Waischenfeld: Aus für Literaten

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Hans Magnus Enzensberger in Waischenfeld. Foto: Hans von Draminski Foto: red

Offenbar war es der letzte Wiederbelebungsversuch: Beim Literaturwochenende am vergangenen Samstag und Sonntag in Waischenfeld hegten einige Besucher die Hoffnung, dass das Literatentreffen um die Gruppe 47 auch künftig stattfinden werde. Jetzt steht fest: Seitens der Stadt Waischenfeld wird es dazu keine Planungen geben. Dies teilte Geschäftsleiter Alexander Dressel am Donnerstag auf Kurier-Nachfrage mit.

 
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Damit dürfte das Treffen vom vergangenen Wochenende endgültig das letzte zur Gruppe 47 gewesen sein. „Das ist Geschichte“, sagt Dressel. Es sei nicht geplant, dass die Stadt Waischenfeld ein weiteres Literaturwochenende auf die Beine stelle.

Man habe bevor diese Entscheidung getroffen wurde auch Rücksprache mit einigen Autoren genommen. Angesichts dessen, dass es bundesweite bereits Hunderte Literaturfestivals gebe, wäre dies „nicht zielführend“ gewesen, wie Dressel sagte.

Bei der Entscheidung habe auch das hohe Alter der Mitglieder der Gruppe 47 eine Rolle gespielt. „Wenn, dann müsste man das mit jüngeren Schriftstellern machen“, sagte Dressel.

Ein kleines Türchen offen

Hat also Waischenfeld als Treffpunkt für Literaten ausgedient? Bürgermeister Edmund Pirkelmann lässt da noch ein kleines Türchen offen. Auch für Pirkelmann ist klar, dass die Gruppe 47 Geschichte ist.

Jedoch: Sollte es seitens jüngerer Autoren den Wunsch nach weiteren Literatentreffen in Waischenfeld geben, könne man darüber reden. Die Initiative müsse von den Schriftstellern ausgehen.

Denkbar wäre für den Bürgermeister auch ein Literatentreffen etwa unter Federführung der Metropolregion Nürnberg. Die Stadt Waischenfeld würde dann laut Pirkelmann die Lokalitäten bereitstellen.

Dazu wird es aber wohl nicht kommen. Wie Anke Steinert-Neuwirth, Kulturreferentin der Stadt Erlangen und Geschäftsführerin des Forums Kultur der Metropolregion, auf Kurier-Nachfrage sagte, kann das Forum Kultur nicht als Veranstalter einzelner Projekte auftreten. „Wir machen keine Einzelveranstaltungen.“ Hierzu würden die Strukturen fehlen.

Steinert-Neuwirth hatte das Literaturwochenende in Waischenfeld selbst besucht und sich begeistert von dem Treffen gezeigt. „Das war wirklich grandios.“ Umso mehr würde sie bedauern, wenn man in Waischenfeld künftig nicht mehr die Organisation für eine solche Veranstaltung in die Hand nehmen würde.

Werbeeffekt

Indes bewerten Pirkelmann und Dressel das Literaturwochenende um die Gruppe 47 als Erfolg. Zumindest was den Werbeeffekt betrifft.

Überregional wurde über die Stadt in der Fränkischen Schweiz berichtet, am vergangenen Samstag sogar in einem vierminütigen Beitrag im „heute journal“.

Ob sich dies auch in Übernachtungszahlen niederschlägt? Natürlich hatte sich dies die Stadt erhofft. Beim Literaturwochenende hatten sich aber hauptsächlich Literaten und Journalisten eingebucht. Ob sich der Werbeeffekt als nachhaltig erweist, wird sich zeigen.

Was die Finanzierung des vergangenen Literaturwochenendes betrifft, so liege man im Plan, wie Dressel sagt. Die Rede ist von Kosten in der Höhe von insgesamt 140.000 Euro.

Was auf jeden Fall noch realisiert werden soll, ist der Aufbau der Stelen zur Gruppe 47 entlang der Wiesent im nächsten Jahr.

Und damit die Werke der Gruppe 47 nicht ganz in Vergessenheit geraten, denkt man bei der Stadt darüber nach, einen kleinen Bibliotheksraum mit den Büchern der Autoren in der Stadt einzurichten. Was aber laut Dressel nicht in absehbarer Zeit geschehen wird.

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