Vor 50 Jahren: Italiener vor Gericht

Von Alina Steffan

Der "Nordbayerische Kurier" feiert heuer sein 50-jähriges Bestehen. An dieser Stelle blicken wir täglich auf den Tag genau 50 Jahre zurück. Lesen Sie im Artikel die Titelseite von damals und einen Rückblick der lokalen Ereignisse. In der Ausgabe vom 31. Januar 1968 berichteten wir unter anderem von einer Meinungsverschiedenheit zwischen italienischen Gastarbeitern, die ziemlich eskaliert ist und vom Beschluss im Bauausschuss, alle Bäume an der Königsallee zu fällen.

 
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Der „Nordbayerische Kurier“ berichtete in der Ausgabe vom 31. Januar 1968 von einer mühsamen Verhandlung vor dem Bayreuther Amtsgericht. 13 Stunden dauerte die Verhandlung, in der drei Italiener wegen gefährlicher Körperverletzung an einem Landsmann angeklagt waren.

Ein 34-jähriger Gastarbeiter aus Sizilien hatte den 17-jährigen Bruder eines sizilianischen Freundes widerwillig bei sich aufgenommen. Schon nach wenigen Tagen erwischte der Vermieter den 17-Jährigen mit einer 15-Jährigen und warf beide hinaus.

"Aussprache" mit Hammer und Messer

Das ließen sich der junge Mieter und sein Bruder nicht gefallen: Mit Hilfe eines weiteren Italieners fielen sie über den Gastarbeiter her, als dieser von der Arbeit kam. „Zu einer freundschaftlichen Aussprache“, wie die Angeklagten vor Gericht beteuerten.

Nach dieser "Aussprache" war das Opfer 18 Tage arbeitsunfähig. Mit einem Hammer und einem Messer hatten sie den Gastarbeiter bearbeitet. Vor Gericht beteuerten zunächst alle drei ihre Unschuld, bis der 17-Jährige erfuhr, dass er mit der Untersuchungshaft bereits seine Strafe verbüßt hätte und daher nichts zu befürchten hätte. Daraufhin gab der Junge zu, alle Straftaten im Alleingang verübt zu haben.

Das war bewiesenermaßen falsch, weshalb noch im Gerichtssaal ein Haftbefehl wegen Meineids gegen ihn erlassen wurde und er direkt nach St. Georgen gebracht wurde. Er und die zwei erwachsenen Täter wurden zu jeweils drei Monaten Haft verurteilt. Darüber hinaus wurden sie allesamt fristlos bei ihren Arbeitsstellen entlassen und mussten mit einer Ausweisung aus Deutschland rechnen.

In derselben Ausgabe berichtete der Kurier vom Beschluss im Bauausschuss, endgültig alle Bäume an der Königsallee zu fällen. Ein Großteil der Bäume hatte bereits gefällt werden müssen. Nun hatte eine Ortsbesichtigung ergeben, dass auch die Wurzeln der noch verbliebenen Bäume durch die Verlegung von Postkabeln und Kanalbau in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Oberbürgermeister Hans Walter Wild war der einzige, der gegen die Fällung dieser Bäume stimmte.

Kein Geld für Wiederaufforstung

Für die gleichzeitig beschlossene Wiederaufforstung sah es mau aus: Im damaligen Haushalt der Stadt war dafür überhaupt kein Etat vorgesehen. Auf neue Bäume an der Königsallee würde man also noch eine Weile warten müssen.

Des Weiteren berichtete der Kurier davon, dass die Regierung von Oberfranken ihren Segen für die „Tagesheimstätte für das behinderte Kind“ in St. Georgen gegeben hatte. Damit übernahm der Staat den Hauptanteil der Kosten dieser wichtigen Einrichtung. Diese wurde auch unbenannt, sodass sie alle Möglichkeiten nach dem damaligen Sonderschulgesetz ausschöpfen konnte.

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