Warum Geld raus ziehen?
Der 64-Jährige erklärt außerdem, er habe ein privates Darlehen aufgenommen, um das Unternehmen zu stärken. Er habe sich aufgrund der guten Auftragslage gewundert, warum es trotzdem mit dem Betrieb bergab ging. Es sei ihm "gespenstisch" vorgekommen, dass er trotz eines großen Staatsauftrags, kaum mehr Geld übrig hatte, um die Gehälter zu bezahlen. Es würde allerdings keinen Sinn ergeben, erst einen Privatkredit aufzunehmen, um das Geld danach in kürzester Zeit "wieder raus zu ziehen". Die 23 von ihm ersteigerten Garagen will er mit dem Geld aus einer Lebensversicherung bezahlt haben. 15 weitere Garagen zum Preis von je 3800 Euro habe er gebaut. Zudem habe er ein ererbtes Grundstück verkauft.
Rechnung fiktiv, Lieferant real
Die Scheinrechnungen sollen einem realen Lieferanten der Firma unter geschoben worden sein. Das Gericht will nun deren Umsätze in dem Zeitraum von 2009 bis 2014 überprüfen. Die Überweisungen auf die privaten Konten des Bilanzbuchhalters waren als Sammelüberweisungen getarnt. Unterlagen darüber gibt es keine, bis auf ein Schriftstück. "Aber so funktioniert keine Steuerhinterziehung", ist Richter Yves Döll überzeugt.
Dem früheren Chef ist die Wut auf den einstigen Angestellten anzumerken. Seit der das Unternehmen verlassen habe, gehe es dem Geschäft wieder super. "Ich war zu naiv, zu vertrauensselig", stellt er fassungslos fest. Die finanziellen Sorgen hätten ihn damals regelrecht krank gemacht. Daher sei er wegen Depression und Erschöpfung in Behandlung gewesen. "Ich will alles offen legen, damit die Leute sehen, dass ich nichts zu verbergen habe", beteuert er gegenüber dem Gericht.
Im Tarnanzug ins Büro
Der Mitarbeiter hat sich offenbar ebenfalls verändert: Früher sei er geschniegelt und im Anzug im Chrysler vorgefahren, erzählt der Zeuge. Auf einmal sei er aber im dreckigen Kampfanzug und mit Springerstiefeln auf die Arbeit gekommen. Seiner früheren Freundin habe er ein Pferd gekauft und habe den "großen Macker gespielt". Die Beziehung sei zerbrochen, schildert der 64-Jährige. "Dann muss er einen Knacks gekriegt haben". Einen Teil des Baumaterials für den Bunker scheint er über seinen früheren Arbeitgeber bezogen zu haben. Es sei vereinbart worden, so der Angeklagte, dass die Rechnungsbeträge vom Gehalt abgezogen würden. Der Ex-Chef weist zurück, dazu sein Einverständnis gegeben zu haben.
Damit steht erneut Aussage gegen Aussage. Wer Recht hat, wird das Gericht zu entscheiden haben, dem noch etliche Verhandlungstage bevorstehen.