Mag Kanada noch so schön sein, einen Nachteil hat es: Man ist weit weg von den großen Opernhäusern. Ja, sagt der Schwabe, es habe viele warnende Stimmen gegeben. Er aber hat sich nicht abschrecken lassen: „Vielleicht geht die Karriere nun etwas langsamer, aber wichtig ist doch, dass Qualität vorhanden ist.“ Er arbeitet gemeinsam mit seiner Agentur nach einem genauen Plan. So kann er sich konzentrieren, mit seinen Energien haushalten und auf sein Kapital, den Sängerapparat, Rücksicht nehmen. Wenn es stimmt, dass in der Ruhe die Kraft liegt, dann bringt König alle Voraussetzungen mit für einen veritablen Wagner-Kraftprotz.
Seine Familie begleitet König, wann immer es geht. Und das geht dank des kanadischen Schulsystems erstaunlicherweise oft. König: „Die Schule unterstützt das sogar, wenn unsere Kinder mit uns unterwegs sind. Wir waren im November und Dezember fünf Wochen lang in Madrid. Meine Kinder, die alle zweisprachig erzogen sind, waren dabei. Die Schule hat ihnen die Aufgaben mitgegeben, meine Frau hat sie unterrichtet und ein Lehrer stand online zur Verfügung, wenn man ihn brauchte.“
Das Wagner-Baby
König steht im Spezialfach Wagner ganz am Anfang: „Wenn man so will, bin ich noch ein Wagner-Baby“, sagt er. So klein und hilflos mag man sich ihn allerdings nicht vorstellen. Den Erik könnte König wohl an sehr vielen Plätzen der Welt singen, der Lohengrin kommt im Jahr 2013. Was dann? „Irgendwann mal den Siegmund – und natürlich, wenn die Zeit reif ist, den Parsifal.“ Sein größter Traum wäre es, irgendwann den Tristan zu singen. König: „Angefragt wurde ich schon ein paarmal. Das aber habe ich bisher immer abgelehnt.“ Er will sich Zeit lassen, langsam hineinwachsen. Seinen Weg gehen, sein Leben leben, sich seine Individualität bewahren. Und sich nicht verheizen lassen als Wanderer zwischen den Welten.
Foto: Lammel