Altstädter Führungskräfte Gruber, Wedlich und Wagner neu in der städtischen Sportkommission Verstärkung für SpVgg-Lobby

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Mehr Einfluss auf die städtische Sportpolitik bekommt die SpVgg Bayreuth durch die Berufung ihrer Vorstandsmitglieder Wolfgang Gruber und Christian Wedlich (von links) in die Sportkommission. Foto:Archiv Foto: red

Die SpVgg Oberfranken ist der einflussreichste Verein in Bayreuth. Rein sportlich ist das nach dem gerade geschafften Aufstieg von der fünften in die vierte Fußballliga vielleicht noch etwas hoch gegriffen, aber politisch ist die Aussage nach den Auswirkungen der Stadtratswahl kaum von der Hand zu weisen.

 
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Dafür sorgt insbesondere die neue Zusammensetzung der am Mittwoch (4. Juni) erstmals tagenden städtischen Sportkommission, deren fünf Mitglieder neben der vorsitzenden Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe von den Fraktionen vorgeschlagen und vom Stadtrat in aller Regel nur noch bestätigt werden. Der SpVgg-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Gruber (Die Unabhängigen) wurde als Neuling im Stadtrat von der Ausschussgemeinschaft aus FDP, Jungem Bayreuth und DU ebenso erstmals in dieses Gremium berufen, wie vonseiten der CSU der SpVgg-Jugendvorstand Christian Wedlich und Prof. Walter Wagner, der dem Aufsichtsrat der Altstädter angehört. Somit steht die Hälfte des Gremiums ziemlich offensichtlich dem Fußball-Regionalligisten nahe.

Man könnte eine Taktik des Vereins dahinter vermuten, wenn man sich an einen Antrag Wedlichs aus dem Juli letzten Jahres erinnert, der erst kürzlich vom Stadtrat beraten und abgelehnt worden ist. Darin hatte er eine Erweiterung der Sportkommission angeregt um Vertreter des Stadtsportverbandes, des Sportkuratoriums, der sportwissenschaftlichen Fakultät der Bayreuther Universität und des Schulamts. Skeptiker hatten schon bei diesem Vorstoß gemutmaßt, dass damit die SpVgg-Lobby verstärkt werden sollte durch Aufsichtsratsmitglied Christopher Huth (Uni), den sportlichen Leiter Wolfgang Mahr (Schulsport-Beauftragter der Regierung) oder dessen Büronachbarn Wolfgang Lüdtke (Stadtsportverband).

Solche Rückschlüsse ärgern Wedlich allerdings: „Das ist nicht an Personen festzumachen, sondern an Institutionen – die für Bayreuths weitere Entwicklung in Sachen Sport wichtig gewesen wären.“ In diesem Zusammenhang sei „die Angst von manchen Stadträten oder auch städtischen Mitarbeitern absolut fehl am Platz und nicht zukunftsorientiert.“ Dass es ihm um die Interessen aller Sportler gehe, unterstreicht er am Beispiel des Stadtsportverbands: „Das ist die Basis der Vereine mit ihren 25 000 Mitgliedern“, sagt Wedlich. „Ich fände es richtig, wenn diese Basis auf diese Weise mitbestimmen könnte.“ Und bei der Besetzung eines Platzes für die Universität habe er gar nicht an Christopher Huth gedacht, sondern an Prof. Markus Kurscheidt. Der Experte für Sportpolitik und Sportökonomie sei auch schon in die Arbeit an einem umfassenden Sportstättenkonzept für die Stadt eingebunden.

Nach dem negativen Votum des Stadtrats präsentiert sich die Sportkommission nun zwar in unveränderter Größe, aber eben doch mit offensichtlicherer Neigung zur SpVgg. „Ein Mitglied kann an der Beratung und Abstimmung nicht teilnehmen, wenn der Beschluss (...) einer von ihm kraft Gesetzes oder Vollmacht vertretenen natürlichen oder juristischen Person einen unmittelbaren Vorteil oder Nachteil bringen kann“, besagt Artikel 49 der Gemeindeordnung. Das dürfte auf Gruber und Wedlich zutreffen. Und wenn man Wagner zumindest moralisch mit einbezieht, dann wäre die Beschlussfähigkeit des Gremiums (das allerdings nur vorberatende Funktion für den Stadtrat hat), schon fraglich. Dafür ist nämlich laut Gemeindeordnung „mehr als die Hälfte der Mitglieder“ nötig – in diesem Fall also mehr als die verbleibenden drei von sechs.

„Allerdings haben die Stadträte auch jeweils einen Vertreter in der Sportkommission“, antwortet die stellvertretende städtische Pressesprecherin Kerstin Dettlaff-Mayer auf die Frage nach möglichen Folgen dieser Konstellation. „Da die Belange der SpVgg im Interesse der drei Stadträte sein dürften, ist davon auszugehen, dass sie in so einem Fall ihre Vertreter schicken.“ Wedlich sieht darin überhaupt kein Problem, zumal er als Logistik-Unternehmer schon Erfahrung mit dem Thema hat: „Wenn im Stadtrat über das ehemalige Kasernen-Gelände gesprochen wird, halte ich mir auch raus.“

Entsprechend gelassen geht Stephan Müller damit um, dass er nun das einzige Mitglied der Sportkommission ist, das dem Gremium schon in der letzten Amtszeit angehört hat: „Ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln, dass sich alle Mitglieder für die gemeinsame Sache des Bayreuther Sports einsetzen werden“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Bayreuther Gemeinschaft (BG). Irgendeine Verbindung zu irgendeiner Institution ließe sich schließlich bei fast jedem Stadtrat finden: „Wenn es im Kulturausschuss um den Brandenburger Kulturstadl geht, verlasse ich als dessen Vorstandsmitglied immer den Raum.“ Allerdings: „Georg Kämpf hat eine Nominierung für die Sportkommission durch die BG abgelehnt – wegen seiner engen Beziehung zum Basketball.“

Vier Neulinge im Gremium

Von den fünf Stadträten in der Sportkommission sind vier erstmals in diesem Gremium vertreten: Die bisher von Bettina Boxberger und Ulrike Lex besetzten Plätze der CSU nehmen nun Prof. Walter Wagner und Christian Wedlich ein. Die Ausschussgemeinschaft der kleinen Stadtratsfraktionen entsendet Wolfgang Gruber (DU) anstelle von Thomas Hacker (FDP), und auf dem Posten der SPD wird Manfred Kreitmeier durch Siegfried Zerrenner abgelöst. Aus der letzten Amtsperiode ist nur noch Stephan Müller (BG) dabei und natürlich Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe als Vorsitzende des Gremiums.

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