Verleger verkauft Kurier-Anteile

Von Norbert Heimbeck

Ein Stück Bayreuther Zeitungsgeschichte geht zu Ende: Wolfgang Ellwanger hat nach rund vier Jahrzehnten als Verleger seine Anteile am Nordbayerischen Kurier verkauft. Die neuen Eigentümer sind auch die alten: Mit-Verleger Laurent Fischer und die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft haben Ellwangers Anteile übernommen.

 
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Die Familie Ellwanger hielt bislang 37,5 Prozent am Nordbayerischen Kurier, die Druckhaus Bayreuth GmbH die übrigen 62,5 Prozent. Mit dem Verkauf wird die GmbH alleinige Gesellschafterin des Verlags. Druckhaus-Gesellschafter sind Laurent Fischer und die in Hamburg ansässige Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH (mit einem Anteil von 47,5 Prozent). Die DDVG ist ein Unternehmen, in dem die Beteiligungen der SPD an Zeitungen zusammengeführt werden. Der Verkauf muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden.

„Wir wollen den Nordbayerischen Kurier als eigenständigen Zeitungstitel nachhaltig sichern“, sagt Verleger Laurent Fischer: „Mit dem Erwerb der bisher von der Ellwanger KG gehaltenen Anteile haben wir hierfür eine wichtige Voraussetzung geschaffen.“ Wolfgang Ellwanger wollte sich wegen des laufenden Kartellverfahrens nicht zu dem Verkauf äußern.

Suche nach Partnern in den Bereichen Druck und Vertrieb

Nach Aussage von Laurent Fischer müsse jetzt die Entscheidung des Kartellamts abgewartet werden: „Dieser Prozess kann dauern. In einem nächsten Schritt werden wir den Nordbayerischen Kurier gemeinsam mit starken regionalen strategischen Partnern weiterentwickeln.“ Es gehe um die Schaffung von Synergien, möglicherweise in den Bereichen Vertrieb und/oder Druck: „Wir suchen schon seit langem Möglichkeiten, wie wir günstiger produzieren können.“

Weder Fischer noch die DDVG nannten Namen möglicher Partner: „Da kommen viele Akteure in Frage. Uns ging es um die Sicherung des Titels Nordbayerischer Kurier mit einer starken Lokalredaktion,“ hieß es aus Hamburg. Auf den Lokalsender Radio Mainwelle habe der Verkauf der Ellwanger-Anteile keine Auswirkungen.

1968 erschien die erste Kurier-Ausgabe

Der Nordbayerische Kurier entstand aus der Fusion der Vorgängerzeitungen „Fränkische Presse“ und „Bayreuther Tagblatt“. Am 2. Januar 1968 erschien die erste Ausgabe der neuen Bayreuther Lokalzeitung. Die Familie Ellwanger hat das Wirtschaftsleben der Stadt seit Ende des 19. Jahrhunderts mitbestimmt: Der gebürtige Niederbayer Lorenz Ellwanger eröffnete am 30. Juni 1884 in Bayreuth eine Druckerei. Lokalhistoriker Kurt Herterich schreibt in seinem Buch „Im Herzen von Bayreuth“: „Acht Jahre später kaufte er für 60 000 Mark die Burger’sche Druckerei mit dem Anwesen Maxstraße 60 und verschmolz die beiden Firmen.“ Im September 1896 sicherte sich der junge Unternehmer die Verlagsrechte für die „Oberfränkische Zeitung“. Damit begann eine 120-jährige Familientradition im Pressewesen. 1934 kam der „Oberfränkische Volkskalender“ hinzu, der als „Heimatkalender“ bis zum heutigen Tage erscheint, seit wenigen Jahren unter Regie des Nordbayerischen Kuriers.

Seit 1922 leitete Lorenz’ Sohn Albert die Geschäfte von Verlag und Druckerei. 1938 erwarb er das Verlagsrecht des „Bayreuther Tagblatts“, das er mit der „Oberfränkischen Zeitung“ verschmolz. Das von Carl Gießel gegründete Tagblatt war am 1. Oktober 1856 erstmals erschienen und fusionierte zum 1. Januar 1968 mit der „Fränkischen Presse“ – der „Nordbayerische Kurier“ war geboren.

Wolfgang Ellwanger führte Familientradition fort

Auch Albert Ellwanger junior, Enkel des Gründes, trat in die Fußstapfen seiner Vorfahren. Der Absolvent der Meisterschule für Buchdrucker, der vor dem Zweiten Weltkrieg in Hof eine zweite Druckerei geführt hatte, betrieb an der Seite seines Vaters erfolgreich das Wiedererscheinen des „Tagblatts“ zum 1. Oktober 1949. Er leitete nach dem Tod des Vaters das Unternehmen bis Juni 1976.

Wolfgang Ellwanger machte zunächst eine Ausbildung im elterlichen Betrieb, studierte berufsbezogen in München und wechselte nach seinem Abschluss zum Axel-Springer-Verlag in Hamburg. 1972 kehrte er nach Bayreuth zurück und bestimmte bis zum 1. April 2016 gemeinsam mit Laurent Fischer als Verleger und Herausgeber die Geschicke des Kuriers.

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