Der ehrlichste Glückwunsch erreichte den Verein, der in Bayreuth ein Programmkino eröffnen will, vor ein paar Tagen über Facebook. „Yay“, schrieben die Kollegen des Musikkollektivs „Hansestadt Bayreuth“ an den Verein „Kino ist Programm“. „Es dauert nicht mehr lange, dann ist Bayreuth ’ne richtige Stadt mit allem Drum und Dran!“

Es gibt wahrscheinlich keinen Satz, mit dem man – sowohl in der Bayreuther Kultur- wie auch der Studentenszene – schneller Zustimmung erntet als mit der Klage, es gebe in Bayreuth kein Programmkino.

Eine 15-köpfige Initiative versucht dies jetzt zu ändern. Die beiden Vorsitzenden des Vereins: Isabel Strehle, Architektin und Stadtplanerin, hauptberuflich bei der Regierung von Oberfranken beschäftigt. Und Kathrin Rothemund, Medienwissenschaftlerin an der Universität Bayreuth.

Drei Säle soll das Programmkino haben

Ihr langfristiges Ziel: in der Bayreuther Innenstadt soll ein Kino entstehen, mit zwei, vielleicht auch drei Sälen. „Einmal hundert Plätze, einmal fünfzig, einmal dreißig“, sagt Strehle.

Ein bisschen so, wie das Casablanca-Kino in Nürnberg. Oder das Scala-Kino in Lüneburg, wo Rothemund studiert hat.

Mehr Plätze braucht es nicht. „Es sind jetzt mehr als eineinhalb Jahrzehnte vergangen, seit das letzte Programmkino in Bayreuth geschlossen hat“, sagt Rothemund. „Wir müssen also davon ausgehen, dass wir uns in Bayreuth ein völlig neues Publikum schaffen müssen.“

Bis Weihnachten sollen die wesentlichen Entscheidungen gefallen sein, dann soll es eine Machbarkeitsstudie geben – in Zusammenarbeit mit der Universität. Mit Ergebnissen rechnen die beiden dann im Frühsommer 2015.

Frühestens 2016 wird der erste Film dort laufen

„Das entscheidende Datum für unser Projekt ist immer der 30. Juni“, sagt Strehle. „Dann müssen für das Folgejahr die Anträge bei der Filmförderung gestellt sein.“ Frühestens 2016 kann der Kinobetrieb beginnen, finanziert aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Sponsoren- und Eintrittsgeldern.

Vorausgesetzt, das Kino, das es im Moment nur theoretisch gibt, hat bis dahin eine Adresse gefunden. Der Verein sucht und verhandelt schon, es sei aber zu früh, um konkreter zu werden. „Wir brauchen natürlich eine Liegenschaft, mit der wir langfristig rechnen können“, sagt Strehle.

Als Konkurrenz zum Cineplex-Kino versteht sich der Verein nicht. „Wir wollen ja nicht den „Hobbit“ auf kleinerer Leinwand zeigen“, sagt Rothemund. „Wir wollen Filme nach Bayreuth holen, die es hier nicht zu sehen gibt“ – Independent-Filme, Arthaus-Filme, ungewöhnliche Kinderfilme.

„Das ist ein Bereich, der in Bayreuth zurzeit nicht besetzt ist – für ein Publikum, das hier zurzeit auch eher nicht ins Kino geht. Und wenn das dazu führt, dass im Cineplex auf einmal mehr Independent-Filme laufen“, sagt Rothemund, „dann würde uns das sogar freuen.“

Info:

Der Verein „Kino ist Programm“ beginnt am 22. November eine Filmabend-Reihe im Iwalewa-Haus – mit drei Filmen: um 18 Uhr, 20.30 Uhr und 23 Uhr. Weitere Informationen unter www.kino-ist-programm.de