Wachwechsel bei Symphonikern

Von Michael Weiser
... und - !" Jakub Hrusa startet am Wochenende in seine erste Saison als Chefdirigent der Bamberger Symphoniker. Foto: Andreas Herzau/Bamberger Symphoniker Foto: red

Am Freitag startet der neue Chefdirigent Jakub Hruša in seine erste Saison bei den Bamberger Symphonikern. Was wird bleiben, was sich ändern? Wir statteten ihm einen Besuch ab.

 
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Sagen wir es so: Unter seinem Vorgänger Jonathan Nott sah das Zimmer des Chefdirigenten anders aus. Ein bisschen mehr nach kreativem Gewächshaus, nach einem Feuerkopf, der seine Partituren mit Anmerkungen, mit roten und blauen Linien und Kringeln bedeckt.

Und nun?

Noch keine CDs und Bücher in den Regalen, überhaupt noch keine Partituren mit Notizen und Zeichnen auf dem Tisch, tektonisch bedenklich übereinander geschichtet. Nein, in Jakub Hrusas Büro herrscht noch diese Art von Ordnung, die – nach landläufiger Meinung – nicht von Dauer sein kann, wenn Menschen mal richtig an ihren neuem Arbeitsplatz angefangen haben.

Einen guten Teil des Büros nimmt ein neuer Flügel ein. Ebenfalls wie unberührt. Auf dem Notenständer des Steingraeber-Klaviers klebt sogar noch die Schutzfolie. Auf einem Beistelltischen steht ein Korb; ein Bocksbeutel darin, Pralinen mit dem Logo der Bamberger Symphoniker, eine Flasche Schlenkerla. Rauchbier. Und Hrusa, vielleicht weiß er schon genug von der Bamberger Seele, sagt, dass er Rauchbier toll findet. Ein Playmobil-Set ist auch noch im Korb: eine Plastikfigur des Bamberger Reiters – spielen muss sein bei den Bamberger Symphonikern. „Ich fühle mich sehr willkommen hier“, sagt Jakub Hrusa und lacht. Der Flügel ist ihm am wichtigsten: „Das war mein Herzenswunsch.“

Die Reise kann weitergehen

Hrusa beginnt am Wochenende mit seinem neuen Job. Und freut sich auf die Symphoniker. Am Freitag geht’s los, weitere Konzerte folgen an Samstag und Sonntag. „Wir haben im besten Sinne eine gemeinsame Spur gefunden, wir sind wie zwei Wagen, die auf dem selben Weg unterwegs sind. Die Reise wollen wir fortsetzen.“ Mit etwas mehr Betonung auf slawischer Musik. Klar, schon Smetana und die üblichen Verdächtigen, aber eben auch - zum Beispiel - Josef Suk, vor allem: seine Asrael-Symphonie.

„Ich habe sie zehnmal dirigiert, auf der ganzen Welt, und wo immer wir sie gespielt haben, hat sie Begeisterung ausgelöst“, sagt Hrusa. „,Asrael’ hat eine extreme Qualität, ist aber auch extrem schwierig.“ Hruša will nicht nur tschechische Komponisten ins Programm heben, sondern auch Querverbindungen herstellen. Zum Beispiel mit Johann Stamitz, Lehrer von Christian Cannabich, Förderer und guter Freund von Mozart, der wiederum in München... – kurz, man ahnt, was Hruša mit Verbindungen meinen könnte.

Und: Wie sein Vorgänger auch wird Hruša konzertant Opern präsentierten. Mozarts „Don Giovanni“ zum Beispiel, das verrät er bereits, „den Rest behalte ich lieber für mich, es kann ja noch sein, dass ich’s mir anders überlege.“ Opern hält er jedenfalls für eine „gute Schule“ für ein Orchester, weil man Details hören kann, die einem sonst entgehen - solange nur das Orchester darauf achtet, die Sänger nicht zu übertönen. "Die Bamberger sind sensibel genug", sagt er mit einem Lob auch in Richtung seines Vorgängers. 

Richtungsweisend ist sein Eröffnungsprogramm: mit einem überraschenden Eröffnungsstück, mit einem Beethoven-Zeitgenossen aus Ostböhmen. Und mit dem Bamberger Hausheiligen, dem Böhmen Gustav Mahler, dem zentralen Komponisten der Ära Nott. 

"Nicht berechnend"

Irgendwann im Verlauf des Gesprächs kommt die Frage auf etwas, was der selbstbewusste, ruhige Dirigent mit Stirnrunzeln beantwortet. Wo seine Stärken liegen. „Was soll ich sagen, was nicht lächerlich stolz klingt“; sagt er. Und spricht dann lieber von der Reaktion auf seine Art. „Man hat mir gesagt, dass meine Art, Musik zu machen, sehr unmittelbar sei, einfach im besten Sinne, nämlich nicht berechnend.“ Man sollte, so sieht er seinen Job als Chef, „offen sein, ohne etwas zwingen zu wollen. Man kann das vielleicht eine erfahrene Reinheit nennen“. Eine Zurückhaltung, die ihm Respekt einträgt, auch in Bamberg soll - so war zu hören - die Stimmung im Orchester gut sein: Das Orchester ist Dirigenten gewohnt, die sich auch mal zurücknehmen können. 

Möglicherweise ein Unterschied: Nott galt als geradezu euphorischer Vorbereiter,  Hruša wirkt eine Nuance nüchterner. Proben seien wichtig, sagt er, aber lediglich eine Vorbereitung. „Das Konzert selber ist es, was dich vom Alltag weg in eine andere Wirklichkeit bringt.“

"Es fühlt sich verwandt an"

Bislang wohnt Hruša noch im Hotel, „die Suche nach einer kleinen Wohnung läuft noch“, sagt er. Demnächst werden seine Frau und seine Kinder nachkommen, es freut ihn, auch wegen des Flairs in Bamberg. „Es fühlt sich hier verwandt an“, sagt er. „Und es ist wichtig, dass meine Frau und meine Kinder gerade hier mit der deutschen Kultur Bekanntschaft schließen.“

Das Dirigentenzimmer, wie gesagt, wirkt noch unbewohnt, beinahe kühl. Angekommen in der Stadt scheint Jakub Hruša dennoch zu sein.

INFO: Mit einem fulminanten Programm starten die Bamberger unter Jakub in die Saison. An Freitag und Samstag, jeweils 19.30 Uhr, sowie am Sonntag um 17 Uhr stehen Edgard Varèses „Tuning Up“ für Orchester, Jan Václav Voríšeks Symphonie D-Dur op. 24 und Gustav Mahler Symphonie Nr. 1 D-Dur auf dem Programm.

Sie können dabei sein:  Wir verlosen am  Dienstag, 27. September,  5 x 2 Karten für Sonntag, 2. Oktober, 17 Uhr. Schreiben Sie eine SMS mit dem Stichwort „kurierwinbambergersymphoniker“ an die Nummer 5 20  20. Jede SMS kostet 50 Cent. Oder rufen Sie die Nummer 0137/8 08 40 12 73 an und nennen Sie als Stichwort „Bamberger Symphoniker“. Die Gewinner werden benachrichtigt, die Karten an der Abendkasse in Bamberg hinterlegt.