Über 60 Jahre Lektor in der Kirche

Von und Ralf Münch
Die Kirchenpflegerin Annemarie Görlich und Lektor Georg Müller vor der Kirche in Bernheck. Foto: Ralf Münch Foto: red

Fast 24 Jahre war Annemarie Görlich Pfarrsekretärin im katholischen Pfarramt in Neuhaus. Da hat sie viel mitbekommen, weiß so ziemlich alles über die Filialkirche St. Sebastian in Bernheck. Um den Buchstaben S geht es diesmal in der Serie Plech A bis Z. Deshalb wird auch der SV Plech vorgestellt.

 
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"Ich bin in Bernheck Kirchenpflegerin", erzählt die 70-Jährige. Das war eigentlich ganz selbstverständlich, dass sie diesen Posten übernimmt. Eigentlich gehört die katholische Kirchengemeinde in Bernheck zu Neuhaus. "Dort haben damals schon die meisten Katholiken gewohnt, als die Flüchtlinge aus Schlesien und dem Sudetenland kamen", so Görlich. In Plech selber hat es nicht so viele gegeben.

 Fußweg von fünf Kilometern

In den Gottesdienst sind sie dann entweder ins Plecher Schulhaus gegangen oder nach Neuhaus - gute fünf Kilometer - gelaufen. Das war dann für den Pegnitzer Dekan Franz Vogl und den Neuhauser Pfarrer Ludwig Wimplinger Grund, 1951 den Bau einer eigenen Kirche in Bernheck zu beschließen. Durch viele Spenden und Eigenleistung der Bürger beliefen sich die Gesamtkosten letztlich auf rund 33.000 Euro.

Kirche war 1953 fertig

Bereits zwei Jahre später wurde das neue Gotteshaus eingeweiht. Der Bau fand hauptsächlich durch zahlreiche Ortsbewohner statt. 1981 wurde die Leichenhalle errichtet, 1985 wurde der Turm der unter Denkmalschutz stehenden Kirche renoviert, 2003 die gesamte Kirche. Die Gestaltung der Außenanlagen erfolgte im Zuge der Dorferneuerung in Plech.

Die Kirche St. Sebastian fällt durch ihre moderne Bauweise auf. Es ist der Versuch einer modernen Lösung in einem Dorf. Sie steht knapp an einem Hang. Das Dach neigt sich einseitig entgegengesetzt der Hangneigung. Die Bedachung des Turmes gegenläufig. Die Stirnmauern stemmen sich schräg gegen den Abhang. Als Material für die Mauern des Turmes und die Stirnseiten des Schiffes wurden die Steine des Veldensteiner Forstes in Beton gebettet aufgetürmt.

Seitenwände aus glattem Beton

Die Stirnseiten des Schiffes mit den eingelegten Bruchsteinen sind innen wie außen schalungsrauh belassen. Die Seitenwände aus glattem Beton sind schlicht weiß. Die Decke liegt auf rot gestrichenen ungehobelten Nagelbindern und steigt gegen das hochgelegene Fensterband an. So schaut man automatisch nach oben. Für die damalige Zeit ungewöhnlich war, dass kein sogenannter Volksaltar errichtet wurde, sagt die Kirchenpflegerin. Normalerweise steht in katholischen Kirchen der Altar an der Wand und der Pfarrer steht mit dem Rücken zur Gemeinde.

Pfarrer wendet sich der Gemeinde zu

Der damalige Pegnitzer Dekan Vogl, der in Rom studiert hat, habe schon vor dem Kirchenbau sich quasi die Erlaubnis geholt, dass in St. Sebastian der Altar so errichtet wird, dass sich der Pfarrer beim Abendmahl der Gemeinde zuwendet. "Die Erlaubnis hat er zwar bekommen, aber trotzdem stand der Geistliche anfangs mit dem Rücken zum Volk", erzählt sie.

Georg Müller versieht seit Gründung der Filialkirche seinen Dienst als Lektor und trägt zum würdigen Wortgottesdienst bei. Einer der Hauptgründe: „Ich war vier Jahre lang in englischer Kriegsgefangenschaft. Zuerst in Holland, später dann in Ostfriesland. Ich habe das überlebt und bin unverletzt nach Bernheck gekommen. Für mich war es deshalb eine Pflichtaufgabe aus Dankbarkeit für die Kirche zu arbeiten“, sagt er.

Müller weiter: „Ich war schon als junger Mann mit der Kirche und mit dem damaligen Pfarrer Wimblinger verbunden. Es ist eine grundsätzliche Einstellung von mir, dann auch etwas für die Kirche zurückzugeben.“ Dass er immer noch beim Gottesdienst aktiv beiträgt, ist allerdings ungewöhnlich. Denn der Lektor ist inzwischen 94 Jahre alt. Müller: „Ich bin ja immer noch in der Lage, fühle mich fit und wohl.“ Und so lange das so ist, so lange werde er die Tätigkeit auf keinen Fall ablehnen und weiter als Lektor den Pfarrer unterstützen.

Die Kirchenpflegerin Annemarie Görlich kann bestätigen, dass Müller mit Leib und Seele bei der Kirche seinen Dienst tut: „Das wird er, solange er es noch kann, sich auf keinen Fall nehmen lassen.“

Fakten zum SV Plech

Zurzeit hat der SV Plech, der 1948 gegründet wurde, 300 Mitglieder, so zweiter Vorsitzender Frank Schuster. "Und wir haben für einen Verein auf dem Land ein großes Angebot", sagt er weiter. Am besten angenommen wird die Fußballsparte. Im Großfeldbereich von der U13 bis zur U19 gibt es eine Jugendspielgemeinschaft mit Neuhaus, Rupprechtstegen, Hartenstein, Alfalter und Velden. Im Kleinfeldbereich von der G- bis zur E-Mannschaft spielt der Nachwuchs in einer Spielgemeinschaft mit Velden. "So haben wir alle Jugendmannschaften besetzt", sagt Schuster. Und das sehr erfolgreich. 

Sonst gibt es noch eine Tennissparte und Gymnastikangebote mit Seniorenturnen, Fitness, Zumba und Piloxing - einer Mischung aus Boxen und Pilates. Außerdem gibt es einen Beachvolleyballplatz, der von der gesamten Bevölkerung genutzt werden kann, ebenso wie die vom SV ausgewiesenen Nordic-Walking-Stecken.

Aber nicht nur das Sportliche wird beim SV groß geschrieben. "Wir sind auch gesellschaftlich sehr aktiv", so Schuster. So gibt es jedes Jahr das Marktplatzfest und alle zwei Jahre richtet der Sportverein das Johannisfeuer aus - im Wechsel mit Hartenstein. Die erste Mannschaft veranstaltet die Sportplatzkirchweih. Auf große Resonanz stößt jedes Jahr auch das Fußballjugendcamp, an dem heuer rund 80 Kinder zwischen fünf und 16 Jahren teilnahmen. Nicht zuletzt sammelt der SV Altkleider und richtet einen Rädlesmarkt aus, von dessen Erlös ein Prozentteil dem Verein zugute kommt.

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