Über Luthers erste Liebe

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Die Autorin Asta Scheib. Foto: Catherina Hess Foto: red

Sie schreibt Drehbücher, Essays, Gedichte und Romanbiografien. Am Dienstag, 17. Oktober, um 19.30 Uhr liest die Schriftstellerin Asta Scheib in der Hospitalkirche aus ihrem Roman „Sturm in den Himmel – Die Liebe des jungen Luther“. Im Interview spricht Scheib über ihre katholischen Wurzeln und Luthers erste Liebe.

 
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Frau Scheib, wie kommt es, dass Sie als Katholikin ausgerechnet einen Roman über Martin Luther schreiben?

Asta Scheib: Ich stamme tatsächlich aus einer stockkatholischen Familie und war schon als junges Mädchen sehr kritisch, weil ich gesehen habe, dass die katholische Kirche sehr vieles von dem, was sie predigt, selber nicht praktiziert. Ich habe mich da oftmals sehr unwohl gefühlt. Als ich dann als Schülerin begann, Luther zu lesen, hat mich das wirklich fasziniert.

Haben Sie überlegt, zu konvertieren?

Scheib: Das habe ich überlegt. Ich bin ja auch mit einem evangelischen Pfarrer verheiratet. Der würde das sehr gerne sehen. Ich bin zwar schwankend, aber dennoch meiner Kirche treu geblieben.

Was hält Sie an der katholischen Kirche?

Scheib: Vielleicht die Gene. Es gibt ja auch in der katholischen Kirche ganz tolle Menschen. Die katholische Kirche hat ja auch damit zu kämpfen, dass ihnen viele Gläubige den Rücken kehren. Aber ich habe da schon so eine Treue.

Was überwiegt in Ihrem Buch „Sturm in den Himmel – Die Liebe des jungen Luther“: das Fiktionale oder die historischen Fakten?

Scheib: Man kann das nicht so scharf trennen. Literatur definiert sich ja über die Fiktion. Und es ist ja so, dass ich Romane schreibe. Ich bin keine Sachbuchautorin. Ich gebärde mich auch nicht, als wäre ich eine. Ich lege Wert darauf, dass die Menschen, die meine Bücher lesen, mehr bekommen als ein Sachbuch mit trockenem Wissen. Aber ich versuche, mittels dieser Informationen einen Menschen zu zeichnen. Und laut Auskunft vieler Leser gelingt mir das offensichtlich. Die empfinden die Menschen in meinen Büchern als ganz lebendig und vertraut. Das ist mein erklärtes Ziel.

Wie sah Ihre Recherche zu dem Roman aus?

Scheib: Ich habe ja schon vor über 30 Jahren ein Buch geschrieben mit dem Titel „Die Kinder des Ungehorsams“, in dem es um Luther und Katharina von Bora geht. Sie waren ja beide aus dem Kloster entflohen und für vogelfrei erklärt worden. Damals hatte ich schon über Katharina von Bora keinerlei Nachlass gefunden. Ich habe dann versucht, in der Staatsbibliothek alles zusammenzuraffen, was ich über Luther finden konnte, und recherchiert, was er über seine Frau gesagt hat. Genauso habe ich bei „Sturm in den Himmel“ wieder arbeiten müssen, denn über den jungen Luther gibt es auch keinen Nachlass.

Diesen Freiraum wollten Sie ausfüllen.

Scheib: Unbedingt. Ich wusste so viel von Katharina von Bora. Sie war eine sehr kluge, hochgebildete Frau, die von ihrem vierten Lebensjahr an im Kloster war. Sie konnte flüssig Latein schreiben und sprechen. Dass eine solche Frau einfach von der Bildfläche verschwindet, konnte ich nicht so stehen lassen.

Meint der Zusatz im Titel Ihres Buches „Die Liebe des jungen Luther“ die Liebe zu Gott oder zu einem Menschen?

Scheib: Die Liebe zu Gott wird auch herausgearbeitet. Ich bin davon fasziniert, wie stark Martin Luther an Jesus Christus geglaubt hat. Das ist wirklich faszinierend. Luther ist schon sehr früh mit der katholischen Kirche in Berührung gekommen. Er wollte ja die katholische Kirche nicht vernichten, er wollte sie nur reformieren.

Wird man auch etwas über Luthers erste Liebe lesen?

Scheib: Auf jeden Fall. Luther hat die Frauen gemocht. Ich habe einen Brief gefunden, wo er schreibt, dass man von ihm sagen würde, er hätte mindestens drei Geliebte. Es gab Gerede um ihn.

Wie beurteilt Ihr Mann als evangelischer Pfarrer Ihr Buch?

Scheib: Er war zunächst gar nicht begeistert von dem Vorhaben und hat gesagt: Lass doch den Luther in Ruhe schlafen. Inzwischen hat er das Buch gelesen, und er findet es gut.

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