ist eben mehr als das, sie ist Netzwerkpflege, ist Stelldichein von Vertretern aus Wirtschaft, Verbänden und Behörden, die sich oft nur an diesem Tag sehen. Und sie ist Schauplatz wegweisender Referate. So wie gestern im Schützenheim am Zipserberg.

Keine städtische Veranstaltung mehr

Inzwischen hat der Wirtschaftskreis der Stadt die Organisation übernommen, das Ganze ist seit drei Jahren keine städtische Veranstaltung mehr. Was seitdem auch üblich ist: Es gibt keinen Hauptreferenten mehr, sonder deren zwei. Wie in diesem Fall Oberfrankens Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz. Sie sprach über die Aufbruchstimmung im Bezirk trotz des oft zitierten demografischen Wandels.

Denn dieser sei nicht nur zu beklagen, er biete auch viele Chancen. Weil er eben buchstäblich etwas mit dem Begriff Wandel zu tun habe. Weil das auch bedeute, dass immer mehr ältere Menschen in dieser Region leben – „das bedeutet, wir werden immer älter.“ Weil immer mehr junge Menschen ihren beruflichen Werdegang ins Ausland bis nach Australien verlegen und danach nicht selten mit einem frischen Blick von außen in ihre Heimat zurückkehrten.

Es brummt in Pegnitz

Die Wirtschaft boome in Oberfranken, Pegnitz sei mit gerade einmal drei Prozent Arbeitslosenquote ein Musterbeispiel für diese positive Entwicklung. Eine Entwicklung, der auch das Landesamt für Statistik Rechnung tragen müsse. Wurde doch die Jahreszahl, nach der Oberfranken mit Blick auf die Einwohnerzahl unter eine Million wandere, seit Jahren nach oben korrigiert.

Im aktuellen Zahlenwerk von 2016, das bis 2035 reiche, komme diese Ziffer gar nicht mehr vor. Das Fazit von Piwernetz: Oberfranken ist in jeder Hinsicht bestens aufgestellt und damit für die Zukunft gewappnet. Nur müsse man sich auch noch mehr trauen, dafür zu werben: „Wir müssen aggressiv an unserem Image arbeiten.“

Schöpfen und Zerstören

Referat Nummert zwei. Da sprach mit Prof. Torsten Eymann von der Universität Bayreuth einer, der schon im Jahr zuvor Gast war. Einer, den alle noch einmal hören wollten. Weil er so gut war, weil so viel Wichtiges zu sagen hatte. Diesmal widmete er sich dem Thema „Schöpfen und Zerstören“. Und damit dem Thema, was zurzeit durch Unternehmen wie Facebook, Google oder den den weiltweit größten Taxiunternehmer Uber passiere, Da machten Fremdeinsteiger ganze bestehende Branchen mehr oder minder kaputt.

Leute, die mit dieser Branche nichts zu tun hatten, die nicht aus ihr kommen. Das sei das amerikanische System à la Donald Trump. Dieses System sei erfolgreich. Aber es zerstöre eben.

In Deutschland, in Europa denke man da bisher anders. Setze auch auf Veränderung, aber eben auf die Veränderung des Bestehenden, auf die Weiterentwicklung von Produkten, von Dienstleistungen.

Oft eine Gratwanderung

Unternehmen müssten wissen, ob sie sich überhaupt verändern müssen – und wenn ja, wie. Das sei oft eine Gratwanderung. Und dabei könnte die Universität Bayreuth eine wesentliche Hilfestellung geben. Sie plane nach dem Vorbild der Werkstatt am grünen Hügel, die viele Theaterschaffende zu den Wagner-Festspielen und dann mit neuen Erkenntnissen wieder zurück in ihre Heimat geführt habe, eine universitäre Werkstatt. Und das vollumfänglich ab 2018.

Mit dem Angebot an Unternehmen, Mitarbeiter für drei bis sechs Monate in einer Innovationsauszeit an die Uni zu schicken, um sie dort mit Vertretern verschiedener Ausbildungsrichtungen Ideen entwickeln zu lassen. Oder umgekehrt solche Studenten in Betriebe zu schicken, um das gleiche Ziel zu verfolgen: Innovative Gedanken beschreiben ohne Grenzen. Nur so sei echte Innovation möglich.

Tag für den Austausch

Beifall von den mehr als 200 Wirtschaftstag-Gästen war die Folge. Wie sagte doch Altbürgermeister Manfred Thümmler, der diese Veranstaltung, die jetzt der Wirtschaftskreis Pegnitz um Sprecher Klaus Liebig organisiert: „Das ist ein Tag für den Austausch, für das Bilden von Netzwerken, das bringt uns weiter.“ So sahen das auch die Teilnehmer.

Wie Bernhard Köppel, Chef des Pegnitzer Maschinenbauunternehmens Baier+Köppel oder Elektromeister Karl-Heinz Glenk, auch Mitglied im Verwaltungsrat der Sparkasse. Das sei keine Veranstaltung für „Freibiergesichter“, sondern eine, in der vieles gesagt und auch vieles bewegt werde.

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