Künftig arbeitet sie mit Profis
„Ich arbeite gerne in Cinemascope“, sagt die Regisseurin. Groß meint sie damit, mit vielen Leuten. Bis zu 500 waren es schon. Gelegenheit, groß zu arbeiten, hat sie seit 2007 auf der Freilichtbühne von Hallenberg im Hochsauerland. Auf dem Gelände eines stillgelegten Steinbruchs werden seit sieben Jahrzehnten Klassiker und religiöse Stücke aufgeführt. Auch dort sind die Parallelen zu Wunsiedel offenkundig: Die Spielfläche ist fast neunzig Meter breit und mehr als fünfzehn Meter tief, der Höhenunterschied beträgt gut zwölf Meter. Und die 1400 Zuschauer sitzen sämtlich unter einem schützenden Dach. Die Darsteller werden von einer computergesteuerten Beleuchtungsanlage ins Licht gesetzt und sind per Mikroport gut zu verstehen. Es gibt Nebel- und Effektmaschinen. Nur: In Hallenberg spielen Amateure, in Wunsiedel kann Birgit Simmler mit Profis arbeiten. Vielleicht setzt sie im Fichtelgebirge ihr Faible für starke Frauen fort? Auf die Festspielbühne in Hallenberg hat sie „Die Päpstin“ gebracht und zuletzt – als Musical-Weltpremiere – „Maria Magdalena“.
Schlossfestspiele mit Musicals
Im Innenhof des Landgrafenschlosses von Biedenkopf hat Simmler 2013 die Schlossfestspiele begründet, die sich auf deutschsprachige Musicals zu lokalen historischen Themen spezialisiert haben. Ein paar international tätige Musical-Profis kommen jedes Jahr dorthin, aber zumeist besteht das mehr als hundert Mitglieder zählende Ensemble aus lokalen Laiendarstellern. Zwei Produktionen haben die Festspiele bislang präsentiert: „Eingefädelt“ in den Jahren 2013 und 2014 sowie seit 2015 „Der Postraub“. Birgit Simmler hat das Stück, angelehnt an den historisch belegten Postkutschen-Überfall in der Subach im Mai 1822, selbst geschrieben und inszeniert.
Filmaufzeichnungen von den Proben zeigen sie als resolut zupackende Regisseurin, die eine Mitspielerin schon mal kurzerhand an der Hüfte umfasst, um sie auf die Position hinzustellen, die sie ihr zugedacht hat. Mit großen Gesten dirigiert sie ihre Darsteller. Sie erklärt, macht vor – notfalls mit Händen und Füßen. „Theater ist eine sehr körperliche Sache“, erläutert sie.
Sie liebt Aufwand
Ihre Schreie, bemerkt sie lachend, müsse man halt dann rausschneiden aus dem Film. Ja, Birgit Simmler kann auch mal laut werden. „Das muss man manchmal sein“, sagt die Frau. „Und es geht. Mein zweiter Name ist ,General‘.“ Jetzt muss sie selbst schon wieder lachen. Sie liebt Inszenierungen, „in denen viel Logistik mit drin ist“. Damit wird sie bestens auf die Luisenburg passen. „Darin bin ich stark, das weiß ich.“ Talent habe sie auch, ihren Darstellern als Regisseurin die Charaktere nahe zu bringen. In einem Youtube-Interview sagt sie, dass sie die Klassiker immer schon sehr gereizt hätten. Schließlich komme sie ja aus der Sprach- und Literaturwissenschaft. Schiller, Goethe. Auch Shakespeare. „Den würde ich unheimlich gerne mal inszenieren – in groß.“ Shakespeare in besonderem Format – das hat in der Luisenburg schon Tradition.