Warten auf den Medizincampus

Von Peter Rauscher
Bald soll am Klinikum Bayreuth ein Medizincampus entstehen. Welche Um- und Anbauten nötig sind, ist noch nicht bekannt. Foto: Archiv/Nils Katzenstein Foto: red

Was kommt auf Bayreuth mit dem neuen Medizincampus Oberfranken am Klinikum zu? So richtig weiß das noch niemand, obwohl das Bayerische Kabinett den Beschluss bereits vor acht Monaten gefasst hat. Während die Stadt Kulmbach und die Universität Bayreuth über die im Juni ebenfalls beschlossene siebte Fakultät für die Bierstadt an diesem Montag, 19. Februar, die Öffentlichkeit informieren wollen, fließen die Informationen über das Bayreuther Projekt spärlich.

 
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Das Gesamtkonzept für den Medizincampus werde „in den nächsten Wochen fertiggestellt“ und dann dem bayerischen Wissenschaftsministerium vorgestellt, teilte Klinikumssprecher Frank Schmälzle auf Anfrage mit. Vertreter von Klinikum, Uniklinik Erlangen und Universität hätten das Konzept in der vergangenen Woche in einer gemeinsamen Sitzung in Bayreuth vorangebracht. Ein wichtiger Aspekt sei, wie viel zusätzlicher Raum und Fläche für die Lehre und Forschung erforderlich sei. Klinikumsgeschäftsführer Joachim Haun sieht „Fortschritte“ bei dem Projekt und  „einen der größten Entwicklungsschritte“ in der Klinikumsgeschichte, durch den die medizinische Versorgung der Menschen in der Region auf ein neues Niveau gehoben werde.

400 Studenten

Bislang bekannt ist lediglich, dass die Zahl der Studenten, die künftig nach dem Grundstudium an der Universität Erlangen den klinischen Teil ihrer Ausbildung in Bayreuth absolvieren sollen, schrittweise auf bis zu 400 steigen soll. Ärztlicher Direktor Prof. Thomas Rupprecht hatte nach dem Kabinettsbeschluss im Juni dem Kurier gesagt, er erwarte zudem Dutzende neue Stellen im medizinischen und mindestens 50 bis 100 Stellen im nicht-medizinischen Bereich. Möglichst bald solle der Startschuss fallen. Acht Monate später ist von einem Starttermin noch keine Rede.  

Gutachten für Augsburg

Ein anderes neues Universitätskrankenhaus in Bayern beginnt im kommenden Jahr mit der Studentenausbildung: In Augsburg wird, anders als in Bayreuth, sogar das komplette Klinikum in ein Unikrankenhaus umgewandelt. Stadt, Landkreis und Wirtschaftskammern haben dort in einer Studie ermittelt, dass dadurch 6500 neue Arbeitsplätze entstehen und 400 Millionen Euro in die Region gebracht werden.

Und Bayreuth? Vergleichbare Schätzungen oder gar eine Studie über die Auswirkungen des Medizincampus gibt es nicht, teilte das Landratsamt Bayreuth mit. Tatsächlich ist das Projekt in Augsburg von den Studentenzahlen gesehen etwa viermal so groß wie Bayreuth. Auswirkungen für Bayreuth werden zwar erwartet, aber konkrete Vorstellungen haben weder die Stadt noch die Wirtschaftskammern.

"Wir wissen relativ wenig"

Stadtsprecher Joachim Oppold sagt: „Von den Planungen wissen wir relativ wenig.“ Die Handwerkskammer und die Industrie- und Handelskammer für Oberfranken teilten auf Anfrage mit, sie erwarteten mehr Kaufkraft, mehr Aufträge für Handwerkbetriebe, Effekte auf dem Wohnungsmarkt und auf die Bauwirtschaft - ohne aber konkret zu werden. Der Gesundheitsstandort Bayreuth und die Bemühungen, junge Ärzte in die Region zu holen, würden gestärkt, glaubt Oppold. Bayreuth wird damit noch mehr zur Gesundheitsstadt: Bereits jetzt stellt der Gesundheitssektor mit knapp 5900 Beschäftigen (2016) und einem Zuwachs von 1300 in zehn Jahren den mit Abstand größten Jobmotor in Bayreuth.

Auf die Frage nach möglicherweise nötigem zusätzlichem Wohnraum in Bayreuth verweist Oppold  lediglich auf bereits bestehende Vorhaben. Für die städtische Infrastruktur wie Straßen, Nahverkehr und Parkplätze sei keine zusätzliche Belastung zu erwarten. Wobei er beim Thema Parkplätze nur die auf städtischem Grund meint. Für zusätzliche Parkplätze am Medizincampus sei das Klinikum zuständig.  

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