Der zwölfjährige Tim Eichmüller spielt die Rolle bei den Bayreuther Festspielen Von einer „Lohengrin“-Ratte zum jungen Parsifal

Juli Zucker
 Foto: red

Tim Eichmüller ist erst zwölf und trotzdem einer der Großen, die bei den Bayreuther Festspielen 2012 auf der Bühne stehen. Er spielt den kleinen Parsifal, eine Miniaturausgabe des Gralsritters in jüngeren Jahren – bevor er einen Speer zurückholen soll, um König Amfortas von seinem Leid zu erlösen.

 
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Bei der „Parsifal“-Premiere am Sonntag stand Tim fast eineinhalb Stunden auf der Bühne, manchmal mit anderen Darstellern, manchmal alleine, einmal liegt er in einer Badewanne, halb nackt, nur mit einer „Jesusunterhose“ bekleidet, wie Tims Mutter es nennt.

„Vor dem ersten Akt war ich noch aufgeregt“, sagt der Zwölfjährige, „im zweiten Akt aber dann schon lockerer.“ Und das, obwohl der Schüler des Graf-Münster-Gymnasiums nur spärliche Schauspielerfahrung vorweisen kann: Tim hat zwar im letzten Jahr eine Ratte im „Lohengrin“ gespielt, war aber nicht alleine auf der Bühne. Es hat ihm aber trotzdem „so viel Spaß gemacht“, sagt er, dass er auch 2012 wieder zum Casting angetreten ist – diesmal für die Rolle des jüngeren Parsifal.

Beim Vorsprechen wurde Tim auf Taktgefühl geprüft: „Damit man nicht zu schnell läuft und sich der Musik anpasst“, sagt er. Er sollte so tun, als ob er einen Eiswagen höre, erzählt er. Als er auf der Bühne stand, orientierte er sich an Musik und Gespräch: „Er konnte ja eigentlich die Texte aller Mitspieler auswendig“, sagt Tims Mutter.

Für die Aufführung übt der Sechstklässler seit Ende Juni. Zweimal ist die Probe ausgefallen – da war er enttäuscht. „Auf die Proben hat er sich immer gefreut“, sagt Tims Mutter.

Tim findet zwar Wagner „sehr schön“, hört aber lieber Rockbands wie Green Day, Rise Against oder Linkin Park, wenn er zu Hause ist. Seine Lieblingsfächer in der Schule sind Musik und Geschichte. Seit zwei Jahren spielt er Schlagzeug. Sonst fährt er Ski oder Snowboard, manchmal mit seinem BMX-Rad. Nebenbei spielt er gern Fußball – und eben den kleinen Parsifal. Wegen den Aufführungen im Sommer kann Tim nicht mit seiner Familie in den Urlaub fliegen, sondern nur kleinere Ausflüge machen, zu seinem Opa nach Marienbad zum Beispiel. Das macht ihm aber nicht viel: „Ich finde es schade, wenn die Festspielzeit zu Ende geht.“ Und nach dem Ende dieser Festspielzeit wird auch der „Parsifal“ erst im Jahr 2016 neu inszeniert – unter der Regie von Jonathan Meese.

Tims Klassenlehrer, der die Premiere am Sonntag besucht hat, habe die Vorführung jedenfalls wohl gut gefallen, sagt Tim. Und auch er selbst ist mit sich zufrieden: „Ich denke, dass ich es gut gemacht hab.“

Ob er in ein paar Jahren auch als großer Parsifal auf der Bühne zu sehen ist? Der Zwölfjährige würde schon gerne, „aber das kommt darauf an, ob ich singen kann“, sagt Tim.

Foto: juz