Frau Merk-Erbe, wie gehen Sie damit um, dass man zu Beginn des Wagner-Jahres überregional fast nur Negativschlagzeilen über Bayreuth liest?
Bayreuth braucht eine bessere Kulturpolitik – dies war einer der Sätze, mit denen Brigitte Merk-Erbe im Oberbürgermeisterwahlkampf auf sich aufmerksam machte. Neun Monate nach ihrer Wahl, drei Wochen nach Beginn des Wagner-Jahrs, macht Bayreuth kulturell vor allem mit Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam. Der Kurier hat Merk-Erbe zum Interview getroffen.
Frau Merk-Erbe, wie gehen Sie damit um, dass man zu Beginn des Wagner-Jahres überregional fast nur Negativschlagzeilen über Bayreuth liest?
Brigitte Merk-Erbe: Das gefällt mir natürlich nicht. So etwas gefällt niemandem, der an der Spitze einer Stadt steht. Wir müssen versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.
… sehr viele Beiträge haben den Tenor: Typisch Bayreuth, da funktioniert ja nie irgendwas.
Merk-Erbe: Eine Folgerung, die ja definitiv nicht stimmt. Nehmen wir nur mal die Sanierung des Opernhauses heraus: Dass das Haus jetzt saniert wird, ist seit Jahren klar. Das läuft in der Regie der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung; wir sind sehr dankbar, dass die das viele Geld in die Hand nehmen – wir reden da von 19 Millionen Euro. Dass das Opernhaus ein paar Wochen nach der Weltkulturerbe-Entscheidung geschlossen wird, war bekannt. Das ist unglücklich, aber nicht überraschend.
Und trotzdem sind Sie es, die öffentlich den Kopf hinhalten muss. So, wie sie beim Weltkulturerbe-Titel die Ernte einfahren, so haben Sie auch sehr viele andere Dinge.
Merk-Erbe: In dieser Situation ist jeder, der neu in ein Amt kommt. Natürlich übernimmt man in der ersten Zeit das Erbe des Vorgängers.
Wir meinen das ja nicht nur im Positiven.
Merk-Erbe: Ja, das ist mir schon klar. Ich übernehme ja auch Haus Wahnfried und den Museumsneubau, ich übernehme das Festspielhaus, ich hatte anfangs noch mit dem geplanten Kongresszentrum zu tun – das sind alles Dinge, die man übernimmt.
Bleiben wir mal beim Festspielhaus. Man kann ja sehr leicht den Eindruck haben, dass die Stadt nicht ganz unschuldig ist daran, dass das Haus im Wagner-Jahr eingerüstet ist. Die CSU besteht darauf, dass die Situation eine andere wäre, wenn Sie das Gutachten zur Sanierung im Mai dem Stadtrat zur Kenntnis gegeben hätten, anstatt es unter Verschluss zu halten.
Merk-Erbe: Das stimmt definitiv so nicht…
Warum geben Sie es denn nicht frei?
Merk-Erbe: …und ich bin überzeugt davon, dass Sie wissen, wie es richtig ist. Fakt ist, dass es im Mai ein Gutachten des Architekturbüros Stiefler und Seiler gab – zur Sanierung des ganzen Festspielhauses. Da reden wir von einem Sanierungsbedarf von bis zu 48 Millionen Euro. Es steht nirgends in diesem Gutachten, dass Gefahr im Verzug ist. Das steht in einem zweiten Gutachten, Eingangsstempel 24. Oktober. Es ist bei den Festspielen am 18. Juli eingegangen. Hätten wir es früher bekommen, dann hätten wir früher reagieren können – aber wir haben dann ja auch sofort gehandelt.
Im Mai-Gutachten steht, die Fassade sei elementar und in der Substanz geschädigt – und müsse höchste Priorität haben. Zwei Jahre vorher ist der erste Brocken heruntergefallen. Das hat nicht dazu geführt, dass Sie den offenbar dringenden Handlungsbedarf erkennen?
Merk-Erbe: Wir haben den Handlungsbedarf erkannt und uns zusammengesetzt. Es gibt zig Verwaltungsratssitzungen, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben. Sicher.
Wir reden hier ja aber immerhin über das wichtigste Gebäude der Stadt. Eines der wenigen, das überregional bekannt ist.
Merk-Erbe: Ich habe in den Gremien auch immer wieder nachgefragt: Was muss getan werden? Was müssen wir sofort machen, was ist jetzt am dringendsten? Als dringend wurde immer wieder die Fassade eingestuft, aber eben nicht mit dem Hinweis, dass Gefahr im Verzug ist. Die dringendsten Dinge könnten zunächst aus dem normalen Bauunterhalt erledigt werden.
Sie sind ja als Oberbürgermeisterin nicht nur Stadtoberhaupt, sondern auch Geschäftsführerin der Richard-Wagner-Stiftung, die Eigentümerin – und Vermieterin – des Festspielhauses ist.
Merk-Erbe: Ja, deshalb ist es ja auch wichtig, dass wir diese Fragen klären. Das ist für uns alle wichtig.
Umso erstaunlicher, dass das Festspielhaus – bis zum Moment, in dem Gefahr im Verzug herrschte – auch nicht auf der Prioritätenliste des Stadtrats für Bauprojekte in naher Zukunft auftauchte.
Merk-Erbe: Da sind wir wieder bei der Frage nach den Zuständigkeiten. Wobei wir uns als Stadt da nicht zurückziehen und sagen, es geht uns nichts an. Wir werden mit Sicherheit unseren Teil beitragen.
Das auführliche Interview lesen Sie in der Freitagsausgabe (18. Januar) des Nordbayerischen Kuriers.