Rente allein reicht nicht
Arm sind nicht nur Grundsicherungsempfänger. Viele Rentner liegen nur knapp über der Grundsicherung und schlagen sich durch, wird VdK-Chefin Ulrike Mascher in einer Mitteilung zitiert. Christian Hartmann sagt, heute gehe es nur noch alten Menschen gut, wenn sie zu ihrer Rente zusätzliches Einkommen haben: „Meine Omas konnten im Alter noch Geld für ihre Enkel oder für Anschaffungen ansparen. Heute müssen immer mehr alte Leute ihr Vermögen aufzehren.“
Jeder Fünfte bei der Tafel ist Rentner
Dass die Altersarmut zunimmt, bekommt allmählich die Bayreuther Tafel zu spüren. Rund 20 Prozent der 1200 Tafelkunden aus Stadt und Landkreis Bayreuth sind Rentner, sagt Tafel-Vorsitzende Ingrid Heinritzi-Martin. Vor vier Jahren lag der Anteil noch bei 17 Prozent. Bundesweit hat sich die Zahl der Rentner, die sich bei den Tafeln ihr Essen holt, in zehn Jahren sogar verdoppelt. „Die Dunkelziffer ist hoch, ich kenne Frauen, die kommen könnten, es aber aus Scham oder Stolz nicht tun“, sagt Heinritzi-Martin. Auch die Tafelvorsitzende merkt: Der Anteil von Frauen ist hoch, auch viele Alleinerziehende kommen.
Scham und Sparsamkeit
Gut 100 Rentner aus der Region Bayreuth und Kulmbach kommen im Jahr zur Schuldnerberatung der Caritas in Bayreuth, weil sie nicht mehr weiterwissen. „Das ist nicht viel, 90 Prozent unserer Klienten sind jünger“, sagte Einrichtungsleiterin Veronica Specht. Dass der Anteil der Alten so niedrig ist, hat nach ihrer Einschätzung zwei Gründe: Viele alte Menschen schämten sich, wenn sie überschuldet seien. Außerdem sei die jetzige Rentnergeneration noch sparsam, „da wird nur das ausgegeben, was man gespart hat“, sagt Specht. Das werde sich in den nächsten Jahren ändern, „das schlägt zeitversetzt bei uns auf“, weil die Jüngeren weniger Hemmungen hätten sich zu verschulden als die älteren, glaubt sie.
Wohin, wenn das Haus weg ist?
Dass vor allem Frauen, die nur von einer kleinen Witwenrente leben oder vor allem Teilzeit gearbeitet haben, von Altersarmut betroffen sind, hat Veronica Specht mehrfach erlebt. Sie nennt das Beispiel einer 72-Jährigen, die mit ihrem Enkel in die Beratung kam, weil sie von ihrer kleinen Rente die selbst genutzte Immobilie nicht mehr erhalten kann. Das Haus muss verkauft werden - und noch nicht sicher, ob das Geld zur Begleichung der Schulden ausreichen wird. Nun weiß die alte Frau nicht, wo sie künftig wohnen soll. Wenn sie nicht in die Privatinsolvenz gehen will, wird sie ihre Schulden weitervererben.