"Wir wären gern eingestiegen", sagt Semmelmann. "Es gab verschiedene Ansätze, die Kurse zu finanzieren. Aber wir haben bis heute keine Lehrer zur Verfügung." Auch im Kreis ist der unsichere Status der Flüchtlinge ein Problem: "Wenn plötzlich die Teilnehmer weg sind, dann bricht der ganze Kurs zusammen", sagt Semmelmann. Zudem sind die Flüchtlinge im Landkreis verteilt. "Es ist problematisch, vor Ort genügend geeignete Kursteilnehmer zu finden."
Hans-Jürgen Roß ist vor Ort. Der Studienleiter der VHS Bindlach sagt: „Momentan gibt es in der Gemeinde Bindlach keine Flüchtlinge und deshalb keine Deutschkurse.“ Es hätten sich aber Ehrenamtliche, die für die VHS arbeiten, bereit erklärt, bei Bedarf Deutschkurse zu geben. Diese seien aber keine zertifizierten Lehrkräfte.
In Pegnitz und Weidenberg hält sich die VHS mit eigenen Angeboten zurück. Dort gebe es einen "sehr aktiven Unterstützerkreis", in dem pensionierte Lehrer Deutsch unterrichteten, sagt Andrea Giesbert, Geschäftsführerin der VHS Pegnitz. „Wir wollten nicht den Eindruck erwecken, dieses Angebot verprellen zu wollen.“ Momentan sei der Bedarf gedeckt. Das könne in ein paar Wochen aber anders aussehen.
Hintergrund: Sprachkurse und das neue Integrationsgesetz
Am 25. Mai hat die Bundesregierung ein neues Integrationsgesetz verabschiedet. Es soll vor allem die Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt fördern - und mehr von Flüchtlingen fordern. Wer sich weigert, wird bestraft. Ein Punkt: Für Asylberechtigte sollen Integrationskurse Pflicht werden. Diese bestehen aus einem Orientierungsteil, in dem es verstärkt um deutsche Werte gehen soll, und aus einem Sprachkurs. Stimmt der Bundestag dem Gesetz zu, haben Flüchtlinge gleichzeitig aber nur noch ein Jahr lang einen Anspruch auf einen Platz in einem solchen Kurs. Wenn sie sich nicht kümmern, erlischt dieser.
Sozialorganisationen wie Pro Asyl und der Paritätische Gesamtverband bemängeln, dass die Nachfrage an Sprach- und Integrationskursen das Angebot bei Weitem übertreffe. Laut Frank-Jürgen Weise, dem Leiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF), fehlen unter anderem wegen Lehrermangels schon in diesem Jahr 200.000 Plätze. Die VHS Bayreuth Stadt bietet seit etwa zehn Jahren keine Integrationskurse mehr an, sagt Leiterin Beatrix von Guaita. "Wir hatten damals keine Räume und Lehrer." Bei noch nicht anerkannten Flüchtlingen haben nur solche überhaupt einen Zugang zu den Integrationskursen, die eine besonders hohe Bleibeperspektive besitzen, sagt das BAMF dem Kurier. Das sind Menschen aus Syrien, Eritrea und dem Irak. (woj)