V-Mann-Affäre: Kontrollverlust

Von Manfred Scherer
 Foto: red

Wir wollen Sicherheit. Dass organisierte Drogendealer nicht das ganze Gift ins Land bringen. Dass kriminelle Banden sich nicht unbehelligt ausbreiten.

 
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Um Strukturen der organisierten Kriminalität aufzubrechen, braucht es V-Leute. Es braucht Infiltration.

V-Mann, das heißt: Vertrauensperson. Eine Person, die Vertrauen genießt und die darauf vertrauen können muss, dass sie vertraulich behandelt wird. Fliegt ein V-Mann auf, ist er in Gefahr.

Deshalb arbeiten V-Leute im Geheimen, quasi unter Verschluss. Weil das so ist, ist aber diese Art der Verbrechensbekämpfung einer wirksamen inneren Kontrolle entzogen. Die Kontrolle liegt beim V-Mann-Führer. Viel zu oft gibt es in der Szene eine Kumpanei zwischen V-Leuten und ihren V-Mann-Führern. Erfolge, aber auch Misserfolge fallen auf den Kontrolleur zurück. Ein schwerer Job in der Polizei. Was, wenn eine Ermittlung aus dem Ruder läuft, wenn ein V-Mann Straftaten begeht? Durch die gängige Geheimhaltung erfährt man selten davon. Nur manchmal, wenn ein Straftäter vor Gericht allzu billig davon kommt, gibt es Gerüchte: Absprachen hinten rum, dass da jemand geschützt werden muss, dass er ein wertvoller Informant sei...

Die nun bekannt gewordene V-Mann-Affäre, die zu Ermittlungen im LKA Nordbayern geführt hat, zeigt deutlich: Bei der strafrechtlichen Aufarbeitung von Delikten, die unter Einsatz von V-Leuten ermittelt werden, gerät eines der wichtigsten Rechtsgüter in Gefahr: Die Öffentlichkeit der Hauptverhandlung. Deshalb: Vertrauen ist gut. Mehr Kontrolle wäre besser. Und zwar durch die Justiz und nicht durch die Polizei.

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