Vorfreude aufs Markgräfliche Opernhaus

Von
Machten neugierig auf die Wiedereröffnung des Opernhauses (von links): Hans-Jürgen Drescher, Präsident der Theaterakademie August Everding, Museumsreferent Thomas Rainer und Bernd Schreiber, Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Es war die Rede vom „glanzvollsten Stück, das die Hohenzollern baulich hingestellt haben“ und von der „einzigartigen Stellung des Markgräflichen Opernhauses in Bayern“. Das Bayreuther Stadtgespräch am Dienstag im Iwalewahaus sollte Lust auf die Wiedereröffnung des Opernhauses machen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bernd Schreiber, Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, und Hans-Jürgen Drescher, Präsident der Theaterakademie August Everding, diskutierten über Chancen und Perspektiven für die Stadt – und den Wermutstropfen Redoutenhaus.

Beim Besuch des Bayreuther Stadtgesprächs im Iwalewahaus konnte man den Eindruck gewinnen, dass viele Bayreuther geradezu dafür brennen, „ihr“ Opernhaus bald wieder mit Leben erfüllt zu sehen. Das Interesse an der von der Uni Bayreuth organisierten Veranstaltung jedenfalls war enorm.

„Das Innere ist fast vollendet.“ So jedenfalls zitierte der gastgebende Uni-Präsident Stefan Leible aus einem Brief, den die Markgräfin Wilhelmine im Jahr 1748 an Friedrich den Großen geschrieben hatte. Knapp 270 Jahre später und nach sechsjähriger Renovierungsphase erfährt das Briefzitat wieder so etwas wie tagesaktuelle Gültigkeit. Am 12. April 2018 wird das Opernhaus wieder eröffnet.

Kein Raubtiertourismus

Welche Chancen sich daraus für Bayreuth ergeben, wollte Museumsreferent Thomas Rainer vom Präsidenten der Schlösserverwaltung wissen. Klar: Bayreuth schmückt sich mit dem Titel Festspielstadt. Mit der Wiedereröffnung des Markgräflichen Opernhauses könnte Bayreuth „eine der absoluten Kulturstädte“ Deutschlands sein, wie Schreiber sagte. Die Chancen für Bayreuth, als Kulturstadt weltweit wahrgenommen zu werden, würden steigen. Jedoch – und das sagte Schreiber mit Blick auf die von Touristen bisweilen überrannte Altstadt von Bamberg: Man wolle keinen Raubtiertourismus, sondern Nachhaltigkeit. Die Besucher sollen auch in die Häuser rein.

Bis auf weiteres wird das freilich im angrenzenden Redoutenhaus nicht möglich sein. Von dem Plan, beide Häuser zugleich zu eröffnen, hatte man sich ohnehin schon längst verabschiedet. Im Redoutenhaus soll eines Tages ein Welterbe-Informationszentrum und ein Theatermuseum entstehen. Auch der bereits bei den Residenztagen präsentierte Briefwechsel zwischen Voltaire und Wilhelmine soll hier gezeigt werden. Schreiber sprach am Dienstag jedoch für das Redoutenhaus von einer Bauzeit von mehreren Jahren. In einer Mitteilung des zuständigen Finanzministeriums aus München ist von einer Eröffnung im Jahr 2020 die Rede. Ohne Garantie. „Das ist ein Wermutstropfen“, musste der Präsident der Schlösserverwaltung einräumen.

Eros des Aufbruchs

Davon abgesehen wurde auf dem Podium viel Zuversicht verströmt und die Vorfreude angeheizt. Etwa durch Hans-Jürgen Dreschers Ausführungen zur Eröffnungsproduktion mit Johann Adolph Hasses Oper „Artaserse“, die von Studenten der Theaterakademie zusammen mit der Hofkapelle München aufgeführt werden wird. Angesichts der jungen Kräfte, die hier am Werk sein werden, sprach Drescher vom „Eros des Aufbruchs“, den die jungen Leute verkörperten. Schreiber wiederum wählte mit Blick auf die Oper „Artaserse“, die einst auch zur Eröffnung des Hauses im Beisein von Wilhelmine gespielt wurde, das Bild von einem „absoluten Maßanzug für die Wiedereröffnung des Hauses“.

Eine keineswegs als klein anzusehende Nuss muss die Theaterakademie allerdings möglichst schnell knacken: Man sucht nämlich noch händeringend nach einem maßgeschneiderten Countertenor.

Info:

Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte in Bayreuth, dass das Markgräfliche Opernhaus künftig auch von den Festspielen bespielt werden könnte. Bernd Schreiber, Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, bestätigte am Dienstag, dass man Gespräche mit der Festspielleitung führe. Kooperationsmöglichkeiten sieht Schreiber etwa im Bereich des technischen Personals. Darüber hinaus stehe das Haus den Festspielen im Sommer auch für Produktionen offen. Holger von Berg, Geschäftsführer der Festspiele, bestätigte auf Kurier-Nachfrage, dass Gespräche mit der Schlösserverwaltung geführt werden. Dass die Festspiele das Markgräfliche Opernhaus künftig für Liederabende oder Konzerte nutzen könnten sei „nicht ausgeschlossen“. Dies könne sogar bis zu einer weiteren szenischen Produktion gehen. Spruchreif ist das bislang aber noch nicht. roko

Autor

Bilder