Landrat hält hohe Förderung für realistisch – VR-Bank wartet, ob Bürgerbegehren kommt – Gegner beraten sich Umgehungsstraße: Wunschbeginn ist 2014

Von Christina Knorz
Umgehung, Straße, Bindlacher Berg am 19.03.2013. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Der Beschluss des Gemeinderats zur Umgehungsstraße ist Startschuss für viel Arbeit: Landratsamt, Bürgermeister und Gegner arbeiten intensiv an dem Projekt. Der Vorentwurf für den Ausbau der Kreisstraße liegt jetzt im Landratsamt. Techniker prüfen, ob das Bindlacher Ingenieurbüro Wolf & Schneider richtig gerechnet hat. Dann wird es spannend.

 
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„Die Regierung muss die Förderfähigkeit und die Förderhöhe festlegen", sagt Bürgermeister Gerald Kolb. In den letzten Jahren ist der Eingangsfördersatz gesunken. Jetzt liegt er bei 40 Prozent. Mit guten Gründen lasse sich das hochschrauben. Landrat Hermann Hübner hält es für realistisch, dass sich der Kreis mit 50 Prozent an dem 4,3-Millionen-Euro-Projekt beteiligt. Versprochen sei das nicht. Aber: „Das ist das Ziel." Kolb und Hübner hoffen, dass das Fördergeld heuer bewilligt wird. Der Antrag dafür muss bis Ende August bei der Regierung eingehen.

Einmal drin im Fördertopf, könne das Projekt auf einige Jahre und Bauabschnitte verteilt, gebaut werden. Im Bindlacher Haushalt sind 90.000 Euro für die Vorplanung vorgesehen. Ab 2014 will man die Umgehung mit drin haben. „In zwei Jahren ist das Projekt nicht zu schaffen", sagt Landrat Hübner. Im Gemeinderat kursiert die Idee, das Projekt in drei Jahren über die Bühne zu bekommen. Bei einer 50-prozentigen Förderung durch den Kreis müsste die Gemeinde jeweils 70.000 Euro auf drei Jahre vorhalten.

Werner Prietz hat den „harten Kern der Bürgerinitiative" informiert. „Ich habe entrüstete Anrufe bekommen, wie der Gemeinderat das einfach machen konnte", sagt der Initiator der Bürgerinitiative von 2010. Die Pläne öffentlich zu machen und dann gleich zu beschließen sei ein „Ad-hoc-Verfahren". „Es ist schon seltsam, dass die Pläne nicht vorher öffentlich gemacht wurden", sagt Prietz. Er werde sich mit seinen Mitstreitern zusammensetzen. Sofortigen Handlungsbedarf sieht er nicht. „Nach dem Förderantrag kommt die detaillierte Kostenkalkulation und der Finanzierungsplan. Darüber muss der Gemeinderat auch noch abstimmen. Wir haben also noch ein Vierteljahr Zeit."

Die Goldkronacher Straße wurde vor fünf Jahren von einer Gemeinde- in eine Kreisstraße umgewidmet. Das ist der Grund, warum die von den Anwohnern gewünschte Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h nicht möglich war. Das ist aber auch der Grund, warum der Landkreis der Gemeinde die Pistole auf die Brust gesetzt hatte, zu einer nun am Montag getroffenen Entscheidung zu kommen. „Der Zustand der Straße war einfach nicht länger tragbar", sagt Landrat Hübner, in seiner Funktion oberster Hüter der Kreisstraßen.

"Die Leute sollen sehen, dass sich am Berg etwas tut."

Die Gemeinde will beim Kreis die Bauaufteilung durchsetzen: Laut Vorentwurf beginnt der Ausbau an der Anschlussstelle zur Staatsstraße nach Dressendorf. „Wir würden aber lieber am anderen Ende, bei den Panzerplatten ansetzen", sagt Gemeinderat Wolfgang Fischer. „Die Leute sollen sehen, dass sich am Berg etwas tut." Zumal die Sanierung der Goldkronacherstraße im Wohngebiet wohl ans Ende des Bauprojekts rückt. Sie wird dann übrigens wieder zurückgewidmet in eine Gemeindestraße. „Dann müssen wir die Sanierung wahrscheinlich auch aus eigener Tasche zahlen", sagt Bürgermeister Kolb. Dann könne er aber auch die Geschwindigkeitsbegrenzung umsetzen.

Der kleine Unterscheid geht ins Geld: Ob eine Straße als Kreis- oder Gemeindestraße ausgebaut wird, sei ein beträchtlicher Unterschied, sagt Verwaltungsleiter Karl-Heinz Maisel. Das zeigt sich auch in der Kostenschätzung: Für die Goldkronacher Straße im Wohngebiet sind zwischen 250.000 und 350.000 Euro angesetzt, für die Goldkronacher Straße im Gewerbegebiet 1,1 Millionen Euro – dabei haben beide Stücke ungefähr dieselbe Länge. „Teuer ist der Rückbau der Straße", sagt Maisel. „Der gesamte Beton muss aufgeschnitten werden." Dazu müsse eine Kreisstraße genaue Anforderungen an Trassenführung und Fahrbahnbreite erfüllen. Im Wohngebiet müsse man darauf keine Rücksicht nehmen. „Da sanieren wir nur, was wir als Gemeindestraße brauchen."

Die VR-Bank will mit der Vermarktung ihrer 30 Bauflächen am Bindlacher Berg warten, bis klar sei, dass kein Bürgerbegehren kommt. „Das ist uns noch zu unsicher", sagt Prokurist Dieter Bialas. Er hat die Pläne für die Bauplätze am Berg seit Jahren in der Schublade. Parzellen und Straßenführung sind fertig. Der Bebauungsplan steht. Beworben worden seien die Flächen nie. „Niemand kauft Ihnen ein Grundstück ab, wenn noch nicht klar ist, ob hinter Ihrem Haus eine Umgehungsstraße gebaut wird." Kommt die Umgehung, will er ein Lärmschutzgutachten. Aber vor allem: „Ich will noch erleben, dass ich die verkaufen kann." Er ist 62. Drei Jahre noch. Bialas lacht. „Mal schauen, ob das noch was wird."

Foto: Wittek

Kommentar von Christina Knorz

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