Den Körper entlasten und die eigene Mitte wieder finden: Warum Heilfasten so gut tut Viel Tee, etwas Suppe und Brot

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Karin Sitz, Brigitte Häfner und Johanna Eisner leiten bei der VHS Prebitz die Gruppe für das Heilfasten. Foto: Ralf Münch Foto: red

„Man findet seine Mitte und das rechte Maß wieder“, sagt Johanna Eisner. Seit 30 Jahren gehört das Heilfasten zum Leben der 67-jährigen Hauswirtschaftsmeisterin. Seit 1992 leitet sie Kurse, bringt es anderen nahe. Seit Aschermittwoch betreut sie 26 Frauen, die gemeinsam fasten und sich bis Sonntag jeden Abend zu Tee und Suppe im Gemeindezentrum in Bieberswöhr treffen.

 
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2003 hat die Engelmannsreutherin Brigitte Häfner die VHS-Gruppe im Feuerwehrhaus gegründet, seit acht Jahren ist man in Bieberswöhr. Heuer leitet zum ersten Mal Eisner die Gruppe, Häfner „fastet nur“. „Mir tut das gut“, sagt die 68-Jährige, „danach habe ich mehr Elan.“ Die drei Kilo, die sie etwa in der Zeit abnimmt, hat sie bis zum Sommer wieder drauf. Aber das ist auch nicht der Hauptgrund, warum sie fastet. „Der Körper wird entgiftet, Allergien verschwinden“, sagt sie. Und gemeinsam geht es einfacher, man kann sich austauschen. Häfner führt seit Anfang an ein Fastentagebuch, in das sie einträgt, wie es ihr in der Zeit geht.

Viele Stammgäste

Karin Sitz macht seit 15 Jahren mit. „Es ist eine Entlastung, der Körper hat Zeit für etwas anderes, man selbst hat Zeit für etwas anderes“, sagt die 68-Jährige. Bei dem Kurs sind viele Stammgäste, die schon seit Jahren dabei sind, aber es gibt auch immer wieder Neue. Das meiste sind Frauen, ab und zu ist auch mal ein Mann dabei. „Wir wollen etwas für unseren Körper und für uns machen“, begrüßt sie die anderen Teilnehmerinnen.

Johanna Eisner erklärt: Jedes Heilfasten muss gut vorbereitet werden. Etwa drei Tage vorher sollte auf Koffein, Alkohol, Fleisch, Wurst und Hartkäse, eben auf tierisches Eiweiß, verzichtet werden, am Abend vorher der Darm mit lauwarmem Wasser und einem Irrigator entleert werden. „Und kein Glaubersalz nehmen, das schwemmt zu viele Mineralstoffe aus“, sagt sie. Und es soll viel getrunken werden, dünner Kräutertee, 36 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht. „So wird der Körper ausgeschwemmt“, sagt Eisner. Auch bei jedem Treffen wird der Tee ausgeschenkt. Dabei läuft die „Wie-geht´s-Runde“. Jede Teilnehmerin erzählt, wie viel sie an dem Tag getrunken hat, wie es ihr geht. Manche der Frauen waren tagsüber unkonzentriert, müde, schlapp, hatten einen flauen Magen oder Kopfweh. Andere wiederum haben überhaupt keine Beschwerden, sind gut drauf.

Gekochter Wein mit Essig und Honig

Zum Tee gibt es noch einen sogenannten Herzwein. Aufgekochter Rot- oder Weißwein, gewürzt mit Petersilie, Essig und Honig. „Ich bin das wandelnde Fastenobjekt“, sagt Eisner. Wenn man früher vom Fasten sprach, hieß es meist „der Zirkus hört schnell wieder auf“. Heute sei das ganz anders, viel selbstverständlicher. Johanna Eisner rät den Frauen, den Tee nicht aus kleinen Tassen, sondern großen Bechern zu trinken, nein zu schlürfen. „Sonst muss man sich irgendwann zu sehr überwinden, den Tee zu trinken.“ Und sie sagt: „Der Körper fordert beim Fasten seinen Tribut.“ Wenn man müde ist, soll man sich ruhig hinlegen.

Für jeden eine Kelle

Dann trägt sie den großen Suppentopf rein und teilt an jeden eine Kelle aus. Es gibt eine Hildegard-von-Bingen-Gemüsesuppe mit Karotten, Sellerie, Rote Beete, Fenchel und Petersilie. Und ein bisschen Dinkelgrieß, das reinigt die Nieren. Außerdem wird Brot ausgeteilt. Das gibt es aber nicht zur Suppe, sondern ist die Tagesration bis zum nächsten Abend. Wie viel jeder braucht, muss er selbst entscheiden. „Nicht abbeißen, sondern abbrechen“, sagt Eisner. Man soll sehen, was man isst. Wen um die Mittagszeit der Hunger überfällt, soll einen Schluck Apfelsaft trinken.

Am letzten Tag gibt es weniger Suppe, dafür einen Bratapfel dazu, um die Magensäfte wieder anzuregen. Danach heißt es, den Körper wieder langsam an die normale Nahrung gewöhnen und weiter viel trinken. Eisner fastet nicht nur die eine Woche, sondern die kompletten 40 Tage bis Ostern. „Bis Pfingsten bin ich dann Veganer – wegen des tierischen Eiweißes – und bis zum Sommer Vegetarier“, erzählt Eisner. Dann probiert sie schon mal wieder „Normales“. Aber es gibt Dinge, die bei ihr grundsätzlich nicht auf dem Speiseplan stehen. Zum Beispiel Schweinefleisch. „Da sind zu viel Hormone drin und die Tierhaltung ist meist nicht artgerecht“, sagt sie. Oder Pfirsiche: Die fördern die Melancholie. Oder Erdbeeren: Die verschleimen die Atemwege. Oder Zwetschgen: Sind Harnsäure fördernd, führen zu Gicht und Rheuma.

Allergien sind beseitigt

Eisner ist völlig überzeugt von der Lebensweise. Sie hat damit ihre Allergien beseitigt, fühlt sich rundum wohl. Die Kurse macht sie, damit die Leute lernen, mit dem Heilfasten umzugehen. „Machen muss es jeder selber“, sagt sie. Und eigentlich halten immer alle durch, keiner bricht vorzeitig ab. Für den nächsten Tag bekommen die Teilnehmerinnen noch eine Anleitung zu Gewürzen, die sie unterstützen sollen: Fenchelgalgant, Flohsamen, Bertam, Galgant- und Maronenhonig, Leinsamen. Das weitet die Blutgefäße, wärmt den Körper. So wie der Leberwickel und das Fußbad.

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