Aussage gegen Aussage Untreue-Prozess: Ex-Chef wehrt sich gegen Vorwürfe

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Das Gericht hat das Verfahren gegen den Bunkerbauer eröffnet. Vorgeworfen wird ihm auch, rund 240.000 Euro unterschlagen zu haben. Diese soll er in den Umbau seines Wohnhauses plus Schutzraum gesteckt haben. Foto: Polizei Foto: red

Brutal und eiskalt. Ein Lügner. So beschreibt sein früherer Chef den Angeklagten im Untreue-Prozess am Landgericht Bayreuth. Seine Version der Geschehnisse ist eine ganz andere.

 
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Der Bunkerbauer aus Himmelkron soll laut Anklage seinen einstigen Arbeitgeber um 240 000 Euro betrogen haben. Dabei soll sich der damalige kaufmännische Leiter der Firma immer wieder Geld auf Privatkonten überwiesen haben. Das ist der Staatsanwaltschaft zufolge in den Jahren 2009/2010 und 2012/13 in 28 Fällen geschehen.

Bargeld in Umschlägen

Bisher gibt der 36-jährige Angeklagte zu, Scheinrechnungen erstellt zu haben. Das Geld will er sich aber mit Wissen seines Ex-Chefs überwiesen haben. Er habe eine gewisse Summe jeweils bar abgehoben: 75 Prozent davon habe er in einen Umschlag getan und dem Unternehmer übergeben; den Rest habe er für sich verwenden können.

Betrieb lief "bombastisch"

Das bestreitet der Unternehmer aus dem Landkreis jedoch entschieden. Bis 2006 sei im Betrieb alles "bombastisch" gelaufen, sagt er aufgebracht am Dienstag, als er vom Gericht als Zeuge vernommen wird. Doch plötzlich sei das Unternehmen in die Schieflage geraten. Und dafür gibt er dem Angeklagten die Schuld, dessen Namen er nicht mal mehr aussprechen will.

Mit der Vorgängerin des Bilanzbuchhalters habe es keinerlei Probleme gegeben. Ihrem Nachfolger, im Unternehmen selbst ausgebildet und landesweit der beste Absolvent, habe er ebenfalls vertraut. Erst als bei der Bank wegen einer Kreditanfrage im Jahr 2013 alle Zahlen vorgelegt werden mussten, kamen Zweifel an den Bilanzen und Buchungen auf.

"Ich habe meine Steuern immer bezahlt"

"Ich habe nie gedacht, dass so etwas passieren kann", sagt der Zeuge mit bebender Stimme. Was der Angeklagte ihm vorwerfe, sei alles seiner Fantasie entsprungen. Er habe "keine gemeinsame Sache", mit dem 36-Jährigen gemacht. Der Unternehmer bestritt, jemals Scheinrechnungen unterschrieben zu haben, um Steuern zu hinter ziehen. "Ich habe meine Steuern immer bezahlt."

Warum Geld raus ziehen?

Der 64-Jährige erklärt außerdem, er habe ein privates Darlehen aufgenommen, um das Unternehmen zu stärken. Er habe sich aufgrund der guten Auftragslage gewundert, warum es trotzdem mit dem Betrieb bergab ging. Es sei ihm "gespenstisch" vorgekommen, dass er trotz eines großen Staatsauftrags, kaum mehr Geld übrig hatte, um die Gehälter zu bezahlen. Es würde allerdings keinen Sinn ergeben, erst einen Privatkredit aufzunehmen, um das Geld danach in kürzester Zeit "wieder raus zu ziehen".  Die 23 von ihm ersteigerten Garagen will er mit dem Geld aus einer Lebensversicherung bezahlt haben. 15 weitere Garagen zum Preis von je 3800 Euro habe er gebaut. Zudem habe er ein ererbtes Grundstück verkauft.

Rechnung fiktiv, Lieferant real

Die Scheinrechnungen sollen einem realen Lieferanten der Firma unter geschoben worden sein. Das Gericht will nun deren Umsätze in dem Zeitraum von 2009 bis 2014 überprüfen. Die Überweisungen auf die privaten Konten des Bilanzbuchhalters waren als Sammelüberweisungen getarnt. Unterlagen darüber gibt es keine, bis auf ein Schriftstück. "Aber so funktioniert keine Steuerhinterziehung", ist Richter Yves Döll überzeugt.

Dem früheren Chef ist die Wut auf den einstigen Angestellten anzumerken. Seit der das Unternehmen verlassen habe, gehe es dem Geschäft wieder super. "Ich war zu naiv, zu vertrauensselig", stellt er fassungslos fest. Die finanziellen Sorgen hätten ihn damals regelrecht krank gemacht. Daher sei er wegen Depression und Erschöpfung in Behandlung gewesen. "Ich will alles offen legen, damit die Leute sehen, dass ich nichts zu verbergen habe", beteuert er gegenüber dem Gericht.

Im Tarnanzug ins Büro

Der Mitarbeiter hat sich offenbar ebenfalls verändert: Früher sei er geschniegelt und im Anzug im Chrysler vorgefahren, erzählt der Zeuge. Auf einmal sei er aber im dreckigen Kampfanzug und mit Springerstiefeln auf die Arbeit gekommen. Seiner früheren Freundin habe er ein Pferd gekauft und habe den "großen Macker gespielt". Die Beziehung sei zerbrochen, schildert der 64-Jährige. "Dann muss er einen Knacks gekriegt haben". Einen Teil des Baumaterials für den Bunker scheint er über seinen früheren Arbeitgeber bezogen zu haben. Es sei vereinbart worden, so der Angeklagte, dass die Rechnungsbeträge vom Gehalt abgezogen würden. Der Ex-Chef weist zurück, dazu sein Einverständnis gegeben zu haben.

Damit steht erneut Aussage gegen Aussage. Wer Recht hat, wird das Gericht zu entscheiden haben, dem noch etliche Verhandlungstage bevorstehen.

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