Auf Nachfrage des Kuriers sagt der Vater des Meerschweinchen-Verkäufers: „Mein Sohn ist ein Opfer.“ Seiner Meinung nach bauschten die Tierhilfe Weidenberg und das Veterinäramt den Verkauf der Meerschweinchen auf. Er droht: „Wenn es so weitergeht, werden wir den Rechtsschutz einschalten.“
Veterinäramt sind die Hände gebunden
Rechtlich gesehen kann das Veterinäramt nicht gegen den Verkäufer vorgehen. Denn ein gesetzlich geregeltes Abgabeverbot betrifft nur Hundewelpen und kranke Tiere. „Im Heimtierbereich werden vom Veterinäramt nur Tierhaltungen überwacht, die gewerbsmäßig mit Wirbeltieren handeln“, sagt Iris Fuchs vom Veterinäramt Bayreuth. Da weder an Minderjährige verkauft wurde noch die Tiere bei Abgabe krank waren, hat sich der Verkäufer nicht strafbar gemacht.
Neue Meerschweinchenfamilie gefunden
Ein neues Zuhause auf Zeit haben die vier Tiere bei der Meerschweinchennotstation Kerstin Gablers in Egglofsheim gefunden. „Ich habe die vier Böckchen am gleichen Tag zu mir geholt“, sagt Gabler. Wenn die vier Meerschweinchen in einigen Wochen an Gewicht zugelegt haben, steht die Kastration an. „Zuerst sollen sie mal ankommen und zunehmen“, sagt Gabler. Auf Gabler und die Tierhilfe Weidenberg kommen durch die Kastration weitere 200 Euro zu. Neben den 60 Euro, die der Verkäufer bei Abgabe verlangt hat.
Info:
Veterinäramt und Tierhilfe Weidenberg raten dazu, keine Tiere über das Internet zu kaufen. Denn vor dem Kauf ist es wichtig zu erfahren, woher die Tiere stammen, ob sie gesund sind und artgerecht gehalten wurden. Auch an dem Verhalten des Verkäufers lasse sich erkennen, ob es sich um eine seriöse Zucht handle: So würden seriöse Züchter Katzen, Kaninchen und Meerschweinchen nur in artgerechte Haltung mit mindestens einem Artgenossen abgeben. Bei der Abgabe sollten die Meerschweinchen zudem mindestens 250 bis 300 Gramm wiegen.
Keine zu frühe Trennung
Da Meerschweinchen Nestflüchter sind, kommen sie vollständig behaart auf die Welt und können sehen, hören und laufen. „Einen Tag nach der Geburt fressen sie bereits feste Nahrung, müssen aber noch drei bis vier Wochen lang gesäugt werden“, sagt die Fachbereichsleiterin des Veterinäramtes, Iris Fuchs. Diese Säugezeit sei wichtig, um genug Energie aufzunehmen und an Gewicht zuzulegen. „Damit sich das Meerschweinchen gut entwickelt, ist es wichtig, die Jungen erst nach der Säugezeit von den Eltern zu trennen.“
Die Folge einer frühen Trennung ist, dass das Tier ein Leben lang ein zu schwach ausgeprägtes Immunsystem hat. Der Grund dafür: „Die Jungen brauchen den Blinddarmkot der Mutter, der B-Vitamine, Vitamin K, Eiweiße und für die Verdauung notwendige Bakterien enthält“, wie Bettina Granegger von der Tierhilfe Weidenberg erklärt. Ohne diesen Blinddarmkot könne sich das Immunsystem nicht ausreichend entwickeln.