Auf dem ehemaligen Kasernengelände der US-Streitkräfte befinden sich seit dem 1. September 2016 rund 1700 Anwärter für den Dienst bei der Bundespolizei in der Ausbildung. Im und vor dem einstigen Bowling-Center der US-Armee entstand in den vergangenen Monaten ein Übungsbahnhof als Polizei-Trainingszentrum (PTZ), in dem die jungen Anwärter künftig realitätsnahe Einsätze in Zügen und auf Bahnstationen üben können. Dazu mimen ältere, erfahrene Kollegen das „polizeiliche Gegenüber“ in den verschiedensten Situationen.
Einsatz bei Kneipenschlägereien
Wie Matthias Linz, der Fachkoordinator für das Bundespolizei-Training, bei einem Rundgang durch den Übungsbahnhof „Bamberg Hbf“ erläuterte, sollen nicht nur Einsätze auf Bahnhöfen und in verschiedenen Fern- und Nahverkehrszügen geübt werden, sondern auch im Umfeld. „Wir richten noch einen Raum als Bahnhofskneipe ein, um einen Einsatz bei einer Kneipenschlägerei trainieren zu können“, sagt Linz zu den weiteren Ausbauplänen.
In der ehemaligen Bowling-Halle sind in drei nachgebauten Waggons – in einem ICE-Wagen, einem Regionalzug-Wagen und in einem S-Bahn-Wagen – original Sitze und weitere Einrichtungsgegenstände der DB installiert. Im ICE-Waggon kann sogar künstlich Rauch erzeugt und über eine Entlüftungsanlage wieder abgesaugt werden.
Das wichtigste Übungs-Objekt steht im Freigelände neben dem „Empfangsgebäude“: ein original Doppelstockwaggon, den die DB aus Reichsbahn-Beständen übernommen hatte und in den 1990er-Jahren für den Nahverkehr modernisieren ließ.
Die letzte Reise
Im August trat dieser Waggon seine vorerst letzte Reise an: Vom Fahrzeug-Abstellareal in Mukran auf Rügen ging es auf dem Schienenweg nach Bamberg. Vom Bahnhof aus beförderte ein Tieflader den feuerroten Wagen bis zu seinem Bestimmungsort. Am Übungsbahnhof ließ die Bundespolizei in Zusammenarbeit mit der Bahn und dem Technischen Hilfswerk ein 30 Meter langes Gleis verlegen und dazu 25 Tonnen Kies und 60 Tonnen Schotter verbauen.
Bei der Vorstellung des nun fast fertigen Übungsbahnhofs unterstrichen die Vertreter der Bundespolizei und der Bahn die Bedeutung der Ordnungspartnerschaft. „Wir benötigen derartige realitätsnahe Trainingsmöglichkeiten, um bei der Ausbildung Gefahrensituationen darstellen zu können“, betonte Thomas Lehmann, der Leiter des Bundespolizei-Ausbildungszentrums in Bamberg.
Steigende Herausforderungen
Andreas Podding, der Ständige Vertreter des Präsidenten der Bundespolizei-Akademie, hob die ständig steigenden Herausforderungen der Bundespolizei bei der Gefahrenabwehr hervor. Podding erinnerte an die gewalttätigen Übergriffe im Umfeld des G20-Gipfels, an Ausschreitungen durch Hooligans und an die terroristische Gefahrenabwehr.
Klaus-Dieter Josel, der DB-Konzernbeauftragte für Bayern, hob die große Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen der Bundespolizei und der DB Sicherheit hervor. „Die Zusammenarbeit zwischen der Bundespolizei und der Bahn ist wichtig für die Sicherheit des gesamten Systems Bahn und für das Sicherheitsempfinden unserer Kunden“, betonte Josel.
Gemeinsames Training
„Im Rahmen der Ordnungspartnerschaft zwischen der Bahn und der Bundespolizei können Polizisten und Sicherheitskräfte nun auch in Bamberg gemeinsam trainieren“, freut sich Ralph-Peter Hänisch, der Geschäftsführer von DB Sicherheit.
Hänisch hält diese Teambildung bei Ausbildungen und Einsätzen für besonders wichtig. Mit der Enthüllung der Stationstafel „Bamberg Hbf“ übergaben die Redner den Übungsbahnhof seiner Bestimmung. Das Training für die Polizei-Anwärter soll Mitte Oktober beginnen. Zuvor öffnet die Bundespolizei das Übungsgelände für die in Öffentlichkeit.