Die Untersuchungskommission formulierte diverse Änderungen als Konsequenz. Missverständliche Formulierungen im Funkverkehr wurden gestrichen. Unfallforscher Richter sagt: „Heute gibt es weltweite, feste Sprachregeln, welche Worte gebraucht werden dürfen, um einem Flugzeug die Startgenehmigung zu erteilen, nämlich „Cleared for Take-off“ - solange ein Pilot diese Worte nicht genau so hört, darf er nicht abheben.“
Veränderte Abläufe vor dem Start
Auch auf die Hierarchie im Cockpit hatte das Unglück Auswirkungen: Auf der Prioritätenliste der Pilotenausbildung rückte die Teamfähigkeit der Crews nach oben. Andere Änderungen betrafen die Abläufe vor dem Start. „Das ist ein normaler Vorgang“, bestätigt Germout Freitag von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig. Die bald 20 Jahre alte Behörde war zwar nicht mit dem Unglück befasst, reagiert aber bei Luftfahrt-Unglücken aber ähnlich wie die betroffenen Stellen. „Man lernt in der Luftfahrt ja aus jedem Unfall, aus jeder Störungsmeldung, wie man es besser machen kann“, sagt auch Cornelia Cramer vom Luftfahrt-Bundesamt (LBA).
Freitag von der BFU verweist etwa auf das Unglück von Überlingen am Bodensee, wo am 1. Juli 2002 eine Boeing 757 und eine Tupolew Tu154 kollidierten - mit 71 Toten gilt diese Tragödie noch heute als eines der folgenschwersten Flugunglücke im deutschen Luftraum. Auch dort stand eine Verquickung unglücklicher Umstände am Anfang des Desasters; und auch hier gab es Sicherheitsempfehlungen, die dann international in der Fliegerei umgesetzt wurden.
Experten: Fahrradfahren gefährlicher
Das Ergebnis: Die zivile Luftfahrt gilt als immer sicherer. Im Vorjahr trübten zwar erneut spektakuläre Unfälle die weltweite Sicherheitsbilanz, doch das Jahr gilt unter Experten als eins der sichersten der Branchengeschichte. Denn die Zahl der tödlichen Unfälle nimmt nach Erkenntnissen internationaler Flugunfallbüros kontinuierlich ab. In Europa oder den USA gilt die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls beim Fahrradfahren mittlerweile bei weitem als höher als beim Fliegen. „Die Wahrscheinlichkeit eines ähnlichen Unglücks wie auf Teneriffa sollte heute daher eigentlich undenkbar sein“, meint der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg.
Er weist darauf hin, dass die aus solchen Unglücken gezogenen Konsequenzen in die Arbeit der Piloten, in ihre Ausbildung, aber auch in die Programmierung der Computer einfließen. „Aber ganz ausschließen kann man Fehler natürlich leider nie.“