"Unersättlich": DGB-Chef kritisiert BAT

Von Katharina Wojczenko
Matthias Jena, Vorsitzender des DGB Bayern, spricht bei der Mahnwache vor BAT in Bayreuth. Foto: red Foto: red

Bei seinem Besuch der Mahnwache am Werk von British American Tobacco hat sich der Vorsitzende des DGB Bayern entsetzt über die Gier des britischen Managements gezeigt.

 
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Matthias Jena sagte laut einer Pressemitteilung: „Hier geht es einzig und alleine darum, aus ganz viel Gewinn noch mehr Gewinn zu machen. Die Gier mancher Manager ist einfach unersättlich – alles auf dem Rücken der Beschäftigten, deren Familien und einer ganzen Region."

BAT habe im vergangenen Geschäftsjahr etwa 5,8 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet. Allein im laufenden Jahr 2016 bis Mai einen Gewinn von etwa 2,2 Milliarden Euro.

"Überkapazitäten selbst geschaffen"

Das Management von BAT in London begründet den Abbau mit Überkapazitäten und dem Rückgang des Zigarettenmarktes um 17 Prozent.

Jena kritisierte: „Wenn es die Überkapazitäten wirklich geben sollte, dann hat BAT diese in den letzten Jahren mit seinen Fabriken und Übernahmen in Osteuropa selber geschaffen." Wegen 17 Prozent Rückgangs etwa 66 Prozent der Arbeitsplätze zu vernichten, sei skrupellos.

Jena: Bat hat nie ernsthaft mit Betriebsrat und Gewerkschaft verhandelt

Jena warf BAT vor, nie ernsthaft mit dem Betriebsrat und der zuständigen Gewerkschaft NGG verhandelt zu haben, um einvernehmliche Lösungen zum Erhalt der Arbeitsplätze zu finden. Betriebsrat und NGG seien zu solchen Verhandlungen bereit gewesen.

BAT widerspricht

Das Unternehmen sieht das anders: "Seit 2015 wurden intensive Gespräche zwischen der Geschäftsführung von BAT mit dem Betriebsrat Bayreuth sowie der Gewerkschaft NGG über die Zukunft des Standorts geführt", schreibt eine Sprecherin auf Kurier-Anfrage.

Ziel sei gewesen, die Flexibilität zu erhöhen, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Kosten zu senken. "Gemeinsam wurden zahlreiche Maßnahmen vereinbart. Diese wurden im Rahmen der strategischen Überprüfung berücksichtigt."

DGB und SPD: Belegschaft soll bei Standortverlagerung mitreden

Jena forderte Korrekturen der Mitbestimmungsrechte bei Standortverlagerungen. „Es kann doch nicht sein, dass Belegschaften bei Entscheidungen wie hier bei BAT, bei der es im Kern um nichts anderes als um eine Standortverlagerung zur Gewinnmaximierung geht, kein Mitbestimmungsrecht haben. Diese Menschen haben jahrelang die Taschen von BAT gefüllt.“

Dieser Forderung schloss sich die SPD-Landtagsfraktion am Donnerstag an.

„Es ist völlig unzureichend, wenn der Betriebsrat zwar beim Kantinenessen mitreden darf, nicht aber bei so existenziellen Dingen wie einer Werkverlagerung zur puren Gewinnmaximierung", sagt Landtagsabgeordneter Christoph Rabenstein in der Mitteilung. "Hier brauchen wir auf Bundesebene schärfere Regeln für mehr Mitbestimmung."

Nach Angaben der Gewerkschaft NGG hörten etwa 100 Menschen bei der Mahnwache Jenas Worte.

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