„Seitdem habe ich Schmerzen. Vor allem beim Laufen.“ Jedoch spürte Haug bei den anderen Teildisziplinen keine Einschränkungen, trainierte im schmerzfreien Bereich weiter. Erst vor zwei Wochen wurde das Ödem diagnostiziert. „Das war ein harter Rückschlag. Klar ist man da frustriert“, schätzt Haug ihre Situation ein. „Vor allem für den Kopf ist es schwierig.“
Konkurrenz trumpft auf
Von 100 Prozent Training auf fast 0, keine Wettkämpfe. Und die Konkurrenz setzt derweil neue Maßstäbe. Gerade die Amerikanerin Gwen Jorgensen läuft derzeit die gesamte Weltelite in Grund und Boden. „Man kann also als Frau die zehn Kilometer unter 33 Minuten laufen“, zeigt sich Haug beeindruckt und weiß nicht, ob sie selbst in Topform der aktuellen Überläuferin Paroli bieten könnte. Doch dann kommt Haugs Ehrgeiz, ihr Optimismus zurück – die Eigenschaften, die sie in die Weltspitze führten: „Wenn diese Zeit möglich ist, dann ist das mein Ziel.“
Haug überlegt bereits, wie sie den Trainingsrückstand wieder aufholen kann. In ihrer Lieblingsdisziplin Laufen sieht sie das geringste Problem. Hier hat sie Talent. Wenn die körperliche Fitness stimme, komme auch das Laufgefühl zurück. Und das Problemkind Schwimmen? Auch hier ist sie optimistisch. Vor der Verletzung hat sie teilweise 50 Trainingskilometer in der Woche absolviert und eine „deutliche Verbesserung“ gespürt. „Außerdem ist das Schwimmen, das Erste, was ich wieder in Angriff nehmen kann.“ In Absprache mit ihren Trainern wird sie ihren Olympia-Fahrplan nun modifizieren, aber Zeit bleibe noch genug.
Olympia nicht gefährdet
Das bestätigt Herrmannsdörfer: Wenn das Ödem voll ausgeheilt sei, werde Haug keine bleibenden Probleme haben. „Anne ist eine Kämpferin und Arbeiterin, sie wird in die Weltspitze zurückfinden. Sie darf jetzt nur nicht zu früh zu viel wollen.“
Haug schmunzelt: „Wenn schon Zwangspause, dann besser jetzt als nächstes Jahr. Mein Olympia-Projekt sehe ich nicht gefährdet.“ Die Spiele in Rio seien die Motivation, dafür quäle sie sich täglich. Und nimmt sich Haug ein Ziel vor, dann erreicht sie es auch – das zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Karriere. „Ich war nie eine gute Schwimmerin, aber ich wollte Profi-Triatheltin werden – und bin es geworden“, sagt die willensstarke 31-Jährige. „Und jetzt mache ich eben eine schwierige Phase durch, aber ich werde gestärkt aus dieser Situation herauskommen.“