Vor 50 Jahren: Hertie stellt sich quer

Von Alina Steffan

Der "Nordbayerische Kurier" feiert heuer sein 50-jähriges Bestehen. An dieser Stelle blicken wir täglich auf den Tag genau 50 Jahre zurück. Lesen Sie im Artikel die Titelseite von damals und einen Rückblick der lokalen Ereignisse. In der Ausgabe vom 27. Januar 1968 berichteten wir unter anderem von der Verbrennung von Polit-Propaganda, die doch nicht so wie geplant ablief. Und über die Eingemeindung von Oberkonnersreuth.

 
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Die geplante Verbrennung von Propagandamaterial der Kommunistischen Partei sollte doch nicht so reibungslos über die Bühne gehen, wie angenommen: Der „Nordbayerische Kurier“ hatte zuvor berichtet, dass eine größere Ladung Propagandamaterial in der Verbrennungsanlage des Kaufhauses Hertie vernichtet werden sollte. Der Bericht darüber im Kurier schlug Wellen weit über Bayreuth hinaus.

In der Ausgabe vom 27. und 28. Januar 1968 wurde dann berichtet, dass die Direktorin des Kaufhauskonzerns der Filiale in Bayreuth die Durchführung der Verbrennungsaktion untersagt hatte. Der Direktor der Bayreuther Filiale, Rudolf Auer, hatte nur aus der Zeitung von der Aktion erfahren. „Die Kriminalpolizei hat zwar schon mehrmals in unserer Verbrennungsanlage irgendwelche Akten verbrannt, aber darüber, dass bei uns politische Schriften verbrannt werden sollten, waren wir überhaupt nicht unterrichtet“, meinte Auer.

Der Stadt Bayreuth wurde auch für die Zukunft die Nutzung der Hertie-Verbrennungsanlage untersagt. Die Stadt reagierte prompt und erklärte, das Propagandamaterial anderweitig zu entsorgen.

In derselben Ausgabe berichtete der Kurier von der Bayreuther Randgemeinde Oberkonnersreuth und der Frage nach ihrer Eingemeindung. Das 570 Hektar große Dorf gehörte zu den größten Gemeinden des Landkreises. Früher einmal war es ein reines Bauerndorf gewesen, doch das hatte sich geändert: Inzwischen waren nur noch knapp 80 der 573 Einwohner im Landwirtschaftsgewerbe tätig. Und immerhin 145 arbeiteten in Bayreuth.

Die Südtangente führte durch das Gemeindegebiet und auch der Hochwasserbehälter auf dem Eichelberg gehörte zum Grund und Boden von Oberkonnersreuth. Flächenmäßig entsprach die Gemeinde einem Fünftel des Bayreuther Stadtgebiets. Außerdem sollte Oberkonnersreuth schon bald an die städtische Kanalisation angeschlossen werden. Die Frage nach der Eingemeindung war plötzlich in aller Munde, viele Gründe sprachen dafür – doch die Oberkonnersreuther selbst hielten nicht viel davon. Sie waren mit ihrer kommunalen Eigenständigkeit zufrieden. Tatsächlich sollte es mit der Eingemeindung von Oberkonnersreuth noch bis 1972 dauern.

Außerdem berichtete der Kurier von der guten Tat einer Schulklasse der Berufsschule. Die Abschlussklasse der Schlosserlehrlinge brach mit der Tradition, den Inhalt der Klassenkasse am Ende der Schulzeit für Bier auszugeben. Stattdessen spendete sie den gesamten Betrag von 25,20 Mark an das Rote Kreuz. „Sie verdienen wirklich ein Sonderlob“, meinte Agnes Wismath von der Bayreuther Geschäftsstelle des Roten Kreuzes. Denn dort konnte man jeden Pfennig gut gebrauchen.

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