Verkaufsgerüchte um NKD

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Über das große Logistikzentrum in Bindlach wird die Belieferung der NKD-Filialen sichergestellt. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Vor knapp fünf Jahren hat Opcapita den damals kriselnden Textildiscounter NKD übernommen. Mittlerweile ist das Bindlacher Unternehmen wieder in der Spur. Für den Finanzinvestor offenbar der richtige Zeitpunkt, einen Käufer zu suchen.

 
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Die Nachrichtenagentur Reuters will aus Finanzkreisen erfahren haben, dass Opcapita sich von seinem NKD-Investment wieder trennen will. Mehrere mit der Angelegenheit betraute Personen hätten bestätigt, dass die Investmentbank Goldman Sachs einen Käufer finden solle. Von beiden gab es dazu allerdings keinen Kommentar.

Auch bei NKD selber fiel die Reaktion auf Kurier-Nachfrage eher dünn aus. Chef Ulrich Hanfeld verwies auf Unternehmenssprecher Jörg Roßberg. Der wiederum sagte, dass er zu den Gerüchten nicht konkret Stellung nehmen könne, weil es sich um eine Angelegenheit des Investors handle. Es sei allerdings "ein normaler Vorgang, dass Finanzinvestoren nicht ewig investiert bleiben".

Vor fünf Jahren gekauft

Opcapita hatte NKD im Herbst 2013 von der norddeutschen Daun-Gruppe gekauft. Und zwar in äußerst heikler Lage. Beide zusammen sollen einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag aufgebracht haben, um NKD zu retten. Denn damals stand das Unternehmen am Abgrund, es war ein Verlust von 50 Millionen Euro aufgelaufen.

Verfehlte Strategie

Was Hanfeld, der jetzt seit rund drei Jahren an der Firmenspitze steht, vor allem auf eine völlig verfehlte Strategie des mittlerweile unter anderem wegen Millionenuntreue verurteilten Ex-NKD-Chefs Michael Krause zurückführt. Der habe 2012/13 einen "viel zu aggressiven Expansionskurs gefahren", sagte Hanfeld dem Kurier vor rund einem Jahr, und: "Der damals extreme Expansionsdruck hinein in völlig falsche Lagen und falsche Sortimente mit dem Ziel, den großen Markt anzugreifen mit mehr als 2000 Filialen – das war nie NKD.

Heute konzentriere man sich wieder darauf, ein „Nahversorger für die ganze Familie“ zu sein, statt „Expansion um der Expansion willen" zu betreiben. Rund 250 Filialen an, wie Hanfeld sagte, "falschen Standorten" wurden aufgegeben, dafür andere neu eröffnet.

8000 Mitarbeiter

Heute hat NKD laut Roßberg etwa 1800 Filialen, davon rund 1300 in Deutschland. Der Rest verteilt sich auf Österreich, Italien, Slowenien, und Kroatien. Die Zahl der Mitarbeiter liegt demnach bei rund 8000, davon 6400 in Deutschland.

Am Stammsitz in Bindlach gibt es gut 500 Beschäftigte, nachdem es 2013 etwa 650 waren. Auch hier werde der Personalstand wieder aufgebaut, hieß es vor einem Jahr.

Geschäfte laufen wieder gut

Maßnahmen, die Erfolg hatten, die Geschäfte laufen wieder gut. 2016 legte der Umsatz um mehr als fünf Prozent auf 680,6 Millionen Euro zu, seit 2013 waren es im Schnitt sogar 7,5 Prozent pro Jahr. Und zwar auch flächenbereinigt, der Anstieg der Erlöse geht also nicht auf Erweiterungen oder Neueröffnungen zurück.

Der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg auf 20,4 Millionen Euro, wenn auch unterm Strich noch mal ein kleines Minus blieb. Auch das dürfte sich 2017 geändert haben. NKD-Sprecher Roßberg wollte zwar keine konkreten Zahlen nennen, weil die Bilanz noch nicht endgültig freigegeben sei. Das Jahr sei aber erneut besser gelaufen. Konkrete Zahlen wolle die Geschäftsführung in Kürze herausgeben.

Hübsche Braut

Klar scheint aber zu sein, dass die Braut NKD mittlerweile schon wieder ziemlich hübsch geworden ist und es Sinn machen würde, wenn Opcapita seine Fühler konkret ausstreckt. Reuters spekuliert, das Ebitda könne auf rund 40 Million Euro gestiegen sein und NKD in dem Verkaufsprozess mit 300 bis 350 Millionen Euro bewertet werden.

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