Wagner-Museum: Zum Meister ohne Hürden

Von Michael Weiser
Schwierige Themen nicht ausblenden: Ursula Goßmann-Bahr mit einer jungen Besucherin an der virtuellen Partitur, mit einer Aufnahme aus dem "Dritten Reich". Foto: Michael Weiser Foto: red

Wagner für Kinder: Darauf setzt künftig das Richard-Wagner-Museum. Dessen Leiter Sven Friedrich und Ursula Goßmann-Bahr haben nun ein Konzept vorgestellt, wie man Hochkultur niederschwellig anbieten möchte.

 
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Gibt es Angesagteres auf dem Pausenhof gibt, als die Erlebnisse vom jüngsten Besuch einer Wagner-Oper zum Besten zu geben? Nun fehlt es zwar weitgehend an exakten Erkenntnissen darüber, wie gefragt Richard Wagner und seine Musikdramen bei Kindern und Jugendlichen tatsächlich sind; als wahrscheinlich darf jedoch gelten, dass Wagner dort eher ein Randgruppenthema ist.

Kompliziertes leicht gemacht

Wenn nun also jüngst das Richard-Wagner-Museum ein museumspädagogisches Konzept vorgestellt hat, das sich auch und vor allem an Kinder richtet, dann darf man das einerseits als vorausschauend, andererseits aber als verwegen und auch ein bisschen als Produkt des Zufalls bezeichnen. Vorausschauend deswegen, weil man sich so immerhin den potenziellen Kunden von übermorgen nähert; verwegen daher, weil nicht nur die Musik Wagners, sondern auch seine Persönlichkeit und Wirkung ein kompliziertes Thema sind; als Produkt des Zufalls deswegen, weil das Richard-Wagner-Museum eigentlich zwar gar kein extra Personal für die anspruchsvolle Bespaßung des jungen Publikums hat, suich aber andererseits mit Ursula Goßmann-Bahr eine freiberufliche Kraft angeboten hat. Aufbauend auf einem Programm der Bayreuther Lehrer Ulrich Hermann und Heiko Weiß für das Museumspädagogische Zentrum in München hat sie ein Angebot für junge Menschen erarbeitet.

Keine Vorbildung nötig

Wie lebte es sich in einer Welt fast ohne Strom, ohne Aspirin und Internet, Kino oder Fernsehen? Wer war dieser Richard Wagner, woher kommen seine Ideen, wie lässt sich seine Musik erklären, wie die unvergleichglichen Klangfarben seiner Orchestrierung? An all das wie auch an das Verhältnis des Nationalsozialismus und Hitlers zu Wagner und seiner Musik sollen Menschen ab acht Jahren spielerisch und einfach herangeführt werden. Gerade bei einem schwierigen Thema wie Wagner und seiner Zeit komme der Museumspädagogik "eine wichtige und gleichzeitig komplizierte Aufgabe zu, um jungen Menschen einen niederschwelligen Einstieg zu ermöglichen", sagte Museumsleiter Sven Friedrich bei der Vorstellung des Konzepts. Mit "niederschwellig" ist unter anderem gemeint, dass man für den Besuch des Museums nicht studiert haben muss; das Museum wolle das Thema Wagner Menschen jeder Bildungsstufe vermitteln, sagte Friedrich.

Ein Ort besonderer Bedeutung

Das Richard-Wagner-Museum mit Haus Wahfried als Zentrum sei für Bayreuth von besonderer Bedeutung, auch wegen des Archivs. Mit zahllosen Objekten und Dokumenten zu Wagners Werk und Leben, aber auch der Geschichte der Festspiele und sei es eine für die deutsche Kulturgeschichte herausragend wichtiger Ort. Goßmann-Bahr wies ihrerseits auf das architektonisch bedeutungsvolle Ensemble der drei Gebäude hin, das sich wiederum besonders für den Schulunterricht außerhalb des Klassenzimmers eigne.

Das Museum verwahrt nicht nur wertvolle Schätze wie Original-Partituren, sondern vermittelt mit dem Hightech-Spielzeug der virtuellen Partitur spielerisch leicht auch die Funktionsweise eines Orchesters und illustriert auch, wie unterschiedlich die Handschriften verschiedener Dirigenten sind. Eine für Kinder besonders geeignete Station, so möchte man meinen. Beim Vorstellungstermin des neuen Konzeptes wären die aber nicht wirklich an das große Buch herangekommen - die virtuelle Partitur war ständig von älteren Semestern umlagert.

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