Die klagenden Verbände fürchten zudem, dass durch die Lang-Lkw mehr Verkehr auf die Straße abwandert. "Klimapolitisch ist das fatal", sagte BUND-Verkehrsexperte Werner Reh.
Das Bundesverkehrsministerium rechnet dagegen nicht mit einer Verlagerung des Verkehrs. Die Lang-Lkw brächten stattdessen Effizienzgewinne und Kraftstoffersparnisse zwischen 15 und 25 Prozent. Zwei Lang-Lkw-Fahrten können den Angaben zufolge drei Fahrten mit herkömmlichen Lkw ersetzen. Auch eine stärkere Belastung der Infrastruktur durch die Lang-Lkw sieht das Ministerium nicht.
Wie viele Gigaliner derzeit in Deutschland unterwegs sind, ist unklar. Nach Abschluss des Feldversuchs, an dem zuletzt 161 Lang-Lkw teilnahmen, ist eine Anmeldung der Gigaliner nicht mehr erforderlich.
Um Leben und Tod
Dass eine unbestimmte Zahl von Lang-Lkw auf deutschen Straßen unterwegs ist, halten die klagenden Verbände für fatal. Bahnübergänge und Tunnel seien derzeit nicht auf den Einsatz von Gigalinern ausgelegt, sagte Allianz-Pro-Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege. Zudem verlängerten sich die Überholvorgänge nach Berechnungen des ADAC um 1,5 Sekunden. "Auf Autobahnen ist das kein Problem, aber auf einer Landstraße kann diese Zeit über Leben und Tod entscheiden."
Die Verbände richteten eine Online-Plattform ein, um den Protest gegen die Gigaliner zu organisieren. Auf dieser fordern sie Bürger auf, Protestbriefe an die Landesverkehrsminister zu schicken, die vor der Bundestagswahl auch an den Bundesverkehrsminister übergeben werden sollen. "Wir werden dafür sorgen, dass das Thema Gigaliner eine Rolle im Bundestagswahlkampf spielen wird", sagte Flege.
Grüne und Linke begrüßen die Klage
Politiker von Grünen und Linkspartei begrüßten die Klage. Es zeige sich nach der Pkw-Maut einmal mehr, dass es Bundesverkehrsminister Dobrindt "mit dem EU-Recht nicht so genau nimmt", erklärte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Stephan Kühn. Gigaliner seien "verkehrs- und umweltpolitisch völlig kontraproduktiv", kritisierte der Linken-Bundestagsabgeordnete Herbert Behrens.