Unternehmer, Arzt, Autor und Humanist

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 Foto: red

Cay von Fournier hat bereits mit 50 Jahren ein bewegtes Leben hinter sich. Er hat sich immer wieder neu erfunden. Wie macht der Chef von Schmidt-Colleg das?

 
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Ursprünglich galt seine ganze Leidenschaft der Medizin. Cay von Fournier wollte unbedingt Arzt werden. Inspiriert hatte ihn der Universal-Gelehrte Albert Schweitzer. Dessen Lehre von der Ehrfurcht vor dem Leben hat Fournier schon in jungen Jahren beeindruckt und bis heute Spuren in seinem Leben hinterlassen.

Drittes Berufsleben

Fournier wuchs in Oberfranken auf. Beim Roten Kreuz in Forchheim und als ehrenamtlicher Rettungssanitäter hatte er erste medizinische Erfahrung gesammelt, ehe er studierte und Facharzt für Chirurgie wurde. Anderen Menschen zu helfen, das sei mehr als ein Beruf, eher eine Berufung, sagt Fournier, der mittlerweile längst mittendrin ist in seinem dritten Berufsleben – als Unternehmer und Vortragsredner.

Heute ist er Chef von Schmidt-Colleg. Das in Berlin und im oberpfälzischen Waldershof ansässige Unternehmen berät seit mehr als 30 Jahren mittelständische Unternehmen und Freiberufler. Bei den Collegtagen, die regelmäßig in Bayreuth stattfinden, halten bekannte Persönlichkeiten aus Sport, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik Vorträge.

Gefragter Refernt

Fournier ist selbst ein gefragter Referent. Sein rhetorisches Können hat er sich mit viel Training erarbeitet. An seine ersten Seminare im Auftrag von Josef Schmidt, dem Grandseigneur des deutschen Mittelstands-Managements und Gründer von Schmidt-Colleg, erinnert er sich noch heute. Fournier sprach vor Jugendlichen und immer, wenn er zu schnell wurde, nahm Schmidt seinen Stift und klopfte auf den Tisch. „Dann wusste ich, dass ich etwas Tempo rausnehmen muss.“

Fournier sieht Schmidt als seinen Mentor an, dem er noch heute verbunden ist. Die Themen Wirtschaft, Ethik und Philosophie zu verbinden – das habe ihn von Anfang beeindruckt, betont Fournier. Auch der Gedanke, dass Unternehmen neben der existenzsichernden Aufgabe, Gewinne zu erwirtschaften eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung tragen, habe ihm gefallen.

Rasanter Wandel

Seit 2002 ist der 50-Jährige Inhaber von Schmidt-Colleg. Zuvor hatte der promovierte Mediziner und Wirtschaftswissenschaftler als Arzt am Virchow-Klinikum der Berliner Charité gearbeitet und war für die Strategieberatung von Accenture tätig.

Warum er sich dann für das Unternehmerdasein entschied? „Freiheit hat für mich einen großen Stellenwert“, antwortet Fournier. Klar, als Unternehmer müsse man viel arbeiten und sich immer wieder dem Wandel stellen. Nicht zuletzt trage man Verantwortung für die Mitarbeiter. Herausforderungen, deren sich der gebürtige Kieler bewusst ist: „Je freier man sein will, desto mehr muss man auf Sicherheit verzichten.“

In Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung ist der Beratungsbedarf der Unternehmen größer denn je. „Veränderungen mussten sich Unternehmen schon immer stellen. Die große Herausforderung ist aber das Tempo, denn der technologische Wandel verläuft rasant“, macht Fournier deutlich. In einer immer stärker vernetzten und beschleunigten Wirtschaftswelt seien Unternehmer und Führungskräfte auf gute Mitarbeiter angewiesen.

Wertschätzung

Der Chef von Schmidt-Colleg plädiert für einen Führungsstil, der sich an Werten orientiert, Vertrauen schafft und die Stärken des jeweiligen Mitarbeiters zur Geltung bringt Für ihn gilt: Wertschätzung bringt Wertschöpfung. Eindringlich warnt Fournier vor der Einstellung, dass der Wert eines Unternehmens nur anhand von Zahlen und Daten gemessen werden kann. „Das ist viel zu kurzsichtig.“ Trotz aller modernen Technologien – der Mensch müsse im Mittelpunkt der Wirtschaft stehen, fordert er. „Wir brauchen eine humane Marktwirtschaft.“

Fournier ist erfolgreicher Buchautor („Exzellenz im Mittelstand“, „Der perfekte Chef“, „Führen mit dem inneren Schweinehund“), 2011 bekam er den Trainerbuchpreis. Vor Kurzem wurde Schmidt-Colleg beim Mittelstands-Summit in Essen als „Top Consultant“ geehrt. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff übergab den Preis.

Solche Auszeichnungen wertet Fournier als „Bestätigung unserer guten Arbeit“. Doch das Hauptaugenmerk seines Unternehmens liege darauf, dass „unsere Kunden glänzen. Wir wollen dazu beitragen, dass sie Preise bekommen“. Diese Dienstleistungsmentalität habe er bei seiner Tätigkeit für Accenture gelernt, sagt der 50-Jährige. Das Unternehmen ist einer der weltweit größten Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister.

Toleranz und Offenheit

Ein Gespräch mit dem Unternehmer ist sehr abwechslungsreich. Ob Medizin, Philosophie, Religion, Wirtschaft oder Politik – bei sämtlichen Themen sprudelt es nur so aus ihm heraus. Toleranz und Offenheit sind für ihn von großer Bedeutung. Er hat in den USA und Neuseeland Medizin studiert. Als junger Mann reiste er durch Afrika und Südamerika. Das hat ihn geprägt.

„Ich bin allergisch gegen jede Art von Dogmen“, betont Fournier. Über die Religionen sagt er: „Die Menschen streiten und bekämpfen sich wegen kleiner Unstimmigkeiten, anstatt die vielen und großen Gemeinsamkeiten zu sehen.“ Er sei überzeugt, dass die meisten Menschen auf der Welt die gleichen Wünsche haben: Familie, Glück und Wohlstand.

Der Arztberuf war einst Fourniers großer Traum. Er hat ihn verwirklicht und dann wieder aufgegeben. Er ist ein Mann, der Veränderungen nicht scheut. Die Philosophie Albert Schweitzers wird ihn aber ein Leben lang begleiten.

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