Zwei Bewohner der Unterkunft am Mühlweg zeigen vorbildliches Verhalten bei Unfall Vorbildliches Verhalten nach Unfall

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Die beiden Flüchtlinge Reza und Aziz (von links) haben bei einem schweren Verkehrsunfall vorbildliches Verhalten gezeigt. Foto: Ralf Münch Foto: red

„Mir hat mein Herz weh getan, als ich ihn unter dem Auto habe liegen sehen“, sagt Aziz immer noch sichtlich erschüttert. Mitte März hat der 18-jährige Afghane, der in der Flüchtlingsunterkunft am Mühlweg lebt, mit einigen Mitbewohnern einen schweren Verkehrsunfall direkt vor der Tür miterlebt. Und zusammen mit anderen vorbildlich reagiert.

 
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Auch der 17-jährige Reza erinnert sich noch genau an das Geschehen am Nachmittag. Er saß gerade in der Unterkunft im Wohnzimmer und machte Hausaufgaben. Reza besucht zurzeit die Christian-Sammet-Schule. „Auf einmal hörte ich draußen einen Schlag“, erzählt er. Zusammen mit Betreuerin Daniela Ritter und anderen Bewohnern stürzte er über die Terrassentür sofort nach draußen. An der Einmündung zur Robert-Koch-Straße stand ein dunkler Kleinwagen auf einem Grundstück ohne Zaun. Darunter lag ein Jugendlicher. Die Spuren wiesen darauf hin, dass die Frau, die das Auto fuhr, vorher über den Gehsteig geschlittert war, eine Gartenmauer streifte und dabei ein Verkehrsschild umfuhr.

Einen Reifen auf der Brust

Aziz war als Erster dort. „Ich war draußen und bin gleich hingerannt“, sagt er. Der Jugendliche lag unter dem Auto, ein Reifen stand auf seiner Brust. „Schrecklich sah das aus“, sagt Aziz. Allein versuchte er sofort das Auto anzuheben. „Aber das war zu schwer“, so der 18-Jährige. Die Frau war mittlerweile ausgestiegen und stand weinend neben ihrem Auto. Inzwischen waren mehrere Bewohner der Unterkunft am Unfallort. Zusammen mit einem Anwohner gelang es ihnen das Fahrzeug ein Stück anzuheben. Dann zogen zwei andere den Jugendlichen unter dem Auto vor. „Er hat sich gleich aufgesetzt“, sagt Reza. Betreuerin Daniela Ritter hatte derweil per Handy einen Notruf abgesetzt und Polizei und Rettungswagen alarmiert. Etwa 20 Minuten, schätzen sie und die Jungs, dauerte es, bis die Hilfskräfte da waren.

Viele Leute standen außen herum

„Es war schlimm, das zu sehen“, sagt Aziz, aber er habe schon ganz anderes erlebt. Dagegen war es fast harmlos, findet er. Was ihn besonders fassungslos macht, ist, dass viele Leute außen herum standen und bloß schauten. „Das verstehe ich nicht. Warum haben sie nichts gemacht?“, fragen sich Reza und Aziz. Selber wurden die beiden von der Polizei dann weggeschickt. „Mir war ganz schwindelig“, sagt Aziz. Und auch Reza war ganz anders zumute. In der Unterkunft haben sie dann mit Betreuern über den Vorfall gesprochen, versucht das Ganze aufzuarbeiten. Ein paar Tage später kam die Polizei dann zur Zeugenaufnahme noch mal vorbei. „Sie haben uns für unser Verhalten gelobt und sich alles erzählen lassen“, sagt Aziz.

Lob von der Polizei

„Ja, es wurde eine Zeugenbefragung gemacht“, sagt Roland Schmitt, Leiter der Pegnitzer Polizei. Er hatte erst später davon erfahren, dass jugendliche Flüchtlinge das Auto angehoben und den verletzten 17-Jährigen hervorgezogen haben. Schmitt ist des Lobes voll für das vorbildliche Verhalten. In der Polizeimeldung damals stand noch, dass es Passanten gewesen waren, die geholfen hatten. „Es ist ganz toll, was die Jungs gemacht haben“, sagt der Polizeichef. Und, dass so viele drum herumstanden und nur schauten? „Das ist etwas, was uns oft begegnet“, bedauert Schmitt.

Dem Jungen geht es inzwischen gesundheitlich wieder gut. Äußern zu den Vorfällen möchte er sich nicht. Aber er hat den Flüchtlingen inzwischen einen Besuch abgestattet und sich bedankt.

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