Gutes Beispiel, Theorie und Praxis zu verbinden, seien die dualen Studiengänge in Hof, sagt Trunk: „Damit waren wir in Bayern vorne dran." In Hof studieren junge Leute, die bereits in Unternehmen angestellt sind und Geld verdienen. Trunk verweist auf den Zulauf bei der beruflichen Bildung im IHK-Bereich: ein 24-Prozent-Plus zwischen 2005
Den starken Trend zum Gymnasium sieht Trunk mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Bei den Übertrittszahlen sind wir mittlerweile bei über 60 Prozent." Der Druck auf die Lehrer sei groß. „Es ist schon ein bisschen ein Problem, dass Eltern glaubten, ihre Kinder seien alle Einsteins und müssten aufs Gymnasium." CSU-Bildungspolitiker Rupprecht meint: „Wenn für nur 20 Prozent der Stellen auf dem Arbeitsmarkt ein akademischer Abschluss erforderlich ist, brauchen wir nicht 50 Prozent Studienanfänger pro Jahrgang."
33.000 unbesetzte Lehrstellen
Rund 33.000 Lehrstellen seien laut Berufsbildungsbericht unbesetzt geblieben. Es sei eine „Fehlentwicklung", dass das Abitur in Deutschland zum eigentlichen „Haupt"-Schulabschluss geworden sei. 20,9 Prozent der Entlassschüler begannen im Herbst vergangenen Jahres eine duale Ausbildung im oberfränkischen Handwerk, teilt die Kammer auf Anfrage mit. 3,5 Prozent der Lehrlinge haben die Hochschulreife.
Das Problem unbesetzter Lehrstellen sei ihm bewusst, so Professor Leible. „Aber das können wir nicht lösen, indem wir vom Studium abraten." Notwendig sei, die Zahl der Schüler ohne Abschluss zu verringern. Die sei mit 7,5 Prozent noch immer zu hoch. „Hier müssen wir ansetzen und diese jungen Menschen für eine berufliche Ausbildung qualifizieren." Leible erwartet eine weitere Akademisierung der Berufswelt. Er sagt: „Ich kann den Wunsch der jungen Menschen nach einem Studium gut verstehen."
- Im aktuellen Bildungsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist zwar erneut festgestellt worden, dass Deutschland deutlich weniger Akademiker hat als andere Industrienationen. Die OECD hebt aber diesmal hervor, mit seiner dualen Ausbildung schneide die Bundesrepublik gut ab: Mit einer Erwerbslosenquote von 5,8 Prozent liege sie weit unter dem Schnitt der 30 weltweit wichtigsten Industrienationen (7,3 Prozent).
Mit Material von dpa