Vampire erobern Creußen

Von Uwe Renners

Leichte Nebelschwaden ziehen über das Gelände der Hausarztpraxis Schwenk in Creußen. In der Praxis huscht eine Frau in OP-Wäsche über den Flur. Der Druckverband an ihrem Hals soll verhindern, dass das Blut aus der Bisswunde fließt. Wobei, viel Blut fließt durch diesen Körper nicht mehr. Dann brüllt jemand laut durch die Praxis: "Pause!". Die beiden Männer im Garten nehmen das Fleisch vom Grill und die Schauspieler setzen sich an die Tische in der Praxis. Es ist Pfingstsonntag und in Creußen wird ein Vampirfilm gedreht. Zumindest Teile davon. 

 
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"Die Szenen hier in Creußen spielen mittendrin", erklärt Regisseur Stefan Schwenk. Seit Juli 2011 dreht der Bayreuther an "Montrak". An diesem Wochenende hat er Schauspieler wie Dustin Semmelrogge, Michaela Schaffrath, Charles Rettinghaus und Stephanie Jost um sich versammelt. In der Praxis seiner Tante wird eine Krankenhausszene gespielt. "Montrak" ist ein Vampirfilm. Schwenk: "Aber kein 08/15-Vampirfilm. Wir haben Trash-Inhalte bewusst vermieden. Die Story würde sich auch mit anderen Fabelwesen erzählen lassen", sagt er. Großteile des Films sind in und um Bayreuth gespielt, das Action-Finale im vergangenen Jahr im Reichshof in Bayreuth.

Premiere

Im November soll der Film nach fünf Jahren Drehzeit endlich zu sehen sein. "Die Premiere findet natürlich im Cineplex in Bayreuth statt", sagt Produzentin Heike Fauser. Die Low-Budget-Produktion finanziert sich über Sponsoren und Crowdfounding. Also Liebhaber des Genres, die sich mit ihrem Privatvermögen an dem Dreh beteiligt haben. "Wir haben drei solcher Crowdfounding-Aktionen gestartet, die erfolgreich waren", sagt Fauser. Die Schauspieler bekommen zwar eine Gage, "die ist aber natürlich nicht so hoch, wie bei anderen Produktionen". Weniger professionell geht es deshalb am Set aber nicht zu. Teile des Films wurden sogar zwei Mal gedreht. "Bei dem Projekt merkt man die Revolution der digitalen Technik", sagt Schwenk. Immer neue Kameras und technische Entwicklungen hätten einige Wiederholungen notwendig gemacht. 

Geiles Projekt

"Das ist ein geiles Projekt. Da sehnt man sich als Schauspieler nach", sagt Dustin Semmelrogge, der als Vampirjäger Harry Scholz in Creußen dabei ist und bereits 2014 seine ersten Drehtage hatte. Er ist auf der Suche nach Rache für seine Schwester, die von einem Vampir gebissen wurde. "Dadurch werde ich aufmerksam auf die ganze Materie. Ich lerne ein Vampirkommando kennen, die die Vampire ausrotten wollen und die mich dann aufnehmen." Ob sie dabei erfolgreich sind, will Semmelrogge nicht verraten: "Es wird ein großer Showdown. Wer weiß, wie es endet?"

 

Schöne Ecke

"Vor dem Projekt kann ich nur den Hut ziehen", sagt er. Semmelrogge ist ein Tausendsassa. Theater, Synchronsprecher, Film- und TV-Produktionen, der Sohn von Martin Semmelrogge hat schon so ziemlich alles gemacht, bei der ersten Staffel des Dschungelcamps stieg er nach drei Tagen aus. Darüber mag er heute nicht mehr so gerne reden: "Was man für Kohle nicht alles macht", sagt er, grinst dabei und legt schnell hinterher: "Lass uns über den Film reden." Der, so der Schauspieler lebe von dem Engagement von Regisseur Stefan Schwenk und Heike Fauser. "Die sich immer wieder dafür ins Zeug legen." Bei der Premiere im November will er auf jeden Fall dabei sein. "Bayreuth ist eine schöne Ecke. Wir waren gestern im Liebesbier, das hat mir gut gefallen. Ich bin zwar nicht der absolute Biertrinker, aber Hauptsache, es knallt." 

Konzentration

In Creußen knallt es am Pfingstsonntag weniger. Dort ist Konzentration angesagt, um die benötigten Szenen innerhalb eines Tages drehen zu können. Der Flieger für Michaela Schaffrath geht schon am Montagmorgen, Spielraum gibt es keinen. Die gelernte Kinderkrankenschwester, deren Karriere im Pornobusiness begann, arbeitet seit vielen Jahren als Schauspielerin. In Rollen wie im Tatort und anderen Produktionen hat sie ihr Schauspieltalent bewiesen. Nach Creußen kommt sie über Dustin Semmelrogge, der ihr von dem Projekt berichtet hat. "Das ist ein ganz tolles Team hier", sagt sie. Als Dr. Heusmann untersucht sie heute die gebissene Schwester von Harry Scholz. 

Drei Episoden

"Der Film besteht aus drei Episoden. Einige davon spielen im Mittelalter", erklärt Stefan Schwenk. Der 34-Jährige war 29 Jahre alt, als der Dreh begonnen hat. "Das war und ist eine riesige Erfahrung für mich", sagt er. Andere gingen auf eine Filmschule "und zahlen viel Geld dafür". Er macht es lieber selbst. "Das ist wie bei der Musik. Wenn du es im Blut hast, dann geht das." Und Blut fließt einiges in "Montrak". 


Zum Film: 

In Deutschland verschwinden immer mehr Menschen. Hinter den mysteriösen Vermisstenfällen stecken aber keine vermuteten Wolfsangriffe, sondern Vampire, die ihren Ursprung im Mittelalter haben. Montrak (Sönke Möhring), ein einstiger Burggraf, der vor Hunderten von Jahren lebte, wandte sich nach dem Tod seiner geliebten Frau Sofia (Cosma Shiva Hagen) von Gott ab.

In seinem Zorn geht er einen Pakt mit dem Bösen ein: Durch einen von Luzifer verwandelten Ring wird Montrak zum Vampir verdammt. Schnell erschafft er seine ersten Untertanen (unter anderem Adam Jaskolka) auf Erden. Als Montrak von den Menschen gejagt wird, bleibt ihm keine andere Wahl als sich töten zu lassen, damit der Mythos Vampir in Vergessenheit gerät. 

Doch im Geheimen wurde ein teuflischer Plan geschmiedet: Um einen neuen Vampirmeister zu erschaffen, geben Montraks hinterbliebene Jünger den Ring an einen Bauern (Matthias Reichstein) weiter, der dem Hass nahe steht - denn nur, wenn erneut ein Mensch dem Zorn verfällt, kann der Ring reaktiviert werden. Der neue Meister soll in ferner Zukunft die Welt mit seiner gewachsenen Armee endgültig ins Chaos stürzen. Nur eine kleine Gruppe von Menschen (Dustin Semmelrogge, Ralph Stieber) stellt sich ihnen in den Weg.