Verkehr: Lobbyverein löst sich auf

Von Peter Engelbrecht
Für den Ausbau der Autobahnen hat sich der Verkehrsverbund Nordbayern eingesetzt. Jetzt hat sich der Verein aufgelöst. Foto: Archiv Foto: red

Der Verkehrsverband für Nordostbayern hat sich freiwillig aufgelöst – nach 91 Jahren. Das bestätigte dessen Vorsitzender Michael Möschel aus Kulmbach. Der Verband war einer der hartnäckigsten Verfechter der umstrittenen Fichtelgebirgsautobahn, die inzwischen zu den Akten gelegt wurde. Umweltschützer begrüßten die Auflösung des Lobbyvereins, der sich vorwiegend für den Straßenbau einsetzte.

 
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Der 1925 gegründete Verkehrsverband hatte bis vor zwei Jahren seinen Sitz in Selb. Nach dem altersbedingten Ausscheiden des Geschäftsführers übernahm IHK-Vizepräsident Möschel 2014 den Vorsitz und führte die Geschäfte ehrenamtlich. Gleichzeitig wurde die Geschäftsstelle nach Kulmbach in die Verkehrsakademie, deren Geschäftsführer Möschel ist, verlegt.

Auch die Bauindustrie ist dabei

Zu den rund 100 Mitgliedern zählten unter anderem die Landkreise Tirschenreuth, Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel sowie die Stadt Weiden. Mit im Führungsgremium waren unter anderem der Bayreuther Landrat Hermann Hübner und der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Auch ein Vertreter der IHK und des Bauindustrieverbandes gehörten dazu.

"Hat sich überlebt"

Der Verkehrsverband wurde am Montagnachmittag in einer nicht öffentlichen Mitgliederversammlung im Landratsamt Bayreuth aufgelöst. Die Aufgaben sollen in Zukunft von der Metropolregion Nürnberg übernommen werden. Landräte und Oberbürgermeister könnten kleinere Verkehrsprojekte selbst bei den Ministerien in München und Berlin voranbringen. „Der Verkehrsverband hat sich überlebt“, räumte Möschel ein. Die oberfränkischen Vorhaben, die im neuen Bundesverkehrswegeplan nicht im vordringlichen Bedarf seien, hätten in den nächsten 25 Jahren „keine Chance“. 

Wille der Bürger zählt

Das Vereinsvermögen in Höhe von 50 000 Euro fällt laut Satzung dem Bezirk Oberfranken zu. Das Geld soll für Verkehr und Verkehrssicherheit ausgegeben werden, erläuterte Möschel. Der Verband hatte sich erstmals 1978 für den Bau einer Autobahn durch das Fichtelgebirge ausgesprochen. Möschel sagte, das Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße 303 sei nicht weiter angestiegen. Zudem habe Bayerns Innenminister Joachim Herrmann erklärt, er wolle die Planungen für den durchgängigen vierspurigen Ausbau der B 303 gegen den Willen der Bürger nicht weiterverfolgen. „Das war eine ganz wichtige Aussage“, betonte Möschel. „Es gibt keine Chance auf eine Realisierung mehr.“  

Bei Autobahnen sei Oberfranken „gut bestückt“. In den vergangenen 20 Jahren seien viele Projekte gebaut worden, „wir sind sehr gut aufgestellt“. Bei der Bahnanbindung sah er noch Handlungsbedarf, etwa bei der Elektrifizierung und dem Thema ICE-Halt.

Nanne Wienands von der Bürgerinitiative gegen die Fichtelgebirgsautobahn zeigte sich überrascht von der Auflösung. „Herzlichen Glückwunsch“, kommentierte sie das Aus. Die Mitglieder hätten offenbar eingesehen, dass die Verkehrszahlen auf der B 303 für den Autobahnausbau zu gering seien. „Damit haben wir eine Interessengruppe für den Straßenbau weniger.“ Vorrangig sei die Elektrifizierung der Bahnstrecke Hof-Nürnberg. 

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