Kurier-Interview mit dem gescheiterten ukrainischen Investor Juri Salnikov Warum es kein neues Posthotel gibt

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Juri Salnikov erklärt im Kurier-Gespräch, warum die Pläne für ein neues Posthotel scheiterten. Foto: Ralf Münch Foto: red

Er hatte sich in Pflaums Posthotel Pegnitz verliebt. Als es in eine wirtschaftliche Schieflage geriet, kaufte er das PPP, wollte ein neues Hotel bauen. Im Kurier-Gespräch erklärt der ukrainische Investor Juri Salnikov, warum er mit diesem Vorhaben gescheitert ist, wie er zur Familie Pflaum steht und welche Folgen die Krise in seiner Heimat für ihn hat.

 
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Herr Salnikov, Sie wollten in Pegnitz ein neues Hotel bauen, wollten dem berühmten Posthotel zu neuem Glanz verhelfen. Warum ist dieses Vorhaben gescheitert?

Juri Salnikov: Die Welt ändert sich, das ist der Hauptgrund. Ich meine damit die Krise in meinem Heimatland, in der Ukraine. Sie zwang mich zum Umdenken, ich musste mich völlig neu orientieren, musste mich vor allem darum kümmern, mich selbst und meine Familie in Sicherheit zu bringen. All das kam zum ungünstigsten Zeitpunkt. Nämlich gerade dann, als wir schon sehr weit waren mit den Plänen für ein neues Hotel, als es darum ging, die Banken mit ins Boot zu holen. Die verhielten sich angesichts der Lage in der Ukraine sehr zurückhaltend, ihnen fehlte es an Sicherheiten. All das kam wirklich zum unglücklichsten Moment ...

... wobei Sie ja selbst auch einiges an Eigenkapital einbringen wollten, oder?

Salnikov: Ja, so um die fünf bis acht Millionen Euro. Aber ohne Bank geht das natürlich trotzdem nicht.

Gab es denn auch einen möglichen Betreiber?

Salnikov: Ja, sogar mehrere, mit denen wir im Gespräch waren, daran ist das Ganze nicht gescheitert.

Was empfinden Sie nach diesem Scheitern? Frust? Trauer? Oder inzwischen eher schon Gleichgültigkeit?

Salnikov: Nun, ich bin schon ein wenig traurig im Moment. Ich verarbeite das gerade. Aber wissen Sie: Ich bin seit 30 Jahren im Geschäft, da habe ich schon einiges erlebt, auch schwierigere Dinge, die es ebenfalls zu verarbeiten galt. Die Sache mit dem Hotel in Pegnitz war eine Art Schulung für mich auf einem anderen Gebiet. Das das jetzt nichts wird, ist mir alles andere als egal. Aber ich bin ruhig, ich rege mich nicht darüber auf.

Der frühere Hotelinhaber Andreas Pflaum hat Ihnen wiederholt vorgeworfen, Sie hätten ihn über den Tisch gezogen. Er sprach wiederholt von nicht eingehaltenen Zusagen, ja sogar von Mobbing und Kunstraub. Was sagen Sie dazu?

Salnikov (lächelt, überlegt kurz): Nun, zum einen habe ich Respekt vor der Leistung der Familie Pflaum, vor dem, was da über viele Jahrzehnte aufgebaut wurde. Höchsten Respekt. Vor allem vor Hermann Pflaum, vor den Frauen im Hause Pflaum. Was Andreas Pflaum angeht: Er ist einfach ein außergewöhnlicher, ein wirklich einzigartiger Mensch.

Ich habe immer versucht, ihn und das Posthotel aus zwei Sichtweisen zu verstehen – als Fremder mit dem Blick von außen und als einer, dem das Hotel gehört, der es führt. Und kam zu dem Ergebnis, dass Andreas Pflaum so etwas wie ein Künstler ist, der in einer Art Fantasiewelt lebt. Der sozusagen auf einer Wolke schwebt. Das hat mit der Realität wenig zu tun. Und schon gar nicht mit wirtschaftlicher Kompetenz.

Gut, und was sagen Sie zu den konkreten Vorwürfen?

Salnikov: Nun, da sind wir wieder bei der Fantasie, da sind wir wieder in der Märchenwelt. Da ist einfach nichts dran. Gar nichts. Für ihn sind eben schon Zeichnungen von Fachhochschulstudenten, die bei ihm waren, hohe Kunst. Da kann natürlich schon das eine oder andere entsorgt worden sein. Aber sonst ...

Könnten Sie sich vorstellen, sich noch einmal mit Andreas Pflaum an einen Tisch zu setzen und über all das zu reden?

Salnikov: Nein. Das haben wir doch schon mehrfach probiert, das hat nichts gebracht. Man kann ihm nichts sachlich erklären, im Gegensatz zu seinem Bruder. Er wird es immer anders sehen. Aber man kann ihm da nicht böse sein, er ist halt so, wie er ist.

Andreas Pflaum hat Sie wiederholt als typischen Vertreter der russischen Oligarchie bezeichnet. Als einen, der glaubt, über dem Gesetz zu stehen. Sind Sie ein Oligarch? Und was ist das überhaupt?

Salnikov: Ein Oligarch ist ein Mensch, der über sein Geld in Machtpositionen kommen will. Ich bin am Macht nicht interessiert, ich bin ein Maschinenbauingenieur, der als Geschäftsmann tätig ist. Natürlich will ich als solcher Geld verdienen. Ein Oligarch? Nein, das bin ich sicher nicht.

Was sagen Sie den Pegnitzern, die jetzt enttäuscht sind, dass das wohl doch nichts mehr wird mit einem neuen Hotel?

Salnikov: Wenn es so ist, dann ist das sehr, sehr schade. Das meine ich aus tiefstem Herzen. Das Posthotel hat etwas mit der Geschichte dieser Stadt zu tun, war sozusagen ihr Symbol. Aber die Zeiten diktieren die Regeln, manchmal muss man Dinge einfach akzeptieren.

Ich hoffe jedenfalls, dass die Stadt auf diesem Filetgrundstück etwas bekommt, was sie braucht, was ihr gut tut. Und da bin ich zuversichtlich: Denn mit der Firma HD Bau und ihrem Inhaber Dieter Hofmann haben wir einen zuverlässigen, einen qualifizierten Käufer für das Grundstück gefunden. Und ich hoffe, dass ich mich erfreuen kann an dem, was da entstand, wenn ich in ein, zwei Jahren mal wieder nach Pegnitz komme. Mein Dank gilt allen, mit denen wir hier in Pegnitz zu tun hatten, den Bürgermeistern, der Verwaltung, den Handwerkern, dem Personal, als es das Hotel noch gab – da gab es nie ernste Probleme, das war immer ein gutes Miteinander.

Das heißt, Sie haben mit Pegnitz noch nicht abgeschlossen?

Salnikov (lacht): Nein, nein. Ich werde immer mal wieder hierher zurückkehren. Allerdings als Urlauber, Geschäftsbeziehungen in diese Region sehe ich zurzeit noch nicht.

Stichwort Geschäfte: Was macht der Unternehmer Salnikov denn jetzt und in Zukunft?

Salnikov: Ich war immer in zwei Geschäftsfeldern tätig, im Kohlebergbau und im Maschinenbau. Die Sache mit dem Bergbau im Donezkbecken hat sich durch die Krise in dieser Region erledigt, da bin ich draußen. Wir haben an Maschinen demontiert, was möglich war, haben die Unternehmen verlagert. Wobei ich schon lange Zeit in ganz Europa und auch in Nordafrika aktiv bin. Dort, in Marokko, habe ich nun meinen neuen Schwerpunkt mit innovativen energetischen Projekten, da geht es um Energiegewinnung. Mehr möchte ich dazu im Moment nicht sage, es ist auf jeden Fall schon so etwas wie ein Neuanfang.

Können Sie sich vorstellen, jemals wieder Pläne für ein Hotelprojekt zu schmieden?

Salnikov: Nun, das ist nicht mein eigentliches Business. Ich habe mich in Pegnitz wohl gefühlt, da hat sich meine Seele erholt. Deshalb mein Engagement, das war eine Art Hobby. Es war eine interessante Erfahrung, die auch meinen Horizont und, ja, auch mein Allgemeinwissen, bereichert hat. Im Moment ist das aber kein Thema für mich, dafür habe ich anderweitig mehr als genug zu tun.

Und wo hat der Privatmann Salnikov seinen neuen Lebensmittelpunkt gefunden? Ihre Frau musste ihre Zahnarztpraxis im Donezk aufgeben, ihre Söhne arbeiten in London – wie geht es weiter?

Salnikov: Ich sage mal so: Wir leben in Europa. Auch wird meine Frau wieder praktizieren, sie ist nicht der Typ, der nur zu Hause sitzen will.

Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Ja, und unsere Söhne müssen sich jetzt mit den Brexit-Folgen auseinandersetzen.

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