Der Sommer im Frühling

Von Stefan Linß
In der prallen Sonne zeigt das Thermometer schon Werte wie im Hochsommer an. Rund um den Sandkasten im Kulmbacher Stadtpark finden sich glücklicherweise noch jede Menge Schattenplätze. Dort lässt sich das herrliche Wetter richtig genießen. Foto: Stefan Linß Foto: red

Temperaturen auf Rekord-Jagd, volle Straßencafés und Biergärten - und bald beginnt die Freibadsaison. Doch das traumhafte Wetter hat auch seine Schattenseiten.

 
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Es ist ein Frühling, der eigentlich ein Sommer werden wollte. Die Menschen in Kulmbach haben nach dem langen Winter sehnsüchtig darauf gewartet und wurden schon mehr als belohnt. Dem April wird ja normalerweise ein launisches und wechselhaftes Temperament nachgesagt.

Diesmal hat fast durchgängig die Sonne vom Himmel gelacht. Und bis in den Mai hinein ist es sogar noch schöner geworden. Im Wonnemonat war es diesmal schon bis zu 26 Grad warm. Es ist die erste kleine Hitzewelle des Jahres. Sie bedeutet nicht nur lange Schlangen an den Eisdielen, voll besetzte Straßencafés und gut besuchte Biergärten. Die Natur fängt an zu leiden.

Ernteeinbußen drohen

Landwirte sehnen sich mittlerweile nach Regen. Wenn es mit der Trockenheit so weitergeht, können Ernteeinbußen die Folge sein.

Vor allem im Forst spitzt sich die Lage zu. Es kann richtig brenzlig werden, denn die Gefahr von Waldbränden ist gestiegen. Der Waldbrand-Gefahrenindex steht im Raum Kulmbach bereits auf Stufe drei, teilt der Deutsche Wetterdienst mit. Das bedeutet eine mittlere Gefahr. In manchen Teilen Frankens hatte die Skala am Montag Stufe vier und damit eine hohe Gefahrenlage erreicht. Von Mittwoch an soll sich die Situation wieder entspannen.

Das warme Wetter beschert dem Wald eine weiteres Problem. Der Borkenkäfer findet ideale Bedingungen, um sich auszubreiten. Die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft hat in ihrem aktuellen Borkenkäfer-Monitoring einen akuten Befall in Niederbayern festgestellt. Auch in der südlichen Oberpfalz gilt bereits die höchste Gefährdungsstufe.

Die Borkenkäfer kommen

An den Messstellen in Wonsees und Stadtsteinach sind in den vergangenen drei Wochen die ersten Borkenkäfer in die Falle gegangen. Trotzdem ist die Lage noch entspannt. Die Landesanstalt empfiehlt im Landkreis Kulmbach lediglich, die letztjährigen Käferlöcher im vierwöchigen Abstand zu kontrollieren, damit die Waldbesitzer bei einem Befall schnell reagieren und die betroffenen Bäume entfernen können.

Eine Frage, die sich die Landwirte und alle Gartenfreunde stellen: Schlagen in diesem Jahr noch die Eisheiligen zu? Wie die Bauernregeln sagen, bringen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die Kalte Sophie von Freitag, 11. Mai, bis zum Dienstag, 15. Mai, einen starken Kälteeinbruch. Zuletzt war allerdings zu beobachten, dass sich die Eisheiligen gerne verspäten. Die gefürchteten Nachtfröste kamen erst eine Woche nach dem eigentlichen Termin.

Pflanzen im Schnelldurchlauf

Lange Zeit hatte sich in der Natur heuer gar nichts getan. Grund war der lange Winter mit einer Frostperiode bis Ostern. Dafür hat das sonnige Wetter der vergangenen Wochen dazu geführt, dass alles sprießt, blüht und wächst. Friedhelm Haun beobachtet, dass in diesem Frühling die Pflanzen wie im Schnelldurchlauf alle Entwicklungsstufen durchmachen.

Die Obstbäume haben in kurzer Folge hintereinander und vielerorts auch gleichzeitig geblüht, sagt der Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege am Landratsamt. Kurz nachdem Kirsche, Pflaume und Birne in Blüte standen, war es auch schon mit den Apfelbäume so weit.

Diesmal schlage der Frühling eben in seiner geballten Macht zu. Es könnte ein ertragreiches Obstjahr werden. Aber Friedhelm Haun bleibt vorsichtig. "Wir müssen abwarten, ob es noch zu Spätfrösten kommt", sagt der Kreisfachberater.

Gewitter in Aussicht

Für eine Prognose, ob die Eisheiligen in diesem Jahr ihr Unwesen treiben, ist es noch zu früh. Aktuell kündigen die Meteorologen nur einen leichten Einbruch der Temperaturen an. Schon am Mittwoch könnte es im Kulmbacher Land die ersten Schauer und sogar Gewitter geben. Auch am Donnerstag und Freitag ist stellenweise Regen möglich. Dann ist es dank der nassen Abkühlung mit der Hitzewelle wohl erst einmal vorbei.

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