Michelfelder Erzieherin Marietta Holl wird jetzt Schauspielerin Vom Kindergarten auf die Bühne

Von Kerstin Goetzke
Die Michelfelderin Marietta Holl ist jetzt vom Erzieherberuf ins Schauspielfach gewechselt. Foto: red Foto: red

Momentan hat sie Ferien, wie alle anderen Schüler. Noch vor drei Jahren wäre das undenkbar gewesen: Da war Marietta Holl noch Leiterin des Don-Bosco-Kindergartens in Pegnitz. Jetzt besucht die 26-Jährige eine Schauspielschule in Regensburg und ist zufrieden mit ihrer Entscheidung.

 
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„Die Kinder fehlen mir schon“, gesteht die angehende Schauspielerin und gelernte Erzieherin im Gespräch. Nach ihrer Ausbildung hat sie zwei Jahre lang im Kinderhort gearbeitet. Davon hatte sie anderthalb Jahre sogar die Leitung inne. „Ich war damals noch ziemlich jung, aber die Kollegen und der Elternbeirat haben mich immer unterstützt“, sagt sie rückblickend.

Bereits während ihrer Schulzeit an der Realschule Pegnitz hat sie im Schultheater mitgespielt. Und im Musical „Mamma Mia“ der Jugendtheatergruppe Plech übernahm sie die weibliche Hauptrolle. Sogar an einem Workshop in Hamburg nahm die Realschulabsolventin teil. „Letztendlich entschied ich mich doch, erst einen normalen Beruf zu erlernen. Der Blick auf das Theater entschwand zunächst.“ Spontan bewarb sie sich dann an der Regensburger Schauspielschule – und wurde genommen.

Zurzeit hat sie dort die letzten großen Ferien: Bis zum August des kommenden Jahres steht dann das Prüfungsjahr an: Sie muss in einer Facharbeit eine These über ein Stück ausarbeiten und verschiedene – vor allem praktische – Prüfungen ablegen. Danach hat sie die Möglichkeit, in verschiedenen Schauspielbereichen tätig zu sein: im Theater und Musiktheater, als Synchronsprecherin, bei Kurz- oder Musikfilmen oder sogar als Theaterpädagogin. „Das wäre mein Plan B: Theaterkurse für Kinder geben – zum Beispiel in Kindergärten. So könnte ich meine beiden Berufe verbinden. Und wenn ich gar keinen Schauspielauftrag bekomme, habe ich immer noch einen anderen Beruf, den ich ausüben kann“, sagt die Michelfelderin, die schon verschiedene Genres und Projekte ausprobiert hat. So war sie schon in verschiedenen Bühnenproduktionen tätig, stand aber auch schon für Fotoshootings, Kurzfilme und Musikvideos vor der Kamera. „Es ist gut, dass man während der Ausbildung verschiedene Stile ausprobieren kann. So lernt man auch die unterschiedlichen Verhaltensweisen kennen“, erklärt Marietta Holl. Auf der Bühne müsse sie ausdrucksstärker agieren als vor der Kamera. „Da muss man reduzieren, weil sich ja auch der Fokus des Betrachters verschiebt.“

Bei Auftritten beim Dehnberger Hoftheater in Lauf an der Pegnitz sammelt sie momentan weitere Praxiserfahrung und wäre fast nach Auerbach zu einem Gastspiel gekommen. „Das wäre ein überraschendes Heimspiel gewesen. Schade, dass das Theater wegen des schleppenden Vorverkaufs abgesagt wurde“, sagt sie traurig. Sie schaffe es nicht, regelmäßig in ihre oberpfälzische Heimat zu kommen. Bei einem der vergangenen Besuche hat sie sich dann aber für die Titelseite der Jubiläumsbeilage des Gewerbevereins fotografieren lassen. Ihre Tante ist eine der Ladenbesitzer. Und als es darum ging, einen Menschen neben das Auerbacher Wahrzeichen zu stellen, sind die Verantwortlichen dann auf Marietta Holl gekommen. „Ich freue mich immer, wenn ich mein Zuhause vertreten darf“, sagt die 26-Jährige. Schon früher sei sie bei Modenschauen in der Umgebung mitgelaufen, habe Aufführungen im ehemaligen Bergwerk Maffeischächte mitgestaltet und habe bei Hochzeiten gesungen.

Auch heute singt sie noch gerne und tritt bei Musiktheatern auf. „Gesang ist zwar nicht verpflichtend an der Schauspielschule. Aber wenn man gut singen kann, ist man bei Engagements viel flexibler“, erklärt sie. Anfänglich wollte sie sich sogar auf die Musicalschiene begeben, hat sich aber schließlich doch für das Schauspielern entschieden. „Und ganz früher wollte ich Polizistin werden – wie mein Vater. Aber jetzt kann ich alles werden, was ich möchte. Zumindest eine Aufführung lang“, erzählt sie mit freudiger Stimme. Ein Auftritt in der Tatort-Serie würde die Schauspielerin reizen. Vor allem, weil es eine bekannte deutsche Kultproduktion sei.

Bis sie vielleicht einmal als Kommissarin Mördern auf die Schliche kommt, dauert es wahrscheinlich noch etwas. Bis dahin verbringt sie ihre Ferien und die Schulzeit mit ihren verschiedenen Jobs – neben Theaterkursen für Kinder, die sie momentan leitet („die Kleinen sind so süß, wenn sie sich ausprobieren dürfen und die Theaterwelt kennenlernen“), promotet sie an Wochenenden einen Kräuterlikörhersteller und tritt bei Feierlichkeiten auf. Ansonsten verbringt die junge Frau ihre Freizeit mit Freunden in Regensburg, bereitet sich auf Aufführungen vor und kümmert sich um ihre Rollen und die entsprechenden Kostüme. Eine große Umzugskiste voller Requisiten zählt schon zu ihren Accessoires. Von ausgeflippten Brillen über Oma-Kleider bis hin zu eleganten Abendroben sei alles dabei. Ihre Arbeit als Schauspielerin bezeichnet sie als „ganz normalen Job“. Durch ihn hat sie viel zu erzählen, vor allem wenn sie mit konfliktreichen Stücken zu tun hat.

Auch interessante Personen hat sie in der Schule kennengelernt – oder zumindest von ihnen gehört. Beispielsweise hat einer ihrer Lehrer, Gerd Lohmeyer, im Schuh des Manitu von Michael Bully Herbig mitgespielt. Und ein Sprecher aus der Animationsproduktion „Toy Story“, Helmut Schwaiger, hat ebenfalls die Schauspielschule besucht. Und wer weiß, welche Engagements die Zukunft für Marietta Holl bringt.