Der Kriminalbeamte zog ein verwundertes Fazit: „Normalerweise wird ein V-Mann, der straffällig wird, aus dem V-Mann-Programm rausgezogen.“ Im Fall von Mario F. kamen weitere Auffälligkeiten hinzu: Trotz Haftbefehls fuhr Mario F. mit einem LKA-Auto vor, trotz eines durch einen Staatsanwalt verhängten Besuchsverbots für LKA-Angehörige besuchten der V-Mann-Führer und ein Kollege Mario F. in der U-Haft.
Es wird spannend: Warum drei LKA-Beamte an einem Tag aussagen sollen
Einer hat sich mit Urlaub entschuldigt. Der andere, V-Mann-Führer Norbert K., wollte ohne seinen terminlich verhinderten Verteidiger nicht aussagen. Mario F.’s Verteidiger Alexander Schmidtgall, Hans-Jochen Schrepfer und Norman Jacob bestanden darauf, drei für den Prozess geladene Zeugen des LKA an einem Tag zu hören. Die Strafkammer unter Vorsitz von Konrad Döpfner folgte dem Antrag: Ex-V-Mann-Führer Norbert K., ein Hauptkommissar aus Unterfranken, Kriminaldirektor Mario H. und Hauptkommissar Dieter W., der zweite V-Mann-Führer von Mario F., sollen nunmehr am 10. März vernommen werden. Die drei Kriminalbeamten sind Beschuldigte bei den Ermittlungen der Kripo Nürnberg im Zusammenhang mit der V-Mann-Affäre. Unter anderem wird ihnen Strafvereitelung im Amt vorgeworfen. Warum die Zeugen an einem Tag vernommen werden sollen? Die Verteidiger begründen das mit der Gefahr einer Aussage-Absprache. In Beweisanträgen, in denen aus den Ermittlungsakten gegen die LKA-Beamten zitiert wird, erinnerte Verteidiger Schmidtgall an mutmaßliche Absprachen der Zeugen im ersten Prozess gegen Mario F. Damals sei ein Prozessbeobachter des LKA im Sitzungssaal gewesen, der über Monate Protokoll führte und die Inhalte von Aussagen an die – heute beschuldigten Kollegen – weitergegeben habe. Genüsslich zitierte Schmidtgall aus einer E-Mail des V-Mann-Führers Norbert K., der glaubt nach seiner Vernehmung im ersten Prozess gut aus der Angelegenheit herausgekommen zu sein: „Darauf heute ein Prost!“ Oder aus einem Schreiben des LKA-„Prozessbeobachters“: „Für folgende Fragen solltest du heute gerüstet sein.“
Die Verlegung der Zeugenaussagen der LKA-Beamten hat eine unerwartete Folge: Nun wird vor den Aussagen der LKA-Beamten der Ermittler der Nürnberger Kripo aussagen, der gegen die drei ermittelt. Es wird richtig spannend im V-Mann-Prozess.
Der Prozess wird am 23. Februar fortgesetzt.