Volleyballer versuchen einen Neustart

Von Marcel Staudt
Das junge Volleyballteam des MTV Pegnitz. Foto: Ralf Münch Foto: red

Ein Team aus 16-jährigen Mädchen als erste Mannschaft im Punktspielbetrieb und ein Training für Kinder: Das Wenige, was geblieben ist, nutzt der MTV Pegnitz für einen Neuanfang. Aber: Hat der Volleyball in der Stadt tatsächlich eine Zukunft?

 
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Vor allem wird viel gelacht, so soll es auch sein. An diesem Abend in der kleinen Turnhalle des Gymnasiums geht es für die U 12 in erster Linie darum, die Grundtechniken des Volleyballs zu lernen und dabei Spaß zu haben. Zehn Kinder sind es, sie werfen sich den Ball unter den wachsamen Augen ihrer Trainerin Susanne Eckert über das Netz zu. In einer anderen Übung geht es darum, auf einem Barren platzierte Bälle abzuwerfen.

Freude am Sport

Auch wenn die Freude am Sport im Vordergrund steht: Diese Anfänger im Baggern und Pritschen sind der Unterbau des sportlichen Aushängeschilds der Abteilung, der ersten Mannschaft. Denn mehr hat der MTV Pegnitz zurzeit nicht. Dabei bestand im Frühjahr eigentlich Grund zum Feiern. Dem ersten Team gelang der Klassenverbleib in der Bezirksliga, die Reserve qualifizierte sich in der Kreisliga für die Aufstiegsrelegation, die dritte Mannschaft, nun ja, wurde Letzter, ebenfalls in der Kreisliga.

Eine Volleyballerin blieb übrig

War aber halb so wild, weil sie quasi als Jugendteam auflief und nicht absteigen konnte – sie trat sowieso schon in der untersten Klasse an. Aber dann hörten einige Volleyballerinnen auf, altersbedingt beziehungsweise aus familiären oder beruflichen Gründen. Am Ende blieb aus erster und zweiter Mannschaft lediglich eine Volleyballerin übrig, die weiterhin spielen wollte: Miriam Eckert entschied sich allerdings für einen Wechsel zum FSV Schnabelwaid.

In Randsportarten ist es nichts Ungewöhnliches, dass Teams in solchen Fällen aus dem Spielbetrieb verschwinden. Für die Beteiligten macht es das nicht weniger dramatisch. „Wir haben es ausgepresst, bis es nicht mehr ging“, sagt Eckert, „aber wir wollten Volleyball in Pegnitz trotzdem unbedingt aufrecht erhalten.“

Eckert selbst fing bereits vor etwa einem Jahr damit an. Es war damals ja schon abzusehen, dass sie und ihre Mitspielerinnen in ihre letzte gemeinsame Saison starten würden. Die Nemschenreutherin fragte einfach in der Nachbarschaft herum, welche Kinder Lust auf Volleyball haben, daraus wuchs ein Versprechen an die Zukunft: Die U 12. Ihre Teamkollegin Katrin Brütting führte derweil die dritte Mannschaft durch die Kreisliga-Saison, mittlerweile widmet sie sich zusammen mit Eckert dem Nachwuchs.

Fast wäre sie auch Trainerin der ehemals dritten, nun ersten Mannschaft geworden. Wer hätte es sonst machen sollen? Aber dann kam es im Sommer „zu einem echten Glücksfall für uns“, wie Brütting sagt. Christoph Kiefhaber, seit 15 Jahren Mitglied beim MTV, wurde als angehender Lehrer an die Mittelschule in Weidenberg geschickt, also nicht weit von Pegnitz. „Als ich erfahren habe, dass Susi eine Jugend aufbaut, wollte ich auch mithelfen“, sagt der 29-Jährige. Schließlich hat er es selbst erfahren, wie eine Mannschaft zusammenbricht. Er war Teil des letzten MTV-Männerteams, das sich 2012 aufgelöst hat. „Das war sehr schlimm für uns“, bricht Kiefhaber die damalige Gefühlslage auf einen Satz herunter.

Nun ist er mit Trainerlizenz zum Verein zurückgekehrt. Er möchte „etwas Langfristiges aufbauen“, wie er sagt, auch Männer sollen eines Tages wieder für den MTV auflaufen. Doch Kiefhabers Handlungsspielraum ist stark begrenzt. „In zwei Jahren muss ich wahrscheinlich wieder die Schule wechseln. Ich weiß nicht, ob ich mich dann weiterhin in Pegnitz engagieren kann.“ Dabei scheint es sowieso schon schwierig genug zu sein für Nachwuchs zu sorgen.

„Die Kinder haben bis 17 Uhr Schule, um 18 Uhr sollen sie Sport machen und sich noch nebenbei für den Unterricht vorbereiten. Wie soll das funktionieren?“ Also kümmert sich Kiefhaber erst einmal um Dinge, die er wirklich beeinflussen kann: Er trainiert fleißig mit seinen Spielerinnen, macht sie sicherer in den Grundtechniken – und will in der Kreisliga nicht Letzter werden. „Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen werden.

Ein Saisonziel werden wir nach unserem Trainingslager in den Herbstferien formulieren.“ Einen ordentlichen Start in die Kreisliga Süd-Ost hat das Team, das aus Spielerinnen der Jahrgänge 1999 bis 2002 besteht, bereits hinter sich. Aus zwei Partien holte es einen Sieg – es hat also am ersten Spieltag so viele Punkte wie in der gesamten vergangenen Saison geholt. Am Samstag geben die Pegnitzer Volleyballerinnen ihr Heimdebüt. VGF Marktredwitz und ATSV Oberkotzau sind ab 14 Uhr in der Einfachhalle des Gymnasiums zu Gast.

INFO: Die Volleyballabteilung des MTV Pegnitz sucht Spielerinnen. Interessierte ab acht Jahren wenden sich bitte an Susanne Eckert. Sie ist telefonisch unter 0 92 41/ 72 44 65 erreichbar.