Podiumsdiskussion bringt keinen Konsens Verhärtete Schulfronten in Haag

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Ein tiefer Graben zieht sich durch die Gemeinde Haag. Auf der einen Seite stehen die Haager, auf der anderen die Schreezer. Das wurde am Freitagabend bei der dreistündigen Podiumsdiskussion in der Creußener Mehrzweckhalle deutlich.

 
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Der Ausgangslage: Durch die Sprengelaufteilung besuchen die Haager Kinder die Schule in Creußen – zwölf sind in der Grundschule, fünf in der Mittelschule und vier M-Schüler sind in Pegnitz. Insgesamt 14 Kinder aus Schreez besuchen in Bayreuth den Unterricht – zehn die Grundschule Lerchenbühl, ein Grundschüler die Herzoghöhe-Schule und je ein Hauptschüler ist an der Altstadtschule, der St.-Georgen-Schule und der Albert-Schweitzer-Schule. Die Gemeinde Haag hat mit der Stadt Bayreuth einen Beförderungsvertrag, nach dem Haag pro Kind 50 Euro zahlt. Wie Bürgermeister Robert Pensel informierte, gab es die Ankündigung von Bayreuth, dass die Gemeinde künftig mehr – zwischen 300 und 400 Euro – bezahlen soll. Im Gemeinderat war eine Entscheidung hierzu vertagt worden, es wurde ein Arbeitskreis gebildet. „Es kommen enorme Mehrkosten auf die Gemeinde zu“, so Pensel, der kritisierte, dass bislang kein Gespräch mit Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe dazu möglich war. „Die Stadt hat sich bisher erfolgreich aus der Affäre gezogen“, sagte er.

Kein Wettkampf zwischen den Standorten

Der Brief: Schulrat Werner Lutz verlas bei der Veranstaltung einen Brief von Merk-Erbe, der ihm an diesem Tag zugegangen war. Nach diesem soll für die Lerchenbühl-Schüler weiter die 50-Euro-Regelung gelten und nur die Beförderung der Kinder an die anderen Bayreuther Schulen teurer werden. „Sollen von den Lerchenbühl-Schülern aber welche an die Ganztagsschule wechseln, fallen auch für sie Mehrkosten an“, so Lutz. „Es darf keinen Wettkampf zwischen den beiden Schulstandorten geben, sie sind beide gut.“

Die Rechtslage: „Eine Änderung des Vertrages ist bis zum 31. Juli möglich und würde frühstens ab dem Schuljahr 2016/17 gelten“, erklärte Verwaltungsdirektor Daniel Frieß vom Landratsamt. Sollte eine Änderung beschlossen werden, müsste die Regierung über neue Sprengel entscheiden.

Die Kosten: Martin Höregott von der Verwaltung sagte, dass für die Kinder, die nach Creußen in die Schule gehen zurzeit 1850 Euro inklusive Beförderung gezahlt werden. Für die Schreezer Kinder in Bayreuth fallen 1450 Euro plus 50 Euro für die Beförderung an.

Bisherige Regelung beibehalten

Die Diskussion: Kritik am Bürgermeister übte Toni Kreutzer (Schreez), der vorwarf, dass der Gemeinderat vorab nicht über die Situation informiert war und in der Oktobersitzung eine Kampfabstimmung über die Vertragskündigung erfolgen sollte. Diese war mit 5:4-Stimmen abgewiesen worden. Ferner warf Kreutzer der Gemeinde Gerüchte, Halbwahrheiten und Lügen vor. Gleichzeitig sprach er sich dafür aus, die bisherige Regelung beizubehalten, da man so in Schreez die gleiche Infrastruktur wie in Bayreuth habe. „Die Stadtnähe bedeutet mehr Attraktivität für den Ort“, sagte er. Die Veranstaltung für unnötig befand Alexander Warda (Schreez), nachdem der Schulrat den Brief verlesen hatte. „Die Kosten sind doch überschaubar, wenn es jetzt nur noch vier Schüler betrifft“, war seine Ansicht, woraufhin ihm Pensel noch einmal erläuterte, dass dann nur für die Lerchenbühl-Schüler die bisherige Regelung weiter gelte. Warda appellierte, Bestehendes nicht über den Haufen zu werfen.

Klaus Weiß (Schreez) von der Arbeitsgruppe hatte aus den vorliegenden Zahlen festgestellt, dass die Umlage, die der Schulverband Creußen von Haag erhebt, um 55 Prozent angestiegen ist. „Somit ist der Schulbesuch in Creußen teurer als der in Bayreuth“, brachte er es auf den Punkt. Die Kosten könnten also nicht das tragende Argument der Diskussion sein. „Es ist gut, dass eine Entscheidung im Gemeinderat vertagt wurde“, fand Helmut Engelbrecht (Schreez). Es wäre ein Skandal gewesen, das so durchzujagen. Auf die Frage von Susanne Retsch (Haag), ob Haag aus dem Schulverband mit Creußen aussteigen könne, wenn alle Kinder künftig nach Bayreuth gingen, erwiderte Schulverbandsvorsitzender Martin Dannhäußer: „Das geht schon, aber man muss bedenken, dass auch etwas damit kaputtgemacht wird.“ Um die Mittelschule in Creußen zu halten, wäre es wichtig, dass die Schreezer Kinder kämen, so Dannhäußer. „Eine Klasse aus Haag wäre das Ziel.“ Entsetzt von der Diskussion war Anja Bär (Haag). „Es wird hier eine Stunde über Finanzen geredet. Es geht nicht um die Kinder, sondern um die Befindlichkeiten der Eltern“, so Bär. Den Kindern sei es egal, wo sie hingehen, so würden nur Gräben gerissen, die keiner wolle.

Leidensdruck nur auf einer Seite

Ebenfalls irritiert war Michael Sachs (Haag), der zwei Kinder in Creußen und eines in Pegnitz an der Schule hat. „Warum sollen alle nach Bayreuth? Vor einem Jahr hat sich noch kein Bürger für die Kosten interessiert.“ Christian Bär (Haag) mahnte: „Es geht nicht um die Schreezer, sondern um den Brief aus Bayreuth.“ Es sei an der Zeit, dass die Kinder der Haager Gemeinde endlich miteinander in die Schule gehen. „Es ist aber eine böswillige Unterstellung, dass mit der bisherigen Regelung die Gemeinde getrennt wird.“ Die politische Gemeinde müsse sich fragen, ob die Diskussion nicht nur die Spitze eines Eisbergs sei, so Hartmut Hopperdietzel (Haag). Die Entscheidung von vor 40 Jahren zur Sprengelteilung sei nicht gut. „Aber der Leidensdruck ist vor allem auf einer Seite sehr hoch.“

Der Gemeinderat: Während Bianka Deinert (Schreez) in der Veranstaltung wiederholte, zu wenig Informationen und nur eines von zwei Schreiben aus Bayreuth erhalten zu haben, widersprach dem Heidi Weingessl, dass dem Gremium beide Briefe bekannt waren.

Fazit: Die Arbeitsgruppe werde nun alle Fakten zusammenfassen und dem Gemeinderat einen Vorschlag unterbreiten, so Bürgermeister Pensel abschließend. „Ich bin enttäuscht von der Veranstaltung. Es kann nicht sein, dass Kinder aus einer Gemeinde in sieben verschiedene Schulen gehen“, machte er deutlich. Er äußerte seine Zweifel, dass überhaupt Interesse am Zusammenhalt der Gemeinde bestehe. Die Kinder hätten kein Problem, wohin sie gehen, nur die Eltern. „Die Podiumsdiskussion war polemisch und hetzerisch“, sagte Pensel gestern auf Kurier-Nachfrage am Telefon. Die Fronten seien verhärtet und es gebe keinen Konsens über eine Alternative nachzudenken. Er plädiere dafür, dass alle Kinder der Gemeinde entweder nach Creußen oder nach Bayreuth zur Schule gehen.

info: Auch Creußens Rektor Richard Deinzer und Stefanie Schmidt, Rektorin der Lerchenbühlschule nahmen an der Diskussion teil.

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